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Gastbeitrag: Infrastrukturinvestitionen – Die unterschätzte Schlüsselressource für eine resiliente Zukunft

In einer Welt, die von geopolitischen Spannungen, wirtschaftlicher Unsicherheit und struktureller Inflation geprägt ist, rückt Infrastruktur als widerstandsfähige Anlageklasse zunehmend in den Fokus institutioneller und privater Investoren. Sie bietet stabile Cashflows, inflationsgebundene Erträge und eine geringe Korrelation zu traditionellen Märkten – Eigenschaften, die gerade in volatilen Zeiten besonders gefragt sind.

Charlotte Dewynter

Giacomo Dileo

Private Infrastruktur hat sich dabei als verlässlicher Renditelieferant etabliert. Seit 2015 liegt die annualisierte Rendite bei 9,7%, bei deutlich geringerer Volatilität als globale Aktien. In Hochinflationsphasen übertraf sie sogar die Renditen von Aktien und festverzinslichen Wertpapieren.

Diese Performance spiegelt strukturelle Vorteile wider: langfristige Vertragsmodelle, hohe Eintrittsbarrieren, geringe Volatilität und Inflationsschutz. 2024 entwickelte sich Infrastruktur laut dem Global Private Markets Report von McKinsey zur am meisten gefragten privaten Anlageklasse. Das Fundraising-Volumen lag zum dritten Quartal 2025 bereits bei 200 Mrd. US-Dollar – ein neuer Rekord, der das Volumen des Gesamtjahres 2024 übertrifft und das wachsende Vertrauen in den Sektor unterstreicht.


Die globale, nicht börsennotierte Infrastruktur wird voraussichtlich ihren Wachstumskurs fortsetzen und bis 2028 ein Volumen von 1,7 Billionen US-Dollar erreichen.

Gleichzeitig ist der globale Investitionsbedarf enorm: Bis 2040 werden rund 94 Billionen US-Dollar benötigt, um die Infrastruktur weltweit zu modernisieren und auszubauen. Infrastruktur ist damit weit mehr als eine defensive Anlageoption, sondern ein strategisches Instrument zur Bewältigung globaler Herausforderungen.

Die Nachfrage wird durch den Ersatz alternder Anlagen, Bevölkerungswachstum, Urbanisierung, Klimarisiken und technologische Umbrüche getrieben. Um den Anforderungen einer sich wandelnden Gesellschaft gerecht zu werden, müssen bestehende Systeme nicht nur erneuert, sondern grundlegend modernisiert werden.

Megatrends wie Digitalisierung, Energiewende, neue Mobilität und Kreislaufwirtschaft definieren die Richtung. Sie werden durch regulatorische Rahmenbedingungen unterstützt, die auf Nachhaltigkeit und Resilienz ausgerichtet sind. Infrastrukturinvestitionen, die sich an diesen Entwicklungen orientieren, können entscheidend zur Transformation der Weltwirtschaft beitragen – und gleichzeitig attraktive, langfristige Renditen sichern.

Digitalisierung: Daten brauchen Infrastruktur
Die digitale Transformation ist längst Realität. Das globale Datenvolumen wird sich bis 2030 auf 660 Zettabyte verzehnfachen. Der globale Markt für KI-Technologien soll bis 2033 auf 4,8 Billionen US-Dollar wachsen, gegenüber 189 Milliarden US-Dollar 2023. Unternehmen investieren bis 2027 voraussichtlich 3,9 Billionen US-Dollar in digitale Transformation. Damit steigt der Bedarf an energieeffizienten Rechenzentren und Hochgeschwindigkeitsnetzen. Digitale Technologien ermöglichen eine intelligentere Steuerung bestehender Systeme – von Verkehrsflüssen über Energieeffizienz bis hin zu vorausschauender Wartung.

Energiewende: Dekarbonisierung als Investitionsmotor
Seit den 1900er Jahren hat sich der weltweite Strombedarf mehr als verzehnfacht und wird sich weiter beschleunigen – getrieben durch eine wachsende Mittelschicht, Elektrifizierung und Digitalisierung, einschließlich Rechenzentren und KI. Um die Klimaziele zu erreichen, müssen die jährlichen Investitionen in Energieinfrastruktur bis 2030 mehr als verdoppelt werden. Allein 2024 wurden 2,1 Billionen US-Dollar in die Energiewende investiert. Solarenergie ist inzwischen 56% günstiger als fossile Alternativen. Der Ausbau erneuerbarer Energien, intelligenter Netze und Speichersysteme ist ökologisch notwendig und ökonomisch attraktiv.

Mobilität: Verkehr neu denken
Der Verkehrssektor steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Laut McKinsey werden bis 2040 weltweit rund 36 Billionen US-Dollar in Verkehrsinfrastruktur investiert. Die Herausforderungen sind vielfältig: veraltete Anlagen, steigende Nachfrage, Anpassung an klimabedingte Extremereignisse, Dekarbonisierung und Integration neuer Technologien. In vielen Ländern übersteigt die Nachfrage nach Transport- und Logistikdienstleistungen bereits die Kapazitäten, was zu Sicherheits- und Effizienzproblemen führt.

Besonders die Dekarbonisierung treibt Investitionen, denn der Verkehrssektor ist für etwa 25% der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Die Verlagerung auf Schienenverkehr, der Ausbau von Hochgeschwindigkeitszügen und der Einsatz nachhaltiger Flugkraftstoffe (SAFs) sind zentrale Hebel zur Emissionsreduktion. Gleichzeitig verändert Digitalisierung den Sektor: Autonome und vernetzte Fahrzeuge, intelligente Verkehrssteuerung und vorausschauende Wartung verbessern Effizienz und Sicherheit.

Kreislaufwirtschaft: Ressourcen anders nutzen
Auch die Kreislaufwirtschaft gewinnt an strategischer Bedeutung. Abfall- und Wasserinfrastrukturen sind essenziell für nachhaltige Entwicklung, stehen jedoch vor massiven Investitionsbedarfen. Nur 6,9% der jährlich verbrauchten 106 Mrd. Tonnen Materialien stammen aus recycelten Quellen. Weltweit werden 80% der Abwässer nicht behandelt, was die Gesundheit von 1,8 Milliarden Menschen beeinträchtigt.

Infrastrukturinvestitionen als Schlüssel für die Zukunft
Angesichts der Herausforderungen durch Klimawandel, Urbanisierung und Innovation wird Infrastruktur zum Dreh- und Angelpunkt globaler Lösungen. Allerdings besteht weiterhin eine erhebliche Finanzierungslücke, die bis 2040 auf 15 Billionen US-Dollar geschätzt wird. Um diese Lücke zu schließen, ist eine starke Beteiligung des privaten Sektors erforderlich. Der private Infrastruktursektor bietet Anlegern einzigartige Chancen, da er das Potenzial hat, risikobereinigte Renditen zu verbessern, gegen Inflation abzusichern und stabile Performance mit geringer Volatilität zu erzielen.

Investoren können durch die Priorisierung transformativer Sektoren wie erneuerbare Energien, intelligente Stromnetze und nachhaltiger Verkehr eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung einer widerstandsfähigen Weltwirtschaft spielen. Infrastruktur ist mehr als eine Investitionsmöglichkeit: Sie ist eine Notwendigkeit, um die dringendsten Herausforderungen der Welt anzugehen.

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*) Charlotte Dewynter, Head of Infrastructure bei UBP und Giacomo Dileo, Private Markets Analyst bei UBP