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„Länder mit größeren Binnenwirtschaften wie Australien, Südkorea und Japan sind besser in der Lage, den Rückgang der Exporte zu verkraften“

Noch immer ist asiatisches Private Equity bei vielen Investoren im Vergleich zu USA und Europa untergewichtet. Chris Loh, Managing Partner von Axiom Asia Private Capital, zeigte beim 182. Hedgework am 2. März 2021 auf, warum dies ungerechtfertigt ist und welche Opportunitäten sich gerade im aktuellen Umfeld ergeben.

Chris Loh

Hedgework: Mr. Loh, könnten Sie uns bitte kurz die Axiom Asia und ihre Wurzeln vorstellen?
Loh: Axiom Asia begann vor 15 Jahren mit einem exklusiven Fokus auf Investitionen in asiatisches Private Equity. Heute haben wir eines der größten und erfahrensten Teams vor Ort, welches ausschließlich aus gebürtigen Asiaten besteht und diesen vielfältigen Markt abdeckt. Derzeit verwalten wir sechs Private-Equity-Dachfonds und einen Co-Investmentfonds mit einem Gesamtvolumen von 7,0 Mrd. US-Dollar. Europa und insbesondere Deutschland sind heute Kernmärkte für uns, und zu unseren Investoren gehören eine Reihe von deutschen Versorgungswerken, Pensionsfonds und Family Offices.

Hedgework: Wie haben sich die großen asiatischen Volkswirtschaften in der Covid-19-Krise geschlagen?
Loh: Asien ist der Wachstumsmotor der Welt, aber in absoluten Zahlen gegenwärtig auf einem viel niedrigeren Niveau, als wir vor der Pandemie erwartet hatten. Nach Angaben der Weltbank wird sich das Wirtschaftswachstum in den Entwicklungsländern Ostasiens und der Pazifikregion im Jahr 2020 voraussichtlich auf 0,9% verlangsamen, verglichen mit 6,3% und 5,8% in den Jahren 2018 und 2019 – das langsamste Tempo seit 1967 durch die wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie. Die Bemühungen, die Ausbreitung in der Region einzudämmen, haben sich jedoch als erfolgreich erwiesen und verhindert, dass die Region in ein negatives Wachstum abrutscht, wie es in den meisten großen Volkswirtschaften der Welt zu beobachten war, und wir sehen jetzt eine Normalisierung der Aktivität in den Kernmärkten in Asien. Die Weltbank prognostiziert das Potenzial für eine rasche Erholung im Jahr 2021 mit einem erwarteten Wachstum von 7,9% in China und 5,1% im Rest der Region.

Hedgework: Worauf führen Sie das zurück?
Loh: Angesichts der geschlossenen Grenzen und der immensen globalen Nachfrage nach Pandemie-Gütern, wie zum Beispiel Technologie für die Arbeit von zu Hause aus und Geräte für das Gesundheitswesen, ist es keine Überraschung, dass die chinesischen Exporte auf ein Allzeithoch gestiegen sind. Angetrieben durch das Wiederaufflammen der Covid-19-Infektionen in vielen Teilen der Welt ist die Nachfrage nach diesen Produkten sogar so stark, dass es zu logistischen Engpässen in den Häfen kam. Dies hat dazu geführt, dass die Hersteller nun über eine Verknappung der Schiffscontainer und steigende Kosten klagen.

Hedgework: Betrifft das nur China?
Loh: Innerhalb Asiens haben die Volkswirtschaften Chinas, Taiwans und Vietnams von der weltweiten Nachfrage nach Elektronik und Halbleitern profitiert, und diese Länder haben im Jahr 2020 ein entsprechend positives Wachstum der Exporte im Vergleich zum Vorjahr erlebt. Andere asiatische Länder, die derzeit mit einer Exportkrise zu kämpfen haben, werden wahrscheinlich einen Aufschwung erleben, wenn sich der Rest der Welt erholt und die Nachfrage sich normalisiert. Länder mit größeren Binnenwirtschaften wie Australien, Südkorea und Japan sind besser in der Lage, den Rückgang der Exporte zu verkraften, indem sie sich auf den Binnenkonsum als Wachstumsmotor verlassen.

