Foundation | Welcome

Menu


Spezialfondsanalyse – Profis setzen auf alternative Anlagen

Krisen haben die Finanzwelt fest im Griff: Und auch ein – zumindest aktueller – Vertrauensverlust in die Sicherheit des Finanzsystems beeinflusst die Haltung der Anleger. Die Auswirkungen der Entwicklungen sind oft nicht absehbar. Dennoch haben sich die Märkte im ersten Quartal des laufenden Jahres von all dem nur wenig beeindrucken lassen. Dies ist ein Zeichen dafür, dass viel Liquidität auf der Suche nach Investments vorhanden ist. Bei den langfristig orientierten Spezialfonds herrscht allerdings größtenteils noch Zurückhaltung.

Das von Universal Investment, einer der größten europäischen Fonds-Service-Plattformen, verwaltete Spezialfondsvermögen entwickelte sich im Zeitraum vom Jahresbeginn bis zum 31. März positiv: Es stieg um 2,3% auf 541 Mrd. Euro.

Anlegerinnen und Anleger befinden sich derzeit in einem Dilemma: Auf der einen Seite ist ein steigendes Zinsniveau positiv zu bewerten, auf der anderen Seite kann es aber auch schädlich für die Konjunktur sein. Denn nicht nur die Anlagezinsen gehen nach oben, sondern auch die Kreditzinsen für Verbraucher und Unternehmen. Dadurch bleibt weniger Geld für den Konsum und/oder notwendige Investitionen übrig. Beides geht zu Lasten der Unternehmensgewinne und damit auch der Dividenden und Aktienkurse.

Vor diesem Hintergrund ist das Interesse an Alternative Assets anhaltend stark. Ende 2022 waren mit 89,4 Mrd. Euro rund 16,5% des Gesamtvermögens an den privaten Märkten investiert.

Abwarten bei Aktien und Anleihen
Die Anteile der beiden klassischen Anlageklassen am Gesamtvermögen haben sich im abgelaufenen Quartal kaum verändert. Zum 31. März waren sie wie folgt aufgestellt:
• 23,4% Aktienquote – Das entspricht 0,5 Prozentpunkten mehr als Ende 2022. Die freundlichen Börsen des ersten Quartals haben sich hier nicht merklich niedergeschlagen. Größere Abflüsse gab es aber keine. Spürbar ist allerdings die Zurückhaltung der langfristig orientierten Entscheiderinnen und Entscheider bei Spezialfonds.
• 37,7% Rentenquote – Das ist eine Steigerung von 0,7 Prozentpunkten gegenüber dem vorigen Quartal. Zwar belastet das veränderte Zinsniveau noch immer die Kurse der bestehenden Anlagen. Aber die besser rentierenden Neuanlagen machen sich hier bereits bemerkbar.

Abb. 1: Inventarentwicklung Renten und Aktien



Fokus Renten: Höhere Zinsen stärken Anleihequote
Der Anteil von Renten am Spezialfondsvermögen hat im Vergleich zum vorherigen Quartal leicht zugenommen. Vor allem Titel, die als verhältnismäßig sicher gelten, waren gefragt. Dazu gehörten gut bewertete Staatsanleihen, mittel- bis langfristige globale Unternehmensanleihen mit Investment Grade oder sehr kurze geldmarktnahe Investments.

Die Kursverluste der zurückliegenden Monate haben den Fondsmanagern zwar weh getan, aber grundsätzlich gilt: Ein Titel, der nicht ausfällt, wird zur Fälligkeit zu 100% zurückgezahlt. Wer also die Verluste nicht realisiert hat, wartet nun ab, bis die Papiere fällig sind und nutzt das höhere Zinsniveau für Nachkäufe.

Hauptgrund für die Kursverluste des letzten Jahres war die hohe Duration von niedrigverzinsten Titeln in Verbindung mit dem massiven Zinsanstieg. Durch den Renditeanstieg sank die durchschnittliche Kapitalbindung oder Duration vieler Portfolios und bewegt sich wieder näher an den historischen Durchschnittswerten.

Ein Blick auf die einzelnen Segmente zeigt, dass sich das Verhältnis von Staatsanleihen zu Unternehmensanleihen im Vergleich zum Vorjahr nur leicht bewegt hat. Beide halten sich mit circa 28% dieser Assetklasse die Waage.

Abb. 2: Entwicklung der Rentensegmente



Die Wertentwicklung von Anleihen mit High Yield hat sich von den Tiefständen im Oktober 2022 deutlich erholt. Auf Grund der Unsicherheiten, die durch die Krise der Silikon Valley Bank ausgelöst wurden, gab es im März zwar einige Abflüsse. Im April waren aber bereits wieder leichte Zuflüsse zu beobachten. Der Bereich der AT1-Bonds wird nach den Ausfällen bei der Credit Suisse sehr genau beobachtet. Es gibt aber durchaus wieder erste Neuemissionen.

