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Spezialfondsanalyse: Mehr Vielfalt treibt Performance

Auch im dritten Quartal 2021 konnten die institutionellen Fondslenker ihren Arbeitsauftrag erfüllen, langfristig Werte für ihre Pensionäre, Anleger oder Rentenempfänger zu erwirtschaften. Die Spuren der Pandemie scheinen aufgearbeitet und die Wertentwicklung klettert im zehnjährigen Bereich auf über 5%.

Markus Neubauer*

Die aktuelle Analyse von Universal-Investment, der größten Fondsservice-Plattform im deutschsprachigen Raum, offenbart die Hintergründe dieser erfreulichen Entwicklung. Dabei ist das untersuchte Vermögen seit Ende Juli auf dem ohnehin schon hohen Niveau nochmal um 1,7% auf 482 Mrd. Euro angestiegen.

Drei Faktoren fallen besonders auf:
• Rentenquote auf Tiefpunkt von 40,4%
• Aktienanteil mit wenig Bewegung bei 26,3%
• Immobilien und Alternative Investments mit 18,8% stärker denn je

Renten weiter runter – Aktien fest
Seit Beginn ihrer Statistik im Jahr 2012 haben unsere Analysten noch nie einen so niedrigen Rentenanteil bei den Spezialfonds verzeichnet: Damals waren es 56%, heute fast nur noch 40%. Damit waren per 30. September insgesamt 195 Mrd. Euro in Rentenpapiere angelegt. Zum vergangenen Quartal beinahe unverändert, hielten sich dabei Staatsanleihen und Corporate Bonds mit jeweils um die 28% die Waage. Auch der Anteil an Pfandbriefen/Covered Bonds (10%) und Schuldscheindarlehen/ Loans (3%) blieb gleich. Wie schnell sich hier die durch die US-Notenbank FED eingeleitete Wende in der Geldpolitik auswirken wird, bleibt abzuwarten.

Die Aktienanteile der Spezialfonds gingen über die letzten drei Monate leicht zurück auf 26,3% oder 127 Mrd. Euro. Der Anstieg der Quote im laufenden Jahr ist allerdings mehr auf die gestiegenen Kurse, als auf aktive Allokationsentscheidungen zur Erhöhung der Aktienquote zurückzuführen. Liquidität stünde grundsätzlich zur Verfügung und auch aufgrund der Kursreserven würden einen höhere Quote zulassen, allerdings sind vor dem Hintergrund der gestiegenen Energiepreise, der anhaltenden Lieferengpässe und Ungewissheit der weiteren Inflationsentwicklung die Anleger eher in einer vorsichtigen Haltung; den aktuellen Kursschwenk der jahrelangen expansiven Geldpolitik der Notenbanken und die daraus resultierenden Reaktionen gilt es erstmal zu beobachten, will man doch nicht die im Laufe des Jahres erreichte Performance gefährden.

Seit Jahren belegen IT-Aktien in der Branchengewichtung den Spitzenplatz in den Spezialfonds. Auch in einem Quartal mit insgesamt wenig Bewegung kommen sie noch auf über 16%, gefolgt von Financials auf Platz 2 (12,47%) und Industrials auf Platz 3 (11,93%). Die Beliebtheit von Apple, Microsoft und Co, von Finanztiteln wie JP Morgan oder Allianz bzw. Industrieaktien wie Siemens, UPS oder Honeywell erklärt sich aus den Indexgewichtungen: Je nach Klassifizierung sind IT-Titel und Financials die beiden größten Indexgewichte (im MSCI World stehen sie für 23% bzw. 13%). Industrials kommen meist an dritter bis fünfter Stelle mit ungefähr 10%. Von dieser Gewichtung weichen auch die aktiven Manager selten ab.

