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„Als wir unser Unternehmen 2012 gegründet haben, gab es gerade zwei Dutzend investierbare europäische Infrastrukturmanager, Stand gestern sind es dagegen über 150“

IPE D.A.CH Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Michael Rieder, Gründungspartner und geschäftsführender Gesellschafter bei Palladio Partners über die Entwicklung der Assetklasse Infrastruktur in Deutschland und die Herausforderungen für Investoren und auch Asset Manager. Palladio Partners wurde als eigentümergeführte Investmentboutique mit Büros in Frankfurt und Luxemburg 2012 gegründet, beschäftigt heute ca. 80 Mitarbeiter/innen und verwaltet rund 9 Mrd. Euro.

Michael Rieder

IPE D.A.CH: Wie wichtig ist für Ihre Kunden die Spezialisierung bzw. der Fokus auf ein klares Thema wie bei Ihnen Infrastruktur?
Rieder: Investoren achten auf Spezialisierung und Glaubwürdigkeit der Asset Manager, das ist gerade im Sachwertebereich tatsächlich ein Trend, den wir über die letzten Jahre beobachten konnten. Das hat uns als Asset Management Boutique sehr geholfen, gerade die Entwicklung in die Tiefe, speziell auf die Bedürfnisse deutscher institutioneller Anleger ausgerichtet, zeichnet uns hier mittlerweile aus.

IPE D.A.CH: Wie hat sich das Marktumfeld für Sie als Infrastruktur Manager entwickelt. Oder anders herum gefragt, aus welchem Angebot kann der Investor mittlerweile auswählen?
Rieder: Als wir unser Unternehmen 2012 gegründet haben, gab es gerade zwei Dutzend investierbare europäische Infrastrukturmanager, Stand gestern sind es dagegen über 150. Wir haben eine rasante Entwicklung genommen, was für die Assetklasse gut ist. Für den Kunden aber bedeutet dies auch eine Art von „Dschungel“. Entsprechend wichtig ist mittlerweile das Thema Managerselektion und damit auch unsere Dienstleistung und Begleitung der Investoren in der Assetklasse.

IPE D.A.CH: Wie hat sich daraus bzw. parallel das Thema Direktinvestments entwickelt?
Rieder: Investoren wollten mit zunehmendem Aufbau der Anlageklasse Infrastruktur auch über Co- und Direktinvestments näher an den Infrastrukturobjekten sein, hier haben wir über die Jahre ebenfalls eine starke Expertise entwickelt. Dies auch gerade vor dem Hintergrund, dass viele deutsche Anleger gerne auch in inländische deutsche Infrastruktur investieren möchten.

IPE D.A.CH: Sie sprachen eingangs über die Glaubwürdigkeit, wie stark spielt hier auch die Transparenz als Manager eine Rolle?
Rieder: Auch das Thema der Transparenz hat massiv an Bedeutung gewonnen. Zum einen ist das Informationsbedürfnis der Anleger grundsätzlich stark gestiegen, auch in Verbindung mit dem größeren Gewicht von Infrastruktur im Portfolio, zum anderen tragen die immer weiter zunehmenden Reportingpflichten für viele Investorengruppen – man denke hier nur an den Bankensektor – dazu bei, dass sie das Reporting einen enormen Aufwand darstellt.

IPE D.A.CH: Glauben Sie, dass das Pendel hier absehbar – im positiven Sinne – wieder zurückschlägt? Schließlich werden private Gelder dringend für den Ausbau und Erhalt von Infrastrukturanlagen gebraucht…
Rieder: Ich bin Mitgründer und Vorstand der Initiative deutsche Infrastruktur e.V. und sehe gegenüber der Gründung vor ca. fünf Jahren, das dem Thema jetzt deutlich mehr Gehör geschenkt wird und sich auch größere Chancen bieten – insbesondere seitdem die neue Deutsche Bundesregierung an Bord ist und das Transformationsthema noch ernster genommen wird.

