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„Ein positiver Impact schließt eine marktübliche Rendite nicht aus“

IPE D.A.CH-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit John G. Levy, Director of Impact bei Franklin Real Asset Advisors, über Impact Investing und die Herausforderungen, entsprechende Erfolge im Portfolio zu messen und zu kommunizieren.

John Levy

IPE D.A.CH: Impact Investing ist ein sehr breiter Begriff. Lassen Sie uns zunächst einmal versuchen, eine Definition vorzunehmen. Was ist für Sie Impact Investing in drei Sätzen?
Levy: Für uns geht es beim Impact Investing darum, eine „Win-Win“-Anlage zu tätigen, die parallel zu einer finanziellen Rendite auch ein absichtliches positives soziales und ökologisches Ergebnis anstrebt. Anleger betrachten dies als eine Strategie der „doppelten Rendite“, bei der ihnen natürlich ein finanzieller Ertrag, aber auch die gesellschaftliche und ökologische Rendite wichtig ist. Und diese muss verwaltet und gemessen werden.

IPE D.A.CH: Sehen Sie immer noch die These im Markt, dass die eine Seite etwas von der anderen kostet?
Levy: Dieses Missverständnis gibt es in der Tat noch immer, dies ist aber so nicht der Fall. Wir sehen dies bei unseren Investments nicht. Entsprechend haben wir in unseren Fonds sowohl Investoren die sich für die Rendite und den Impact interessieren als auch Investoren denen es nur auf die Rendite ankommt. Ein positiver Impact schließt eine marktübliche Rendite nicht aus! Ganz im Gegenteil, ein Fokus auf die Wirkung kann einzigartige und finanziell attraktive Investitionsmöglichkeiten schaffen!

IPE D.A.CH: Wir sprechen über Ihre Real Asset Strategie mit Fokus auf Europa. Welche Art von Impact entsteht durch Ihre Investments?
Levy: Wir konzentrieren uns auf die so genannte soziale Infrastruktur, die wir als die materiellen Vermögenswerte definieren, die die sozialen Dienste beherbergen und erleichtern und die starke Gemeinschaften fördern. Zu den Schlüsselsektoren der sozialen Infrastruktur gehören Gesundheitsfürsorge, Bildung, erschwinglicher Wohnraum sowie Justiz und Notfalleinrichtungen. Es ist ein sehr aktiver Ansatz, der zum einen qualitativ hochwertige Betreiber bei Ihrer Expansion zu unterstützen und zum anderen auch unterdurchschnittliche Assets entsprechend nach vorne zu bringen.

IPE D.A.CH: Gibt es bei Ihnen einen Fokus auf einzelne SDGs?
Levy: Unsere Strategie für soziale Infrastruktur zielt auf sechs der 17 UN-SDGs als Schlüsselziele ab: Gute Gesundheit und Wohlbefinden; hochwertige Bildung; Frieden; Gerechtigkeit und starke Institutionen; nachhaltige Städte und Gemeinden; bezahlbare und saubere Energie sowie sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen. Die SDGs informieren über unsere Portfolioziele sowie über das gesamte Wirkungsmanagementsystem und den Prozess.

IPE D.A.CH: Wie sehen Sie dann den Impact des Fonds?
Levy: Etwas allgemeiner formuliert geht es zunächst einmal darum eine gesellschaftliche Herausforderung zu identifizieren, hier der Mangel an sozialer Infrastruktur in Europa. Dabei haben wir fünf Faktoren ausgemacht, wo wir konkret beitragen und Impact leisten können: langfristig gleichrichtete Interessen als Investor um nachhaltige Veränderungen zu erzielen und daraus abgeleitet Verbesserungen bei spezifischen Funktionen und in Umweltfragen, sowie zielgerichtete Erweiterungen der Objekte und ein partnerschaftliches Verhalten mit den Mietern bzw. dem jeweiligen Umfeld. Das Ziel am Ende ist die Zufriedenheit der Mieter bzw. Nutzer und ein Mehrwert für das Umfeld sowie auch die Eindämmung möglicher negativer Auswirkungen auf die Umwelt.

