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Investoren: Nachhaltigkeitsdebatte leidet unter fehlenden politischen Rahmenbedingungen

Die Umsetzung von neuen ESG-Standards scheitere oft an der Politik oder an fehlenden Details in Regularien - so das Fazit der Diskussionen beim Sustainable Investor Summit in Wien.

„Wir in Europa haben die Überzeugung und die Regularien, um nachhaltiger zu investieren, aber uns fehlen die politischen Rahmenbedingungen“, betonte Günther Schiendl, Vorstandsmitglied der österreichischen VBV-Pensionskasse (8 Mrd. Euro verwaltetes Vermögen) beim Sustainable Investor Summit, organisiert vom Institutional Capital Forum und FNG in Wien.

Er brachte es überspitzt auf den Punkt: „Politiker sind zu feig, Entscheidungen zu treffen,” sagte Schiendl in Bezug auf Europa. In den USA sei das anders, wo man sich mit dem sogenannten Inflation Reduction Act traue Industriepolitik zu machen. Dieser werde in den USA der nachhaltigen Finanzwirtschaft zu großen Gewinnen verhelfen.

Auch Karin Schlemaier, Mitglied im Vorstand der Niederösterreichischen Vorsorgekasse (600 Mio. Euro verwaltetes Vermögen), stimmte Schiendl zu: „Mutige Entscheidungen der Politik wären wünschenswert.“ Derzeit gebe es oft Wünsche der Politik, Finanzströme in eine bestimmte Richtung zu lenken, aber die Rahmenbedingungen für solche Investitionen fehlten.

Das kritisierte auch Johannes Puhr, CEO der fair-finance Vorsorgekasse mit 1 Mrd. Euro verwaltetem Vermögen: „Eine der größten Hürden, die es bei nachhaltigen Investitionen zu überwinden gilt, sind die Regularien.” Bei einigen Investmentvorhaben sei die fair-finance schon daran gescheitert, dass der österreichische Regulator Investitionen in bestimmte Regionen oder Sektoren nicht oder nur in geringem Maß erlaubt.

„Das politische Ziel wird nicht in den rechtlichen Rahmenbedingungen abgebildet“, sagte Puhr über die Erreichung des Klimaziels.

Schiendl wünscht sich einen politischen Umschwung, wie in Australien: „Ich hatte ein Gespräch mit einem Vorstand des HESTA Super Fund und seit sich die neue Regierung auf Klima fokussiert hat, gibt es Gespräche auf Augenhöhe” zwischen Politik und institutionellen Anlegern. „Ich bin optimistisch, dass so etwas in Österreich auch passiert.”

Regularien brauchen Guidance
Bis dahin müsse es auch mehr Guidance in Sachen Regulierung geben, denn viele Details der neuen EU-Regularien seien noch unklar. Als Beispiel nannte er, dass rund 70% des VBV-Portfolios als Artikel-8- oder Artikel-9-konform ausgewiesen werden könne, aber nur 10% der Portfolioaktivitäten als Taxonomie-konform gelten. „Hier fehlen die genauen Ausführungen, wer soll sich da noch auskennen“, so Schiendl.

Schlemaier merkte an, dass sich „die Regulatorik teilweise rechts und links selbst überholt“, was eine große Herausforderung sowohl hinsichtlich Kosten als auch Ressourcen bedeute.

Als wichtige Entwicklung im Bereich nachhaltige Investitionen nannte Schiendl den Umstand, dass sich unterschiedliche Investoren auf unterschiedliche Themenfelder fokussieren. Auch innerhalb der VBV-Gruppe konzentriere sich die Pensionskasse auf Investitionen in Technologien, um den Klimawandel abzuschwächen, während die Vorsorgekasse (mit 5,5 Mrd. Euro an verwaltetem Vermögen) sich auf soziale Investitionen konzentriere. „Wenn sich alle ein wenig spezialisieren, dann entsteht mehr Impact als wenn wir all die gleichen Phrasen dreschen.”