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„Infrastructure Debt ist ein fester Bestandteil der institutionellen Asset Allocation geworden“

Die MEAG hat nach dem erfolgreichen und nahezu vollständigen Investitionsaufbau für den MEAG Infrastructure Debt Fund I (661 Mio. Euro) und aufgrund der hohen Nachfrage institutioneller Investoren kürzlich einen zweiten Infrastruktur-Debtfonds aufgelegt und zum Vertrieb zugelassen. IPE D.A.CH Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Thomas Bayerl, Head of Illiquid Assets Debt, zu den Vorzügen der Assetklasse.

Thomas Bayerl, MEAG

IPE D.A.CH: Worauf führen Sie das große Interesse von Anlegern an Infrastructure Debt zurück?
Bayerl: Ganz wichtig sind für viele institutionelle Adressen sicher die stabilen und über die gesamte Laufzeit planbaren Erträge. Natürlich zeigt die aktuelle Covid-19-Pandemie auch, dass Planungen – zum Beispiel bei Abhängigkeit vom Verkehrsaufkommen – auch in dieser Assetklasse abweichen können. Wenn diese Projekte aber gut strukturiert wurden, sollten sie ausreichend Puffer bieten, um die Fremdkapitalgeber weiter zu bedienen und gegebenenfalls auch Eingriffsmöglichkeiten geben. Die individuelle Kreditvereinbarung verhindert den Black-Box-Charakter.

IPE D.A.CH: Die einzelnen Projekte kommen trotzdem meist nicht „von der Stange“. Wie schätzen Sie die Möglichkeiten ein, als Investor mit zu strukturieren und gestalten?
Bayerl: Wir sehen von den Sponsoren der Projekte eine hohe Flexibilität für Fremdkapitalgeber, gerade was das Thema Risikoübernahme angeht. Hier gibt es eigentlich immer die Diskussion mit der Eigentümerseite, um für die FK-Geber eine passende Struktur zu schaffen.

IPE D.A.CH: Sehr oft wird von Investoren auch das Argument der Diversifikation für eine Anlage in Infrastruktur – sei es auf der Eigen- oder Fremdkapitalseite – genannt…
Bayerl: Sie haben mit der Assetklasse die Möglichkeit in Risiken zu investieren, die sie in anderen Bereichen der Kapitalanlage nicht haben. So ist z.B. das Rendite-Risikoprofil eines FK-Investments in eine Telekommunikationsinfrastruktur ein anderes als das bei einem Investment in die Deutsche Telekom Anleihe. Innerhalb der Assetklasse kommt es natürlich auf das eigene Team an, die Rendite-Risikoeigenschaften einzelner Projekte richtig zu beurteilen, aber insgesamt ist das Argument der Diversifikation sicher stichhaltig.

IPE D.A.CH: Wie steht es mit dem Thema Nachhaltigkeit/ESG in der Assetklasse?
Bayerl: Ich beziehe mich in diesem Zusammenhang gerne auf die Principles of Responsible Investment der UN. Man erkennt hier deutlich, dass Nachhaltigkeit nicht nur aus Klimaschutz besteht. Gerade bei regenerativen Energien ist zunächst einmal zu bedenken, dass die Klimabilanz für Produktion bzw. Aufbau zu Beginn negativ ist. Erst über die Jahre tragen diese Projekte dann zum Klimaschutz bei. Wichtig ist für uns daher der ganzheitliche Ansatz, der auch Governance als Thema und die sozialen Aspekte beinhaltet. Erst dann – und hier schließt sich der Kreis zu den UN-PRIs – können Sie das Thema Nachhaltigkeit – das wir uns auf die Fahnen geschrieben haben – auch wirklich umsetzen.

IPE D.A.CH: In welchen Sektoren sehen Sie aktuell die Mehrzahl der Projekte im Markt?
Bayerl: Die Sektoren Energie und Transport sind da sicher an erster Stelle zu nennen. Ansonsten sehen wir auch zunehmend Projekte im Bereich Telekommunikation, hauptsächlich beim Thema Glasfaser. Kategorisch ausgeschlossen sind Projekte welche nicht mit unseren Grundsätzen vereinbar sind. Dies sind z.B. Investitionen, welche einen direkten Bezug zu Energie aus Kohle oder Nuklear, Waffen, etc. haben.