Hedgework: Was bedeutet das letztlich für das Private-Equity-Segment?
Loh: Insgesamt sehen wir, dass sich Private Equity in Asien im Vergleich zu den öffentlichen Märkten recht gut gehalten hat, was teilweise auf die zunehmende Übergewichtung von PE in defensiven, nicht-zyklischen Branchen zurückzuführen ist. Covid-19 war ein großer Beschleuniger der Online-Entwicklung, da sich Verbraucher aller Altersgruppen nun Apps für den Kauf von Gütern des täglichen Bedarfs und anderen Haushaltsartikeln geöffnet haben. Dies hat auch dazu geführt, dass die Online-Zahlungsdurchdringung in China sprunghaft angestiegen ist, wobei die auf den Top-3-E-Commerce-Plattformen Alibaba, JD.com und Pinduoduo verbrachte Zeit im vierten Quartal 2020 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 22%, 32% bzw. 56% gestiegen ist.

Hedgework: Wann werden Investoren wieder nach China und Asien reisen können?
Loh: Wir denken, dass der internationale Reiseverkehr wahrscheinlich gedämpft bleiben wird, während die Nachfrage nach Inlandsreisen stark bleiben wird. Aufgrund der unterschiedlichen Stadien im Umgang mit dem Virus haben die Länder festgestellt, dass es in ihrem besten Interesse ist, die Grenzen vorerst geschlossen zu halten, und wir erwarten, dass dies für den größten Teil des Jahres 2021 so bleiben wird. Wichtig ist aber, dass die Pandemie die meisten Bemühungen, aufgrund geopolitischer Spannungen die Produktion aus China heraus zu verlagern, gestoppt hat. Grenzschließungen bedeuten Einschränkungen bei der Freizügigkeit von Talenten und Geschäftsbetrieben und untermauern damit Chinas überragende Position als "Fabrik der Welt". Chinas mangelnde Bereitschaft, seine Grenzen zu öffnen, ist darauf zurückzuführen, dass die Nachteile, seine 1,4 Milliarden Einwohner dem Risiko eines Wiederauftretens von Coronavirus-Infektionen auszusetzen, den Nutzen überwiegen. In der Zwischenzeit haben auch die meisten anderen asiatischen Länder ihre Grenzen verschärft, indem sie ihre Quarantänezeiten erhöht und Festivitäten mit üblicherweise hohem Reiseaufkommen abgesagt haben, um so zukünftige Wellen zu verhindern. Daher halten wir es für unwahrscheinlich, dass die meisten asiatischen Länder ihre Grenzen allzu bald für internationale Reisen öffnen werden, zumindest für den größten Teil des Jahres 2021.

Hedgework: Was sind wichtige Private-Equity-Trends, die Sie heute in Asien beobachten?
Loh: Da der internationale Reiseverkehr eingeschränkt ist und die Volkswirtschaften nicht voll ausgelastet sind, wird sich der finanzielle Druck auf die Unternehmen weiter aufstauen – was sie dazu zwingt, sich rationaler zu verhalten und sich von nicht zum Kerngeschäft gehörenden Vermögenswerten zu trennen. Auch die Banken stehen unter dem Druck, z.B. die Veräußerung notleidender Kredite (NPLs) deutlich zu erhöhen, und diesmal wird China seine Konzerne und Milliardäre nicht vor der Pandemie retten. Zusammen mit rekordhohen Anleiheausfällen im Jahr 2020 könnte dies zu einem Anstieg der Anzahl in finanzieller Not befindlicher Verkäufer führen.