Wie und wo neue Gelder angelegt werden, hängt von den Markteinschätzungen der Fondslenker ab. Entsprechend sind diese vier Szenarien denkbar:
1. Keine weiteren Zinserhöhungen, keine erhöhte Inflation und keine Rezession: Fokus auf risikoreichere Anlage wie Aktien, High Yield Bonds oder Anlagen in Schwellenländern.
2. Keine weiteren Zinserhöhungen, keine erhöhte Inflation aber eine Rezession: Fokus auf langlaufende Staatsanleihen
3. Keine weiteren Zinserhöhungen, aber eine erhöhte Inflation und eine Rezession: Fokus auf Inflation Linked Bonds, Aktien und Real Assets, wie Immobilien.
4. Die Zinserhöhungen gehen weiter, die Inflation bleibt überdurchschnittlich hoch und es gibt eine Rezession: Fokus auf kurzlaufenden Anleihen mit höchstmöglicher Sicherheit.

Immobilien-Investoren werden vorsichtiger
Die steigenden Zinsen haben Spuren im Wachstum von Immobilien-Transaktionen hinterlassen, konnten das Wachstum aber bislang nicht völlig ausbremsen. Im Zwölfmonats-Zeitraum von Juni 2021 bis Juni 2022 stieg das Immobilien-Transaktionsvolumen von 30 auf 37 Mrd. Euro. Im Sechsmonats-Zeitraum von Juni bis Dezember 2022 verlangsamte sich das Wachstum deutlich: Der Wert stieg nur noch von 37 auf 38 Mrd. Euro an. Core-Strategien waren auf einem hohen Niveau und stellen sich jetzt auf die neuen Bedingungen ein. Allerdings reagiert der Real-Estate-Markt naturgemäß nur langsam auf Veränderungen.

Als Geldanlage laufen Staatsanleihen im Moment den Core-Immobilien den Rang ab. Lange Zeit galten solche Herzstücke wie erstklassige – meist gewerbliche genutzte – Objekte in Top-Lagen als Zinssubstitute. Mittlerweile gibt es allerdings kaum noch Rendite-Spreads zu Staatsanleihen. Daher arbeiten Fondsprofis an neuen Strategien, bei denen das Risiko-Rendite-Verhältnis unter den veränderten Bedingungen stimmt.

Außerdem konzentrieren sie sich aktuell auf ihren Bestand. Beispielsweise werden erfolgte Deals aufgearbeitet oder das Thema Nachhaltigkeit umgesetzt. Sie sind auch aktiv dabei sich neues Fremdkapital zu sichern, wie etwa durch Mezzanine-Finanzierungen, zu attraktiven Konditionen. Oder sie bauen das Know-how in Nischenklassen weiter aus, um künftig auch in so spezialisierten Märkten wie Data-Centern oder Objekten für betreutes Wohnen aktiver werden zu können.

Trotz einer gewissen Zurückhaltung auf Investorenseite zeigen also die Immobilien-Zahlen auf der Plattform von Universal Investment weiterhin positives Wachstum auf. Im Sechsmonats-Zeitraum von Juni bis Dezember 2022 stieg das Brutto-Fondsvermögen im Immobilienbereich von 31 auf 34 Mrd. Euro an.

Alternative Assets: 2022 war das Jahr der Equity-Strukturen
In den langfristig ausgerichteten Strategien der Spezialfonds spielen Alternative Assets eine immer bedeutendere Rolle – besonders, weil die klassische Diversifikation mit Aktien und Renten lange Zeit nicht mehr funktioniert hat. Anlagen, die nicht an den Börsen notiert sind, bringen mehr Vielfalt und die Aussicht auf ansprechende Renditen in die Portfolios.

Abb. 3: Inventarentwicklung Alternative Assets



Besonders gefragt waren im zurückliegenden Jahr Eigenkapital-Strukturen mit Beteiligungen in Private Equity, Private Equity Real Estate oder Infrastrukturprojekten.

Mit 62,5% der Anlageklasse Alternative Assets war 2022 fast 20% mehr Kapital in Equity-Strukturen investiert als 2021. Der Anteil der Fremdkapital-Strukturen, wie Unternehmensfinanzierungen, Schiffen oder Kommunaldarlehen stieg im gleichen Zeitraum um über 6% auf 13,3 Mrd. Euro. Anlagen in Hedgefonds kamen auf 13%, Verbriefungen auf über 9%.

Wertentwicklung: Die Märkte bleiben herausfordernd
Die Zinswende wirkt sich bereits positiv auf die Performance von Spezialfonds aus: Auf 12-Monatssicht liegt diese mit 2,76% zwar noch leicht im Minus. Im Vergleich zu negativen 8,12% Ende 2022 ist das aber schon ein großer Schritt nach vorne. Auch die längerfristige Betrachtung ist erfreulich: Über drei Jahre konnten Pensionäre und Pensionärinnen, Betriebsrentenempfänger oder Stiftungen im Schnitt 5,11% pro Jahr verbuchen, über fünf Jahre waren es 3,14% und über zehn Jahre solide 3,49% per annum. Zu den stabilisierenden Säulen zählten über alle Zeiträume hinweg Anlagen in Alternative Assets und Immobilien.

Abb. 4: Performance von Spezialfonds



Methodik und Relevanz: Die Auswertung erfasst alle Anlagen in Spezialfonds bei Universal-Investment für den Zeitraum von Dezember 2011 bis zum 31. März 2023 und wird regelmäßig aktualisiert. Das Gesamtvolumen der analysierten Assets under Administration beträgt derzeit rund 541 Milliarden Euro, das sind rund 27 Prozent des beim BVI zum Ende 2022 aufgeführten Spezialfondsvermögens von rund 1.991 Milliarden Euro.

---
*) Markus Neubauer, Geschäftsführer, Universal Investment