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Gastbeitrag: Fünf mögliche Treiber für einen neuen Krypto-Aufschwung

Für Investoren weltweit war 2022 ein Jahr der außergewöhnlichen Herausforderungen. Die Nerven der Krypto-Anleger wurden dabei besonders strapaziert: Etwa 74% der Top-100-Krypto-Assets verzeichneten einen Wertverlust von 80% und mehr im Verlauf des vergangenen Jahres. Seit Beginn 2023 sehen wir jedoch vermehrt Anzeichen für ein wieder positiveres Momentum. Dabei stehen fünf mögliche Treiber im Vordergrund.

Ha Duong

Mehr regulatorische Klarheit
Die Krypto-Märkte wurden im vergangenen Jahr gleich mehrfach durch Skandale erschüttert. Dabei zeigte sich, dass fehlende Regulierungsmechanismen folgenschweres Fehlverhalten einiger Marktakteure erleichtert haben. Seit jeher sehen wir grundsätzlich die Notwendigkeit eines klaren regulatorischen Rahmens. Dieser ist ein wichtiger Bestandteil der weiteren Expansion von Krypto-Assets, und wir begrüßen daher die gegenwärtig zunehmenden regulatorischen Bestrebungen. Jedoch können Krypto-Assets nicht in die alten regulatorischen Schubladen des traditionellen Finanzmarkts gesteckt werden. In Hongkong, Südafrika, UK und der EU sehen wir positive Entwicklungen, während wir die Prozesse in den USA kritischer werten. So gibt es hier etwa Unklarheiten, welche Behörde zuständig ist. Das schafft Risiken und Unsicherheiten bei Unternehmen und Investoren. Mit MiCA und dem DLT Pilot Regime schaffen die EU-Regulatoren dagegen eine fortschrittliche, unionsweite Lösung, die den dezentralen Handel von Krypto-Assets in einem geregelten Rahmen möglich macht.

Beschleunigung durch Bankenkrise
Im ersten Quartal 2023 sorgte die Zinspolitik der Zentralbanken weltweit für Turbulenzen im Bankensektor. Viele Banken konnten ihre Bilanzen nicht schnell genug an den Zinsanstieg anpassen, was einen Asset-Liability-Mismatch verursachte. Innerhalb von nur zwei Wochen sorgte der erste Bank Run nach einem Jahrzehnt der Stabilität für den Ausfall von drei mittelgroßen US-Banken sowie der zweitgrößten Schweizer Bank innerhalb von nur zwei Wochen. Daraufhin haben Investoren Bearer-Assets wie Gold oder Krypto-Assets als attraktive Alternativen zu den zentralisierten Geldsystemen eingestuft. Das Interesse der Investoren wurde durch beträchtliche Kapitalzuflüsse in die Anlageklasse unterstrichen. Diese Entwicklungen zahlten auf das Kernnarrativ von Krypto-Assets ein: Bitcoin wurde vor 15 Jahren als direkte Reaktion auf das Versagen des traditionellen Finanzsystems während der Finanzkrise 2008 ins Leben gerufen, um ein bankenunabhängiges, dezentrales Finanzsystem zu schaffen. Die Parallelen zu 2008 dürften die Entwicklung von Krypto-Assets daher insgesamt wieder stärken.