IPE D.A.CH: Wie sehen Sie das Thema soziale Infrastruktur?
Bayerl: Hier kommt bislang noch zu wenig von der öffentlichen Hand. Grundsätzlich sind zum Beispiel Schulen oder Krankenhäuser sehr interessante und für die Gesellschaft wichtige Themen. Leider werden hier von staatlicher, speziell kommunaler, Seite viele Investitionen vor sich hergeschoben, obwohl institutionelle Anleger gerne in soziale Projekte in Deutschland investieren würden. Das Problem liegt nicht an diversen Renditeanforderungen der Investoren, sondern es werden schlicht keine Projekte auf den Weg gebracht.

IPE D.A.CH: Aus welchen Assetklassen sehen Sie Anleger in Infrastructure Debt kommen?
Bayerl: Wir selbst in der Unternehmensgruppe haben zunächst angefangen ähnlichen Assetklassen wie Unternehmensanleihen, die ja auch ein zugrunde liegendes Kreditrisiko beinhalten, zu substituieren. Blickt man genauer hin, ist das Risiko bei Infrastructure Debt durch verschiedene Mechanismen sogar besser abgesichert und die Rendite ist unter Berücksichtigung des Risikos meist höher. Insofern ist es dann auch kein Wunder, dass aus einer Beimischung schnell ein strategischer Investmentbaustein wurde. So sehe ich es auch bei vielen anderen Investoren. Infrastructure Debt ist ein fester Bestandteil der institutionellen Asset Allokation geworden.

IPE D.A.CH: Wie wichtig ist am Ende die Länderauswahl?
Bayerl: Man sollte nicht mit fixen Länderquoten arbeiten, es kommt immer auf das einzelne Projekt an. Wichtig ist für die Assetklasse letztlich, dass die Rechtsprechung bzw. der Rechtsraum des jeweiligen Landes verlässlich sind. Ansonsten kommt es auf das einzelne Projekt an und insbesondere auch, welche Währungen für den Investor in Frage kommen.

IPE D.A.CH: Wie sieht Ihr Investmentprozess aus?
Bayerl: Wir gehen aktuell mit rund 125 Projekten pro Jahr in die Screening-Phase, wovon rund ein Drittel es letztlich in die Due Diligence schaffen und einer intensiven Risikoprüfung unterworfen werden. Am Ende findet bei knapp der Hälfte davon, also bei rund 20 Projekten pro Jahr, ein Closing statt. Gerade bei den Themen Technik und Versicherung können wir dabei auf das umfangreiche und globale Know-how der Munich Re zurückgreifen, was uns meines Erachtens einen großen Vorteil gegenüber anderen Investoren verschafft. Viele andere Investoren winken bei komplexen und aufwändigen Projekten schnell ab.

IPE D.A.CH: Sehen Sie die aktuellen Projektzahlen auch weiterhin als realistisch an?
Bayerl: Wir haben als MEAG sicher das Glück zu den großen und bekannten Marktakteuren zu zählen und zudem gemeinsam mit der Munich Re bereits über 60 Projekte geprüft und akquiriert zu haben. Jeder Sponsor hat uns auf seiner Liste, da er um unsere Lieferfähigkeit und Professionalität weiß. Die weitere Pipeline würde ich als sehr gut bezeichnen. Wir sprechen hier von einigen hundert potenziell interessanten Projekten pro Jahr, welche die geforderten Prämissen an Sicherheit und Erträge erfüllen können. Je nach Rendite schauen wir dabei durchaus auch in den Core+ Bereich, die Finanzierung von Satelliten oder Rettungshubschraubern würde zum Beispiel darunter fallen. Es muss nur ein essenzieller Service dahinterstehen.

IPE D.A.CH: Wo sehen Sie für einen Folgefonds die Ankaufrenditen, mit welcher Renditeerwartung sollten Investoren der Assetklasse begegnen?
Bayerl: Die Renditen orientieren sich am bevorzugten Chance-/Risikoprofil unserer Anleger. Unsere Zielgruppe sind institutionelle Investoren, in der Regel mit langlaufenden Zahlungsverpflichtungen, die verlässlich über Infrastructure Debt abgedeckt werden sollen. Entsprechend achten wir auf eine hinreichende Sicherheit in der Planbarkeit der Erträge. Die Risikoprämien bewegen sich zwischen ca. 2% und 4%. Die anhaltende extreme Niedrigzinsphase sorgt für einen weiterhin hohen Renditehunger und bietet ein ideales Umwelt für etwas höherverzinsliche Anlagen mit akzeptablen Risken, wie sie die Assetklasse Infrastructure Debt bietet.

IPE D.A.CH: Besten Dank für die Einblicke!