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Position: Afrika bietet Chancen für ESG-Investoren

Was bedeutet es eigentlich, wenn 600 Mio. Afrikaner, die bislang ohne Stromanschluss auskommen, einen solchen erhalten? Der Kontinent mit über einer Milliarde Menschen, die ähnlich arm sind wie die Chinesen vor 30 Jahren, bietet enormes Wachstumspotenzial. Aber wie soll man investieren, wenn die Kapitalmärkte gering entwickelt und durch Intransparenz geprägt sind? Viele Family Offices beschäftigen sich daher derzeit mit Private Equity- und Venture Capital-Investments in Afrika.

Dr. Wolf-Dietrich Fugger

Ralph Schneider

Es ist das klassische Emerging-Markets-Dilemma: Das Potenzial ist offensichtlich, aber die Möglichkeiten, daran erfolgreich zu partizipieren, erscheinen angesichts der Risiken unvollkommener Märkte gering. Die Zahl der liquiden Börsen ist überschaubar, Transparenz und Governance gelten nicht gerade als Stärke der gelisteten Unternehmen. Informationen über die wirtschaftlichen Aktivitäten in der Region sind ebenfalls schwer zu finden. Die Zahl und das Anlagevolumen der Handvoll Publikumsfonds und ETFs mit Afrika-Fokus sprechen Bände.

Für viele Investoren, die trotz des schweren Zugangs am Potenzial partizipieren wollen, rückt daher das Thema Private Equity und Venture Capital verstärkt in den Fokus. Egal, ob über Fonds wie dem – von der KfW mitfinanzierten – Africa Agriculture and Trade Investment Fund (AATIF), Amethis und LeapFrog Investments oder über direkte Investments – privates Kapital hat für viele Investoren den Charme, näher dran zu sein an Unternehmen und Management. Damit verbunden ist die Hoffnung, stärker kontrollieren zu können, was mit seinem Geld passiert.

„Investing with Purpose“
Genau dieser Aspekt spielt für viele Investoren, die sich in Afrika engagieren, eine besondere Rolle. Über Jahrhunderte wurde der südliche Kontinent ausgebeutet. Die enormen Rohstoffvorkommen haben viele Glücksritter angezogen, auch westliche Konzerne haben sich schadlos gehalten. Der Reichtum des Kontinents kam in den seltensten Fällen bei der breiten Bevölkerung an. Die wenigen Nutznießer mit afrikanischen Wurzeln waren die Clans korrupter Kleptokraten.

Aber der Wind hat sich längst gedreht. Investoren achten neben der Rendite verstärkt auf ethische Korrektheit ihrer Investments. ESG-Faktoren – die nachhaltige Ausrichtung von Investments in Bezug auf ökologische, soziale und Governance-Faktoren – sind für viele Investoren zu einem kritischen Entscheidungskriterium geworden. Mehr noch, die Zahl der Investoren, die weltweit mit der Anlage ihres Kapitals weitere Ziele verfolgen oder unterstützen wollen, wächst beständig. Laut Studie des Centrums für soziale Investitionen und Innovationen (CSI) der Universität Heidelberg für die Bundesinitiative Impact Investing e. V. (Biii) stieg das Volumen des mit gezieltem Zweck angelegten Kapitals in Deutschland von 69 Mio. Euro im Jahr 2015 auf mittlerweile 2,9 Mrd. bis 17,3 Mrd. Euro (je nach Breite der Definition). Global dürfte das Anlagevolumen die 1 Billionen-Euro-Marke überschritten haben.

Wer auf der Suche nach Investitionsmöglichkeiten ist, die mit sozial und ökologisch nachhaltigen Wirtschaftstätigkeiten einhergeht, der dürfte in Afrika fündig werden.

Afrika ist das neue Asien
Afrika ist ein Markt rund 1,2 Mrd. Menschen, die ähnlich arm sind wie die Chinesen vor 30 Jahren. Der Nachholbedarf ist gewaltig. „Der Armutskontinent ist deshalb auch Chancenkontinent“, bringt es Unternehmer Martin Schoeller in seinem Buch „Afrika First“ auf den Punkt.

In der Wahrnehmung vieler Europäer steht Afrika für die drei K – Kriege, Krisen und Katastrophen. Dieses Bild wird nicht zuletzt durch die anlassbezogene Berichterstattung in den Medien geprägt. Aber Afrika liegt nicht nur in Sachen Armut und beim Bevölkerungswachstum weltweit ganz vorne – übrigens sind 40% der Einwohner jünger als 15 Jahre. 2019 stammten sechs der zehn am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt aus Afrika. 2020, unter dem Eindruck von Corona, waren es schon sieben. Aufgrund der jungen Bevölkerungsstruktur kam Afrika bislang besser durch die Krise, als von vielen erwartet.

