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„Afrika hat das größte Solarenergiepotenzial weltweit – dennoch macht die installierte Photovoltaik-Kapazität laut WEF gerade einmal ein Prozent der globalen Leistung aus“

IPE D.A.CH Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Edda Schröder, Gründerin und Geschäftsführerin der Invest in Visions GmbH, über den Investmentansatz, Solarprojekte in Afrika zu fördern.

Edda Schröder

IPE D.A.CH: Warum konzentrieren Sie sich mit Ihrem neuen ELTIF ausgerechnet auf Solarprojekte in Subsahara-Afrika – und warum gerade jetzt?
Schröder: In Afrika herrscht ein enormer Kontrast zwischen Potenzial und Realität. Der Kontinent hat das größte Solarenergiepotenzial weltweit – dennoch macht die installierte Photovoltaik-Kapazität laut World Economic Forum gerade einmal ein Prozent der globalen Leistung aus. Besonders die Bevölkerung leidet unter diesem Defizit: Nach aktuellen Zahlen des Energy Progress Reports 2024 haben 685 Millionen Menschen weltweit keinen Zugang zu Elektrizität – davon entfallen 83% auf die Region Subsahara-Afrika. Viele Haushalte und Unternehmen sind entweder gar nicht an das Stromnetz angeschlossen oder leiden unter unzuverlässiger Stromversorgung. Obwohl der Bedarf an Photovoltaik-Anlagen wächst, hinkt die Finanzierung von Solarprojekten hinterher. Um diese Finanzierungslücke zu schließen, werden zwischen 2026 und 2030 190 Mrd. US-Dollar benötigt. Wann also, wenn nicht jetzt, wäre ein strategisch besserer Moment diesen Bedarf zu decken? Der IIV Solar Electrification Debt ELTIF setzt genau hier an und ermöglicht nicht nur wirtschaftliche Chancen, sondern leistet auch einen Beitrag zum Klimaschutz, da die Menschen vor Ort nicht mehr auf teure und umweltschädliche Dieselgeneratoren, als Zwischenlösung für unzuverlässige oder nicht vorhandene Stromnetze zurückgreifen müssen.

IPE D.A.CH: Könnten Sie die wirtschaftlichen Chancen genauer erläutern?
Schröder: Natürlich. Der Fonds investiert zu diesem Zweck gezielt in Unternehmen, die sich auf Photovoltaik-Technologien spezialisiert haben und damit nachhaltige Energieversorgungslösungen in ländlichen und infrastrukturell benachteiligten Regionen ermöglichen. Besonderes Augenmerk wird auf gewerbliche und industrielle Photovoltaik-Lösungen gelegt, wobei auch die produktive Energienutzung und Mini-Grids berücksichtigt werden sollen. Das führt dazu, dass z. B. landwirtschaftliche Betriebe von einer verlässlichen Stromversorgung profitieren. Es senkt ihre Energiekosten, macht sie unabhängiger von Netzausfällen und Dieselpreisschwankungen – und stärkt damit ihre wirtschaftliche Resilienz. Darüber hinaus liegt ein besonderer Fokus des Fonds auf dem wirtschaftlich sinnvollen Einsatz von Energie zur Einkommenssteigerung – etwa im Bereich Bewässerung, Kühlung, Verarbeitung oder Transport. So entstehen vor Ort Arbeitsplätze und langfristige Wertschöpfung, denn Strom ermöglicht wirtschaftliche Aktivität.

IPE D.A.CH: Was hat Sie dazu bewegt, ausgerechnet den ELTIF als Struktur zu wählen? Welche Vorteile bietet die neue 2.0-Version – insbesondere im Hinblick auf langfristige, wirkungsorientierte Investments?
Schröder: Der ELTIF bietet für uns als Impact Asset Manager die idealen Voraussetzungen, um privates Kapital gezielt in nachhaltige Infrastrukturprojekte zu lenken. Sein ursprüngliches Ziel war dabei die Förderung von Investitionen in die europäische Realwirtschaft. Besonders relevant für uns ist, dass Investitionen nun auch außerhalb Europas getätigt werden dürfen – ein entscheidender Aspekt, wenn es um die Erreichung der Sustainable Development Goals (SDGs) geht, deren größte Herausforderung im Globalen Süden liegt.
Die reformierte Version – der sogenannte ELTIF 2.0 – hat Hürden abgebaut, die bis dahin viele Anleger ausgeschlossen haben. So wurde die Mindestanlagesumme sowie die Vermögensprüfung abgeschafft, wodurch nun auch Privatanleger einen vereinfachteren Zugang zum ELTIF haben. Dies bedeutet für uns einen wichtigen Schritt in Richtung „Demokratisierung“ von Impact Investing. Gleichzeitig können ELTIFs nun auch als semi-liquide Vehikel aufgelegt werden. Das heißt: Eine Anteilsrückgabe ist bereits vor der Liquidierungsphase möglich, wie auch eine durchgängige Zeichnung. Dennoch handelt es sich um ein langfristiges Investment mit üblicherweise 24-monatiger Haltedauer. Für institutionelle und private Anleger ist der ELTIF damit ein transparentes, reguliertes, depotfähiges Vehikel, das neben attraktiven Renditen auch eine geringe Volatilität bietet.