Hedgework: Sind das potenzielle Ziele für Private-Equity-Investoren?
Loh: Wir glauben, dass dies ein günstiges Umfeld für Sekundärmarkttransaktionen schaffen wird, da sich die Geld-Brief-Spanne zwischen Käufern und Verkäufern von Qualitätsanlagen deutlich verringern sollte. Wir erwarten auch einen erhöhten Deal-flow bei Co-Investments, da General Partner angesichts des durch die Pandemie verursachten schwierigen Fundraising-Umfelds eher geneigt sein werden, die Investitionsperiode ihrer Fonds zu verlängern, indem sie Co-Investments an Limited Partner syndizieren. Auf der anderen Seite ist das Fundraising in Asien aufgrund der Schwierigkeit für Limited Partner aus Übersee, eine physische Due Diligence bei weniger etablierten Managern durchzuführen, stark zurückgegangen. Aus diesen Gründen hat Axiom während der Pandemieperiode im Jahr 2020 einen Rekord-Dealflow bei Co-Investments und direkten Secondaries von unserem breiten Netzwerk von General Partnern gesehen. Wir glauben, dass wir uns damit in einer „goldenen Periode“ für den Kauf hochwertiger Assets befinden, da die durch notleidende Verkäufer und Bankenzwangsvollstreckungen im Jahr 2021 nach unten getriebenen Bewertungen auf eine starke wirtschaftliche Erholung im Jahr 2022 treffen werden.

Hedgework: Ist der Sekundärmarkt in Asien reif genug, um dort ernsthaft Kapital zu investieren?
Loh: In den letzten zehn Jahren haben Growth- und Venture-Capital-Fonds in Asien mehr als 800 Mrd. US-Dollar eingesammelt. Als natürliche Folge ist auch der asiatische Sekundärmarkt gewachsen, bis zu dem Punkt, an dem wir nun jedes Jahr 5 bis 7 Mrd. US-Dollar an Sekundärmarkttransaktionen sehen. Es gibt einen erheblichen Überhang an nicht abgeschlossenen Transaktionen auf dem asiatischen Markt, mit einem nicht realisierten Wert von über 250 Mrd. US-Dollar in asiatischen Wachstums- und Wagnisfonds, die zwischen 6 und 13 Jahre alt sind. Venture- und Wachstumsunternehmen bleiben länger privat als früher, aber die Zeithorizonte der Investoren haben sich nicht entsprechend verlängert. Das Ergebnis ist, dass immer mehr Investoren nach Liquidität suchen, indem sie ihre Anteile auf dem Sekundärmarkt verkaufen. Gleichzeitig hat der Mangel an Käufern dieser asiatischen Sekundärbeteiligungen zu attraktiveren Sekundärpreisen im Vergleich zu den USA und Europa geführt. Bereits im Jahr 2019 wurden Risiko- und Wachstumsfonds in Asien zu 66% des Nettoinventarwerts gehandelt, während alle Fonds weltweit zu 88% des Nettoinventarwerts gehandelt wurden. Dieser Preisunterschied ist auf die höhere Nachfrage nach Beteiligungen an US-amerikanischen und europäischen Buyout-Fonds durch Sekundärfondsmanager weltweit zurückzuführen. Der größere Pool an nicht realisierten Vermögenswerten und tiefere Abschläge zum Nettoinventarwert deuten darauf hin, dass der asiatische Sekundärmarkt reif für Investitionen ist.

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*) Chris Loh ist verantwortlich für Axioms Venture Capital-Investitionen und auch für PE/VC-Investitionen in Indien. Zuvor war er im Bereich Private Equity bei GIC Special Investments und als Ingenieur bei DSO National Laboratories tätig. Er hält einen Bachelor in Elektronikingenieurwesen der Universität von Tokio und hat zwei Masterprogramme an der National University of Singapore absolviert. Chris spricht fließend Englisch, Mandarin und Japanisch. Axiom Asia ist ein führender Private-Equity-Manager, der sich seit Gründung im Jahre 2006 ausschließlich auf Asien fokussiert. Axiom verwaltet sechs Private-Equity-Fonds mit insgesamt über 5 Mrd. US-Dollar AuM. Die Schweizer POLARIS Investment Advisory AG unterstützt Axiom Asia als strategischer Partner für Europa.