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„REITs sind liquide Core-Investments im Immobilienbereich“

IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Thomas Körfgen, Head of Securities bei Savills Investment Management in Frankfurt am Main, über REITs und Irrtümer, die Anleger noch immer mit der Assetklasse verbinden.

Thomas Körfgen

IPE Institutional Investment: REITs als Anlagevehikel haben es im deutschen Markt – auch bei institutionellen Anlegern – noch immer schwer…
Körfgen: Es ist kaum erklärlich, aber in der Tat so, dass Anleger sich im Niedrigzinsumfeld sehr stark der Assetklasse Immobilie geöffnet haben, den sehr interessanten Bereich der globalen REITs allerdings vielfach noch immer nicht auf der Agenda haben. Oft tragen hier einige Irrtümer zur Assetklasse REITs ihren Teil bei, aber das Thema ist spannend!

IPE Institutional Investment: Wie würden Sie REITs innerhalb einer Immobilienstrategie definieren?
Körfgen: REITs sind für mich ganz klar liquide Core-Investments im Immobilienbereich. Wir sprechen hier in der Regel von klassischen Immobilien-Bestandshaltern mit einer hohen Ausschüttungsrendite.

IPE Institutional Investment: Womit tun sich Anleger ihrer Meinung nach bei REITs besonders schwer, ist es insbesondere die sichtbare tägliche Volatilität durch die Börsennotiz?
Körfgen: Ich glaube ja. Dadurch ist der REIT an sich ja auch von Anfang an sehr stark in die Richtung der Assetklasse Aktie geschoben worden. Schaut man es sich genauer an, steht nichts anderes als eine Immobilie hinter dem REIT, analog zum Sachverhalt, wenn Sie diese in Form eines offenen Publikumsfonds an den Markt bringen. Das Underlying bleibt das gleiche, die tatsächlichen Schwankungen des Preises der Immobilie bleiben auch die gleichen, ganz egal ob täglich an der Börse oder jährlich durch Sachverständige bewertet.

IPE Institutional Investment: Viele Investoren – gerade größere institutionelle Adressen – dürften aber noch immer das Argument vorbringen, besser selbst und direkt in Immobilien investieren zu können und zu wollen. Was sagen Sie zu diesem Argument?
Körfgen: Mein Gegenargument hierzu heißt insbesondere Diversifikation.
Um ein diversifiziertes Portfolio zu erwerben, benötige ich sehr hohe liquide Mittel. Dazu kommt: manche Immobilien sind am Markt überhaupt nicht zu erwerben, beispielsweise Vivocity in Singapur, eine der größten Shopping-Malls in ganz Asien. Auch brauchen Sie für viele Sektoren wie Health Care eine besondere Expertise um hier entsprechende Renditen zu erwirtschaften.

IPE Institutional Investment: Der deutsche REITs-Markt ist noch immer sehr klein. Spielt auch das beim bislang geringen Investoreninteresse eine Rolle?
Körfgen: Ganz sicher! Die wenigsten Investoren hierzulande wissen, dass wir beim globalen REITs-Markt über gut 500 liquide und investierbare Titel sprechen. Entsprechend anders sehen auch die REITs-Quoten vieler namhafter global investierender Anleger aus, die oft im zweistelligen Prozentbereich der Gesamtallokation liegen.

IPE Institutional Investment: Die Ausschüttungsrendite bei REITs liegt derzeit auf einem sehr attraktiven Niveau - ist das zum Türöffner geworden?
Körfgen: Zunehmend ja. Entsprechend wichtig ist es für mich im Investmentprozess, geeignete REITs zu selektieren, die sicher auch ihre Ausschüttungsziele erreichen werden. Ich kann jetzt per Stand Dezember 2015 guten Gewissens sagen, dass wir mit allergrößter Wahrscheinlichkeit für 2016 eine Ausschüttungsrendite von 5,2% erreichen werden – mit einem Portfolio das rund 75% in Europa und den Rest weltweit investiert. Mit einer noch stärker global fokussierten Allokation wäre diese sogar noch höher darstellbar.

IPE Institutional Investment: Wie sehen Sie ETFs im Bereich REITs?
Körfgen:
Wenn nicht bei REITs, wo sonst benötige ich ein aktives Produkt? Wie bei der direkten Immobilienanlage sind die Immobilien der Unternehmen entscheidend. Wie angeführt liegt unser Hauptaugenmerk auf der aktuellen und künftigen Ausschüttung. Kein ETF hat diese Betrachtungsweise.

IPE Institutional Investment: Sehen Sie die Gefahr, dass REITs angesichts weiterer möglicher US-Zinserhöhungen ihren Hochpunkt gesehen haben und von dieser Seite unter Druck kommen könnten?
Körfgen:
Nein, Untersuchungen zeigen genau das Gegenteil. Steigen Zinsen nachdem sie auf ihrem Tiefpunkt waren, stehen die besten Zeiten für REITs bevor. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verbessern sich, Mieten steigen. Kritisch wird es dagegen für REITs, wenn die Zinsen ihren Hochpunkt gesehen haben und anfangen zu fallen. Erst hier entwickeln sie sich schlechter als der Gesamtmarkt…

IPE Institutional Investment: …an diesem Punkt sind wir vermutlich noch länger nicht! Vielen Dank für die Informationen, Herr Körfgen!