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Spezialfondsanalyse: Auf der Suche nach sicheren Häfen

Es war kein einfacher Jahresbeginn für Spezialfonds-Lenker: Der Ukraine-Krieg schockte die ohnehin schon nervösen Aktienmärkte, während die bevorstehende Wende in der Geldpolitik Volatilität in die Anleiheportfolios brachte. Dazu kamen Inflationssorgen. Das verwaltete Spezialfondsvermögen von Universal Investment, einer der größten europäischen Fonds-Service-Plattformen, verweilte auf dem hohen Niveau von vor drei Monaten – ein Zeichen für die Zurückhaltung der Profis.

Markus Neubauer

Seit Januar 2012 analysieren wir die Entwicklungen der Spezialfonds-Anlagen auf unserer mittlerweile 512 Mrd. Euro schweren Plattform. Besonders im vergangenen Jahr konnten wir diese durch neue Mandate und Mittelzuflüsse sowie durch einen stringenten Wachstumskurs deutlich ausbauen. In einem stark regulierten und komplexen Markt ist für Pensionskassen und Versorgungseinrichtungen, Versicherungen oder Stiftungen die umfassende Unterstützung durch erfahrene Spezialisten wichtiger denn je.

Abwarten bei Aktien und Anleihen
Bei den Volumina der beiden klassischen Anlagefeldern Aktien und Renten ist wenig Bewegung zu erkennen. Nervosität herrscht an beiden Märkten: Nach einem erfolgsverwöhnten Aktienjahr 2021 brachen die Kurse bedingt durch den Krieg in der Ukraine und besonders durch die damit verbundene Unsicherheit in der Energieversorgung stark ein. Anleiheinvestoren hingegen bereiten die inflationsbedingt steigenden Zinsen Kopfzerbrechen, da die Renditen ihrer Bestandswerte steigen und damit die Preise fallen.

Zum 31. März 2022 waren die Anlagen wie folgt aufgestellt:
•        25,3% Aktienquote – das sind 1,6% weniger als noch zum Jahresende. Hier schlagen die zurückgegangenen Kurse zu Buche. Dennoch sind keine größeren aktiven Kapitalabflüsse zu erkennen. Fondslenker bleiben in Aktien, sind aber vorsichtig.
•        38,1% Rentenquote – ein erneuter Rückgang von 0,5% in drei Monaten. Das veränderte Zinsniveau drückt auf bestehende Anlagen. Auch hier warten die Verantwortlichen die Entwicklungen ab und setzen auf Absicherungen.

Abb. 1: Inventarentwicklung Renten und Aktien



Fokus: Rentenfonds bereiten sich auf Zinserhöhungen vor
Auf die Wende in der Zinspolitik haben zuerst vor allem die liquiden Staatsanleihen mit teilweise recht langer Duration reagiert. Risikoaufschläge für Unternehmensanleihen und Papiere aus Schwellenländern haben sich zwar ebenfalls ausgeweitet, aber im Vergleich zur Renditebewegung immer noch in einem recht moderaten Bereich. Ebenfalls interessant ist, dass die kurzen Laufzeiten, die von den Zinsanhebungen direkt betroffen sind, wesentlich stärker anstiegen als die Renditen von Langläufern – sodass viele Renditestrukturkurven inzwischen sehr flach sind. Auch die Spreads von High Yield Bonds sind gestiegen, aber sie halten sich im Rahmen der Bewegungen der vergangenen Jahre. Allerdings lässt das auch darauf schließen, dass hier keine extremen Szenarien eingepreist sind, wie etwa weitere Renditeanstiege, falls die Zentralbanken mit ihren Maßnahmen die Inflation nicht wie gewünscht in den Griff bekommen, oder Konjunktureinbrüche.

Zurzeit können zwar weltweit Abflüsse aus Rentenfonds beobachtet werden, aber noch nicht in drastischem Ausmaß. Allerdings steigen die Renditen auch so schnell, dass viele Anleger oder Gremien noch gar keine Zeit hatten, darauf zu reagieren. Als Beispiel: brachte eine zehnjährige Bundesanleihe Mitte Dezember 2021 noch eine Rendite von -0,4%, so lag diese Anfang Mai bereits bei mehr als 1%.

Ohne zusätzlichen Risikoschutz, zum Beispiel durch Overlay Management, haben besonders Staatsanleihen ihren Status als sicheren Hafen mittlerweile eingebüßt. Eigentlich sind sie als Stabilisatoren für eine Anlage gedacht. Doch die Zinserhöhungen treffen auf ohnehin schon empfindliche Rentenportfolios, die teilweise deutlich längere Durationen fahren als noch vor einigen Jahren. Profis werden jetzt verstärkt umdenken und durch aktive Absicherung die anvertrauten Vermögen schützen – eine Rolle, die in den vergangenen 15 Jahren zuverlässig durch die Ankaufprogramme der Zentralbanken übernommen worden war.