IPE D.A.CH: Sehen Sie vor diesem Hintergrund eine weitere Erhöhung der Infrastrukturquoten bei institutionellen Anlegern?
Rieder: Bei steigenden Zinsen hatten im vergangenen Jahr viele Investoren wieder stärker auf Fixed Income Produkte gesetzt. Mit tendenziell wieder sinkenden Renditen an den Kapitalmärkten, auch für Staatsanleihen, nimmt nun die relative Attraktivität von Infrastrukturinvestments jetzt zu. Auch die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeitskonzepten hilft natürlich, das Interesse an Infrastrukturinvestments weiter anzuheizen.


IPE D.A.CH: Wie hat sich Infrastruktur gegenüber anderen Sachwerten wie Immobilien bewährt?
Rieder: Wir sehen viele Investoren, die aktuell die Risiken bei Immobilieninvestments spüren, aber mit Infrastruktur sehr gut durch die schwierigen letzten Jahre gekommen sind. Die statistischen Drawdowns sind hier besser als in fast jeder anderen Anlageklasse. In Kombination mit einer hohen diversifizierenden Eigenschaft für das Portfolio ist die Assetklasse Infrastruktur damit fast unverzichtbar.

IPE D.A.CH: Gestatten Sie mir dennoch die Frage, wie stark leidet die Assetklasse unter dem Denominatoreffekt?
Rieder: Wir haben das gerade 2023 im Versicherungsbereich gesehen, aber insgesamt ist der Kapitalanlagebedarf bei institutionellen Anlegern weiterhin sehr groß. Viele Assetklassen sind dabei schon ausreichend bestückt, während Infrastruktur mit einer Portfolioallokation von gerade einmal 2-3% im Portfolio noch Potential hat. Es bieten sich auch aufgrund der dargelegten positiven Effekte Investitionschancen.

IPE D.A.CH: Hat auch das Thema Inflation hier etwas als „Trigger“ gewirkt?
Rieder: Definitiv! Infrastruktur ist eine Assetklasse die sich im Inflationsumfeld gut behauptet, denken Sie hier zum Beispiel an indexierte Autobahnmautverträge. In einer BAI Umfrage „What’s more to expect in 2023“ haben rund 70% der Investoren angegeben, dass Inflation für Infrastrukturinvestments gut oder zumindest neutral ist. Auch bei einer zu Grunde gelegten Stagflation gaben noch rund 50% der Befragten an, dies sei für Infrastrukturinvestments gut oder neutral.

IPE D.A.CH: Wir haben es mit dem Thema Transformation bereits ganz kurz angeschnitten, was sind die großen Infrastrukturthemen im deutschen Markt?
Rieder: Wir reden bei diesem Thema bei den Bereichen Digitalisierung und Energie von einem Investitionsbedarf von über 800 Mrd. Euro. Wenn ich mir nun daneben anschaue, dass der Anteil an privaten Infrastrukturinvestments in UK 16% beträgt und in Deutschland – als größere Volkswirtschaft – nur 7% darstellt, dann zeigt mir das den langen Weg auf, denn wir hier in Deutschland noch zu gehen haben. Wir haben also nicht nur einen immensen Bedarf, sondern starten auch noch als Schlusslicht in dieses Rennen.

IPE D.A.CH: Der immense Bedarf sollte aber auch interessante Investmentmöglichkeiten mit guten Renditen ermöglichen?
Rieder: Ganz klar, wir sehen neben verschiedenen globalen Möglichkeiten Deutschland als einen der spannendsten Märkte für die kommenden Jahre an. Das Thema Kommunikation bietet hier beispielsweise eine ganze Reihe an Themen wie Datencenter, Datenspeicher aber auch Glasfasernetze bzw. deren Ausbau.

IPE D.A.CH: Welche Rolle spielen hier die Stadtwerke, Sie haben immerhin mit der Palladio Kommunal eine eigene Tochter dazu gegründet?
Rieder: Wenn man sich anschaut wie viel Infrastrukturbedarf im kommunalen Bereich benötigt wird, dann sprechen wir hier über den größten Bedarf in Deutschland. Hier wollen wir institutionelles Kapital mit kommunalen Interessen zusammenbringen, das ist die große Herausforderung aber auch Chance für beide Seiten. Die ersten Projekte sind nach längerer Abstimmung jetzt angelaufen, ich bin hier sehr positiv, das ganze hat eine Perspektive – gerade wenn die lokale Pensionskasse damit lokale Projekte investieren kann.

IPE D.A.CH: Besten Dank für diese Einblicke.