Erfolgsmodell „Compact with Africa“
Fast unbemerkt von vielen Europäern haben viele afrikanische Länder in den letzten 20 Jahren erhebliche Fortschritte gemacht. Gute Beispiele liefern die „G 20 Compact with Africa“ (CwA) -Reformpartner Deutschlands in Westafrika, dazu gehören bspw. Elfenbeinküste, Ghana und Togo oder der Senegal. In diesen Staaten haben sich die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen erheblich verbessert. Die Folge sind wirtschaftlicher Aufschwung und eine pulsierende Start-up-Szene, die längst die Aufmerksamkeit europäischer Investoren auf sich ziehen. In den Ländern entsteht eine erfolgshungrige, dynamische Mittelschicht. Diese hat Ansprüche in jeglicher Hinsicht – sie will nicht nur einen gehobenen Lebensstil, sondern auch einen funktionierenden Staat mit wenig Bürokratie.

Die G20-Afrika-Partnerschaft ist ein zentrales Vorhaben der deutschen G20-Präsidentschaft aus dem Jahr 2017. Ziel ist es, in afrikanischen Staaten die Rahmenbedingungen für nachhaltige Privatinvestitionen sowie Investitionen in Infrastruktur und wirtschaftliche Teilhabe und Beschäftigung zu stärken. Kernelement im Finanzstrang ist die vom Bundesfinanzministerium koordinierte Initiative.

Investitionen, die einen Beitrag zur Lösung vielfältiger Herausforderungen unserer Zeit beitragen können
Während die afrikanischen Länder ihre Reformmaßnahmen umsetzen, bemühen sich die G20 verstärkt darum, diese Länder mit internationalen Investoren zusammenzuführen. Sie verleihen der Initiative Sichtbarkeit und bieten eine politische Plattform, koordinieren die Fördermaßnahmen und machen Reformfortschritte publik.

Bei allen Chancen bestehen aber auch viele Herausforderungen, bspw. aufgrund der schwach ausgebauten Infrastruktur. Das Schaffen einer verlässlichen Infrastruktur gilt denn auch als Schlüssel für den Ausstieg aus dem Kreislauf von Armut, Bevölkerungswachstum und Flucht. Private Investitionen können hier als Katalysator für die Entwicklung des Kontinents, aber auch für die Zukunft Europas darstellen.

Musterbeispiel ist die unzuverlässige, teure und umweltschädliche Stromversorgung. Genau hier eröffnen sich auch gute Ansatzpunkte für Investments, die ökologisch nachhaltig sind, qualifizierte Arbeitskräfte binden und eine interessante Rendite versprechen.

Können Sie sich vorstellen, dass für die Bewohner von ganz Subsahara-Afrika (800 Mio.) genauso viel Strom produziert wird wie für die Einwohner Spaniens (45 Mio.)? Und was bedeutet es eigentlich für das Weltklima, wenn 600 Mio. Afrikaner, die bislang ohne Stromanschluss auskommen, einen solchen erhalten und der Strom mit Dieselgeneratoren oder Kohlekraftwerken produziert wird?

So stellt Afrika beispielsweise ein gewaltiges Potenzial für den Aufbau einer Versorgung mit erneuerbarer Energie dar. Die Länder in der Nähe zum Äquator sind mit einer Sonnenscheindauer zwischen 1.800 und 3.000 Stunden pro Jahr prädestiniert für die Stromerzeugung durch Solaranlagen. Im Vergleich erzielt eine Solaranlage in Ghana 30 bis 60% mehr PV-Erträge als in Deutschland. Abgesehen davon, dass wir natürlich hinsichtlich des Klimawandels global so schnell wie möglich auf erneuerbare Energiequellen umsteigen müssen, macht Solarstrom viele Unternehmen in Afrika schlicht wettbewerbsfähiger. Sie wappnen sich nicht nur gegen die häufig auftretenden Blackouts im Netz, die Unternehmen sparen langfristig spürbar Geld. Investments in Afrika können also viele Gewinner hervorbringen.

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*) Dr. Wolf-Dietrich Fugger und Ralph Schneider sind Gründer und Geschäftsführer der EWIA Green Investments GmbH mit Sitz in München, die für vermögende Privatanleger, Family Offices und institutionelle Investoren maßgeschneiderte Solarinvestments und Beratungen in Afrika anbietet. Beide verfügen über langjährige Geschäftserfahrung in Afrika sowie in der Finanz- und Solarbranche.