IPE D.A.CH: Wie geht es dann in die Messung?
Levy: Wir nutzen dabei den globalen Standard des Impact Management Projects, die ein System, genannt „The five dimensions of Impact“ entwickelt haben. Hiermit berichten Impact Investment Management an ihre Investoren. Zu der darin enthaltenen Frage der Messung kommen wir mit zehn Faktoren die wir jeweils bei unseren Assets erheben. Fünf auf der Umweltseite und fünf auf der gesellschaftlichen Seite. Hierbei erheben wir jeweils einen aktuellen Status und vergleichen diesen mit dem Zeitpunkt der Akquisition und auch mit dem gesteckten Ziel. Zu jedem Asset gibt es natürlich auch noch viele Key-Performance-Indikatoren (KPIs), die unseren Investoren den jeweiligen Impact entsprechend verdeutlichen.

IPE D.A.CH: Können Sie uns Ihr Vorgehen an einem Beispiel verdeutlichen?
Levy: Ein gutes Beispiel hier ist unser Projekt für bezahlbaren Wohnraum in Cambridge, einer Stadt in Großbritannien wo hierfür ein großer Mangel herrscht. Es handelt sich hierbei insbesondere um 24 Gebäude mit bezahlbaren Apartments für Studenten, die aber auch systemrelevanten Arbeitnehmern wie medizinischem Personal und älteren Einwohnern offenstehen. Uns ging es hier insbesondere um eine Verbesserung der Wohnqualität bei gleichzeitiger Gewissheit für die Mieter, hier einen langfristig verlässlichen Counterpart wie uns zu haben. In unserem Impact Report zu diesem Objekte gehen wir dann auch auf die weiteren relevanten Faktoren wie umweltrelevante Verbesserungen und das partnerschaftliche Verhalten mit den Mietern ein.

IPE D.A.CH: Stichwort partnerschaftliches Verhalten, wie setzen Sie dies um?
Levy: Für uns ist die Zusammenarbeit mit den Partnern und Ansprechpartnern vor Ort ganz wichtig. Nur so können Sie sich im Sinne eines Impacts auch um die Nutzer bzw. Bewohner verdient machen bzw. einen nachhaltigen Mehrwert bieten.

IPE D.A.CH: Was haben Sie die letzten Jahre bei der Messung von Impact gelernt, was sind die größten Herausforderungen bzw. Stolpersteine?
Levy: Eine gute und transparente Messung braucht zunächst einmal viel Zeit und Ressourcen. Es ist nichts was man nebenher machen könnte. Ein anderer Punkt ist die Datenqualität. Es ist noch relativ einfach die benötigten Daten zu definieren, aber das Sammeln ist – nicht nur aus Datenschutzgründen – oft nicht einfach.

IPE D.A.CH: Hat Covid-19 in irgendeiner Weise Impact Investing verändert?
Levy: Ja, Impact Investing gewinnt wegen Covid-19 mehr Aufmerksamkeit. Natürlich bekommen soziale Aspekte derzeit durchaus mehr Aufmerksamkeit und medizinische Einrichtungen stehen vermehrt im Fokus. Dennoch sind natürlich auch Umweltfragen weiterhin von großer Bedeutung. Grundsätzlich trägt Covid-19 auf einer positiven Seite zumindest dazu bei, dass soziale Einrichtungen – nicht nur Krankenhäuser- mehr Aufmerksamkeit bekommen und alle Beteiligten sich noch mehr um Gesundheit und Sicherheit kümmern. Wichtig ist hier am Ende, dass die Versorgungsqualität – egal ob staatlich oder privat zur Verfügung gestellt – auf einem hohen Niveau aufrechterhalten werden kann.

IPE D.A.CH: Besten Dank für diese Einblicke.