Abb. 1: Aktien- und Rentenanteile institutioneller Portfolios


Alternative Investments und Immobilien sorgen für mehr Diversität und Risikostreuung
Solide Cashflows und wenig Überschneidung mit den Entwicklungen von Renten oder Aktien: Diese Attribute machen die Anlage in Alternative Investments attraktiv für Spezialfonds. Über 65 Mrd. Euro waren per Ende Juni z.B. in Private Equity oder Private Debt investiert: 3 Mrd. Euro mehr als im März.  Durch die langen Umsetzungszeiten bei diesen Projekten gibt die Vermögensentwicklung das starke Interesse der Anleger nicht sofort wieder.

Diese sehr heterogene Anlageklasse besteht aus Fremd- und Eigenkapitalstrukturen. Mit 62% steckt der Hauptteil in Equity mit Beteiligungen in Private Equity, Private Equity Real Estate oder Infrastruktur. Fremdkapitalstrukturen erfreuen sich immer größerer Beliebtheit: 20% aller Assets sind hier angelegt, überwiegend in Unternehmensfinanzierungen. Der Trend, dass institutionelle Investoren immer stärker im traditionellen Bankenmarkt aktiv sind, macht sich hier bemerkbar.

Abb. 2: Inventarentwicklung Alternative Investments


Der Boom an den Immobilienmärkten schlägt sich auch in den Strukturen von Spezialfonds nieder. Allerdings geben die Prozentzahlen das Wachstum nicht eins zu eins wieder, weil es im vergangenen Jahr Zugänge von großen reinen Aktien- oder Anleihemandate gab. Insgesamt sind 5,5% der Spezialfonds bei Universal-Investment in Immobilien angelegt – je nach Strategie und Auflagen haben die einzelnen Fonds eine Immobilienquote von bis zu 25%.

Dabei wird längst nicht mehr nur auf den deutschen Heimatmarkt geschaut, der mittlerweile als recht teuer gilt. Dennoch ist der Anteil an deutschen Engagements in den letzten drei Monaten leicht angestiegen und liegt bei 41%. Offenbar suchen Immobilieninvestoren wieder den sprichwörtlichen „sicheren Hafen“, den sie vor allem in Deutschland verorten. Gleichwohl sind attraktive Objekte in Toplagen überall auf der Welt weiterhin gefragt: Der Wert von Bauvorhaben in Europa ohne Deutschland stieg von 24 auf 26%. Der Anteil der USA sank allerdings von 25,6 auf 21%, was eine Momentaufnahme sein dürfte. Die wirtschaftliche Dynamik ist derzeit ein starkes Argument für die USA. Projekte in Asien stellen weniger als 10% – dieser Wert lag Ende Juni noch bei 12%.

Die Aufschlüsselung der Immobilieninvestments nach Hauptnutzungsart zeigt, dass mit 34% der Großteil in Büroprojekten angelegt ist – trotz anhaltender Diskussionen um die Auswirkungen des Homeoffice auf den Bedarf an Büroraum. 28% entfallen auf Handel und Gastronomie und 26% auf den Wohnbau.

Beachtliche Wertentwicklung – Die Krise ist bewältigt
Mit viel Gespür für den Markt haben die Anlageprofis bei Pensionskassen und Versorgungseinrichtungen, Versicherungen und Unternehmen auch das dritte Quartal 2021 gemeistert. 12% im Jahresvergleich und über 5% p.a. auf zehn Jahre können sich sehen lassen – besonders in diesem belastenden Zinsumfeld. Dazu hat sicher die allgemeine Wachstumsstimmung beigetragen, aber auch klare Performance-Treiber in den Portfolios, wie z.B. Private Equity.

Abb. 3: Performance von Spezialfonds



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*) Markus Neubauer ist Geschäftsführer der Universal-Investment-Gesellschaft mbH.

Methodik und Relevanz
Die Auswertung erfasst alle Anlagen in Spezialfonds bei Universal-Investment für den Zeitraum von Januar 2012 bis zum 30. September 2021 und wird regelmäßig aktualisiert. Das Gesamtvolumen der analysierten Assets under Administration beträgt derzeit rund 482 Mrd. Euro.