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Kommentar: Ein goldenes Zeitalter für global börsennotierte Infrastruktur

Global börsennotierte Infrastruktur tritt in eine neue Ära ein, angetrieben von strukturellen Nachfragedynamiken, die Volkswirtschaften, Branchen und Anlagechancen grundlegend verändern. Vom steigenden Strombedarf über die digitale Transformation bis hin zu sich wandelnden globalen Lieferketten – wir sind überzeugt, dass sich diese Megatrends zu einer einmaligen Investitionsgelegenheit zusammenfügen.

Thuy Quynh Dang

Eine generationsbedingte Welle von Kapitalinvestitionen
Der Bedarf an globaler Infrastruktur ist immens. Laut dem Weltwirtschaftsforum sind bis 2040 Investitionen in Höhe von fast 100 Bio. US-Dollar erforderlich. Regierungen allein können diesen Bedarf nicht decken, wodurch eine Finanzierungslücke von circa 15 Bio. US-Dollar entsteht. Dies eröffnet Investoren im Bereich der öffentlichen und börsennotierten Infrastruktur neue Möglichkeiten.

Die entwickelten Märkte sind dringend auf eine Modernisierung ihrer veralteten Systeme angewiesen, während Schwellenländer ihre Kapazitäten ausbauen müssen, um das Bevölkerungs- und Stadtwachstum zu unterstützen. Es laufen zwar umfangreiche öffentliche Programme, aber börsennotierte Infrastrukturunternehmen werden immer wichtiger, um die Lücke zu schließen.

Strombedarf und Dekarbonisierung
Einer der stärksten strukturellen Trends, der Infrastruktur verändert, ist der steigende Strombedarf. Nach fast zwei Jahrzehnten stagnierenden Wachstums in den USA wird bis 2030 ein jährlicher Anstieg des Strombedarfs um 3 bis 4% erwartet, wobei einige Versorgungsunternehmen ein Wachstum von über 5% verzeichnen.

Die Elektrifizierung des Verkehrs, die Präzisionsfertigung und insbesondere die explosionsartige Zunahme von künstlicher Intelligenz und Rechenzentren treiben diesen Anstieg voran. Allein die Rechenzentren in den USA könnten bis 2030 fast 12% des benötigten Strombedarfs ausmachen, gegenüber weniger als 5% heute.

Um diesen Bedarf zu decken, ist ein „Mehr von allem”-Ansatz erforderlich. Erneuerbare Energien gewinnen Marktanteile hinzu. Wind-, Solar- und Biomasseenergie werden voraussichtlich von derzeit 10% der weltweiten Stromerzeugung auf fast 30% im Jahr 2040 ansteigen, bei einer aggressiveren Politik sogar auf 50%. Dennoch bleiben Erdgas und Kernenergie für die Versorgungssicherheit von entscheidender Bedeutung. 60% des zusätzlichen Bedarfs von Rechenzentren in den nächsten fünf Jahren werden voraussichtlich durch Erdgas gedeckt werden.

Dies schafft neue Möglichkeiten für Strom- und Gasversorger, Entwickler erneuerbarer Energien und Midstream-Energieanbieter, die Kosten, Nachhaltigkeit und Zuverlässigkeit in Einklang bringen können. Es gilt jedoch regulatorische Feinheiten zu beachten, ebenso wie die Notwendigkeit, den „Hype“ von den Tatsachen zu trennen.

Digitale Transformation der Wirtschaft
Bei der digitalen Revolution geht es nicht mehr nur um schnellere Smartphones. Jede Branche baut digitale Plattformen auf, wobei künstliche Intelligenz noch am Anfang steht. Der weltweite mobile Datenverkehr wird sich bis 2030 voraussichtlich mehr als verdoppeln, wobei 5G-Netze 80% des gesamten Datenverkehrs ausmachen werden, gegenüber 35% heute.

Diese Transformation erfordert enorme Investitionen in Infrastruktur. Zu den Profiteuren zählen Mobilfunkmastenbetreiber, die Konnektivität ermöglichen, Satellitenbetreiber, die globale Reichweite bieten, und Rechenzentren, die die digitale Wirtschaft mit Energie versorgen und Daten speichern. Auch Versorgungsunternehmen, die zuverlässige Energie liefern, werden davon profitieren.

Deglobalisierung und Entwicklung der Lieferkette
Die Pandemie und geopolitische Spannungen haben die Anfälligkeit globaler Lieferketten offenbart und einen Trend zum Nearshoring und Reshoring der Fertigung ausgelöst. In den USA haben sich die Bauausgaben im Fertigungsbereich in den letzten drei Jahren verdreifacht, da Unternehmen ihre Produktion näher an ihren Heimatmarkt verlagern.

Infrastrukturunternehmen, die den Personen- und Güterverkehr erleichtern (Eisenbahnen, Häfen, Flughäfen und mautpflichtige Straßen), sind gut positioniert, um von diesem strukturellen Wandel zu profitieren. Diese Logistikunternehmen, die bis zu 30% des börsennotierten Infrastrukturuniversums ausmachen, dürften auch von betrieblichen Effizienzsteigerungen, dem Wachstum des E-Commerce und der gestiegenen Nachfrage nach inländischen Transportkapazitäten profitieren.

Herausforderungen und Risiken für Anleger
So attraktiv der globale Infrastrukturmarkt auch erscheinen mag, Anleger sollten sich der potenziellen Risiken bewusst sein. Neben makroökonomischen Faktoren wie Inflation und Zinssätzen stellen nachteilige regulatorische oder politische Entscheidungen ein zusätzliches Risiko für diese Anlageklasse dar. Zudem könnten nachteilige Änderungen der zulässigen Renditen für regulierte Vermögenswerte, Änderungen der energiepolitischen Prioritäten und Subventionsrahmenbedingungen der Regierungen oder Änderungen bei der Projektgenehmigung gehören.

Um diese Risiken zu mindern, sollten Anleger versuchen, die lokalen Nuancen zu verstehen. Dies hilft dabei, Ergebnisse zu antizipieren und zu interpretieren, was für die Identifizierung von Marktfehlbewertungen und damit von Anlagechancen von entscheidender Bedeutung ist.

Der Weg in die Zukunft
Trotz dieser Herausforderungen und Risiken ist die Investition in globale Infrastruktur keine Option, sondern eine Notwendigkeit. Die Welt muss den steigenden Strombedarf decken, die Volkswirtschaften für das digitale Zeitalter neu aufstellen und widerstandsfähige Lieferketten wiederaufbauen. Da die Regierungen dies nicht alleine bewältigen können, stehen börsennotierte Infrastrukturunternehmen im Mittelpunkt der Lösung.

Für Anleger bieten sich sowohl strukturelle als auch langfristige Chancen: Engagement in unverzichtbaren Dienstleistungen mit hohen Eintrittsbarrieren und vorhersehbaren Cashflows, Abmilderung der Auswirkungen von Inflation, attraktive historische Performance und Beteiligung an der Transformation der Weltwirtschaft durch Zugang zu wichtigen disruptiven Themen wie Investitionen in Energien der nächsten Generation und KI.

Das Zusammentreffen dieser Kräfte läutet ein goldenes Zeitalter für globale börsennotierte Infrastruktur ein, und diejenigen, die sich frühzeitig positionieren, können von einem der stärksten Anlagetrends unserer Zeit profitieren.

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*) Thuy Quynh Dang, Portfoliomanagerin für global börsennotierte Infrastruktur bei Cohen & Steers