Potenziale im DeFi-Markt
Trotz der negativen Ereignisse, die das vergangene Jahr geprägt haben, sehen wir in vielen Ländern einen raschen Adoptionsprozess der Blockchain-Technologie – die Akzeptanz von Krypto-Assets wächst weltweit. Die Anzahl der Krypto-Nutzer ist auch im Krisenjahr 2022 auf einen neuen Rekordwert von 425 Millionen gestiegen. Damit befindet sich die Technologie auf dem Weg in den Mainstream. Auch hat sich der DeFi-Bereich entscheidend weiterentwickelt und inzwischen bei über 50 Mrd. US-Dollar „Total Value Locked“ stabilisiert. Neue Applikationen haben das Potenzial, zukünftig Millionen von Menschen in Entwicklungsländern ohne Zugang zum Bankensystem die Teilhabe an Finanzdienstleistungen zu ermöglichen. Dies sind Märkte, denen ein immenses Potenzial innewohnt und die es für Krypto-Assets langfristig noch zu erobern gilt. So zeigen Daten der aktuellen „Statista Global Consumer Survey“, dass die Akzeptanz von Krypto-Assets in der Türkei, einem Land mit hoher Inflationsrate, im vergangenen Jahr von 25% auf 40% zulegte. In Nigeria stieg die Akzeptanz gar auf ein neues Rekordhoch von 45%. Etwa 60% der Bevölkerung dort haben keinen Zugang zu einer Bank.

Höhere Skalierbarkeit
Nach jahrelanger Planung konnte im vergangenen Jahr mit „The Merge“ eines der wichtigsten Updates der Krypto-Geschichte erfolgreich abgeschlossen werden. Das Ethereum (ETH)-Netzwerk wurde so vom Proof-of-Work- auf den Proof-of-Stake-Konsensmechanismus umgestellt. Insgesamt lässt sich die ETH-Blockchain dadurch wesentlich kosteneffizienter besichern. Gleichzeitig wird die Emissionsrate neuer ETH deutlich gesenkt, wodurch der marginale Verkaufsdruck abnimmt. Hierdurch bekommt ETH einen neuen Anwendungsfall als ertragsgenerierendes Asset. Vor allem aber hat „The Merge“ einen positiven Einfluss auf den Energieverbrauch, der um etwa 99% geringer ausfallen soll. In Zukunft wird die ESG-Einstufung von ETH neu bewertet werden müssen, da aufgrund der Energiereduktion ökologische Kriterien keine Hürde mehr bei Investitionen in dieses Krypto-Asset darstellen dürften. Inzwischen konnte auch das wichtige Shanghai-Upgrade abgeschlossen werden. Nun können ETH-Stakers ihre Tokens zum ersten Mal wieder unstaken. Langfristig erwarten wir, dass die Staking-Rate durch das Upgrade weiter steigen wird, da sich das technische Risiko sowie das Illiquiditätsrisiko reduziert haben. Ein erster Kurssprung bei ETH kurz nach der Ankündigung des Upgrades bestätigt den positiven Blick der Investoren.

Nächstes Bitcoin-Halving im zweiten Quartal 2024
Nach dem reinigenden Gewitter 2022 können zunehmend wieder fundamentale Fortschritte der Technologie und ihrer zugrundeliegenden Infrastruktur in den Mittelpunkt rücken. Damit dürfte auch die Basis dafür geschaffen werden, dass Krypto wie schon nach vergangenen Krisen an seinen Herausforderungen wächst und gestärkt aus diesen hervorgeht. Zudem steht die Bitcoin-Blockchain vor einem prägenden Ereignis: So ist durch das anstehende Bitcoin-Halving im März 2024 ein positiver Effekt auf die Kursentwicklung möglich. Die sogenannten Block Rewards, also die Prämien für das Schürfen einer Einheit, werden dann erneut reduziert, von derzeit 6,25 Bitcoin pro Block auf 3,125 Bitcoin. Vergangene Halving-Events hatten sowohl vor als auch nach der Halbierung der täglich produzierten BTC eine positive Wirkung auf das Investorensentiment – aufgrund eines reduzierten Verkaufsdrucks, der für die Krypto-Währung nach dem Halving antizipiert wurde. Im Schnitt erreichte BTC in der Vergangenheit 1,3 Jahre vor der Halbierung einen Tiefpunkt und 1,3 Jahre nach der Halbierung seinen Höchststand.

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*) Ha Duong, Director Crypto Strategies und Portfoliomanager des BIT Global Crypto Leaders und BIT Crypto Opportunities bei BIT Capital