Immobilien für mehr Stabilität
Gerade in Zeiten hartnäckiger Inflation sind Immobilieninvestments interessant für Anlageprofis, auch weil sich indexierte Mietverträge in Vergangenheit als guter Inflationsschutz erwiesen haben. Obwohl die Preise bereits hoch sind und Skeptiker von einer Überhitzung sprechen, stehen insbesondere hochwertige Objekte überall auf der Welt mit ganz oben auf den Einkaufslisten.

Per Ende des ersten Quartals 2022 machten Immobilien rund 5% des Gesamtvermögens aus, einige Portfolios enthalten jedoch mittlerweile eine Immobilienquote von 25%. Dabei erhöhte sich der Anteil von Büroinvestments noch ein weiteres Mal und liegt nunmehr bei knapp 37%. Liegenschaften der Nutzungsklasse Handel waren weniger nachgefragt. Ihr Anteil liegt mit 25% nun beinahe gleichauf mit Wohnprojekten.

Abb. 2: Entwicklung der Immobilienanlagen



Der Heimatfokus der Investoren ist mit 43% genauso stark wie vor drei Monaten, während das Interesse an Immobilien in Europa ohne Deutschland im gleichen Zeitraum von 22% auf nunmehr 24% stieg. Leicht nachgegeben hat der Anteil nordamerikanischer Immobilien (25% auf 23%) sowie von Transaktionen in Asien und Australien (11% auf 10%).

Im ersten Quartal 2022 bewegte sich das Transaktionsvolumen auch aufgrund von Überhängen aus 2021 auf einem hohen Niveau. In den nächsten Monaten sollte es dagegen etwas weniger Bewegung auf den Immobilienmärkten geben. Grund dafür sind die Unsicherheiten durch den Krieg in der Ukraine, die im Zuge der Inflation gestiegenen Kosten für Baumaterialien, Belastungen der Lieferketten sowie Personalengpässe.

Alternative Assets: Equity-Strukturen auf Platz 1
Auf der Suche nach sichereren Häfen setzen Fondsprofis schon länger auf Alternative Assets, die mit ihren langfristigen Cashflows als stabilisierende Elemente für die Portfolios dienen. Diversifikationsmaßnahmen sind gerade in einem Umfeld mit starken Markschwankungen und zunehmender Inflation unverzichtbar – der klassische Mix von Aktien und Anleihen reicht nicht mehr aus.

Abb. 3: Inventarentwicklung Alternative Assets



Allein im letzten Quartal 2021 erhöhte sich das investierte Kapital um 12% auf fast 80 Mrd. Euro. Das entspricht 15,6% des Gesamtvermögens. Besonders Investments in Equity-Strukturen, wie Private Equity oder Infrastrukturprojekte, waren gefragt. Hier stieg das Volumen im zurückliegenden Jahr um fast 20 Mrd. Euro. Bei den Fremdkapitalstrukturen belegen die Zahlen den Trend hin zu mehr privaten Unternehmensfinanzierungen, die in einem Jahr um 30% zunahmen.

Krieg und Pandemie dämpfen Wertenwicklung
Die Anlegeranalyse zum Ende des ersten Quartals spiegelt die Unsicherheiten und die Herausforderungen wider, denen sich professionelle Fondsmanager aktuell gegenübersehen. Gerade schienen die Märkte das Thema Corona überwunden zu haben, da ließ der Krieg in Europa auch die Finanzwelt plötzlich wieder ganz anders aussehen. Alternativen zu den volatilen Aktien- und mittlerweile auch Anleihemärkten sind gefragt wie nie. Dennoch konnten die Spezialfonds in den vergangenen zwölf Monaten 4,8% und auf Sicht von zehn Jahren solide 4,66% für ihre Pensionäre und Pensionärinnen, Betriebsrentenempfänger oder Stiftungsprojekte einfahren. Zu den Performancetreibern zählten dabei kurz- und langfristig gesehen Anlagen in Private Equity.

Abb. 4: Performance von Spezialfonds



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*) Markus Neubauer ist Geschäftsführer der Universal-Investment-Gesellschaft mbH.

Methodik und Relevanz
Die Auswertung erfasst alle Anlagen in Spezialfonds bei Universal-Investment für den Zeitraum von Dezember 2011 bis zum 31. März 2022 und wird regelmäßig aktualisiert. Das Gesamtvolumen der analysierten Assets under Administration beträgt derzeit rund 512 Mrd. Euro, das sind rund 23% des beim BVI zum Ende 2021 aufgeführten Spezialfondsvermögens von rund 2.200 Mrd. Euro.