IPE D.A.CH: Wie funktioniert Ihr Investitionsansatz? Können Sie ein Beispiel für ein bereits unterstütztes Projekt nennen?
Schröder: Wie auch bei unseren anderen Produkten verfolgen wir beim ELTIF das Ziel, Kapital mit Wirkung zu verbinden. Beim ELTIF konzentrieren wir uns gezielt auf Investitionen in netzunabhängige Elektrifizierung in Subsahara-Afrika. Der Fonds vergibt Darlehen an Unternehmen und Projekte, die auf den Vertrieb und Betrieb dezentraler Photovoltaikanlagen spezialisiert sind. Wir greifen auch hier auf unseren im Mikrofinanzbereich bewährten Ansatz zurück, mit erfahrenen Spezialisten vor Ort zusammenzuarbeiten. Die lokale Expertise ist entscheidend, um geeignete Projekte zu identifizieren, Risiken richtig einzuschätzen und langfristige Wirkung zu erzielen. So arbeiten wir in Kenia beispielsweise mit dem Africa Enterprise Challenge Fund (AECF) zusammen, einem Advisor mit lokaler Marktexpertise und Marktzugang. Der AECF ist in 26 Ländern in Subsahara-Afrika aktiv und hat bereits über 450 Mio. US-Dollar in Unternehmen im Off-Grid-Sektor investiert.
Der von uns gemanagte IIV Solar Electrification Debt ELTIF investiert gezielt in den wirtschaftlichen Fortschritt Subsahara-Afrikas. Die Region umfasst 49 der 54 afrikanischen UNO-Mitgliedstaaten, wobei Investitionen nur in Länder getätigt werden, die nicht als Hochrisiko-Staaten gemäß der EU-Kommission eingestuft sind. Auf Basis einer umfassenden Analyse des Marktumfelds und der jeweiligen Länderrisiken haben wir uns zunächst auf Botswana, Ghana, Sambia, Uganda und Ruanda spezialisiert. Unsere Investitionen konzentrieren sich dabei insbesondere auf Commercial & Industrial (maßgeschneiderte Solarlösungen für gewerbliche Nutzer). Zweitrangig entfallen Investitionen auch auf Mini-Grids (dezentrale Inselnetze) und Productive Use of Energy (Energie zur Einkommenssteigerung).
Derzeit befindet sich die erste Investition des Fonds in der konkreten Prüfung. Es handelt sich dabei um einen Solar-Dienstleister und Entwickler von Photovoltaik-Anlagen in Ghana.

IPE D.A.CH: Welche Vorteile bietet der Fonds institutionellen Investoren?
Schröder: Der ELTIF bietet institutionellen Anlegern die Möglichkeit, neben einem sozialen und ökologischen Impact auch von den Chancen alternativer Anlageklassen zu profitieren. Durch seine geringe Volatilität und die niedrige bis negative Korrelation zu klassischen, liquiden Anlagen ermöglicht er eine gewisse Diversifikation und Portfoliooptimierung – mit langfristig stabilen Renditechancen. Zudem erfüllt der Fonds als Artikel-9-Produkt gemäß SFDR höchste Anforderungen an Nachhaltigkeit, Transparenz und Impact-Messung. Das macht ihn besonders relevant für Investoren mit klaren ESG-Vorgaben. So trägt der Fonds zur Erreichung der SDGs in Subsahara-Afrika bei: Er fördert den Zugang zu Strom (SDG 7), treibt die grüne Transformation der Energieversorgung voran (SDG 13), fördert wirtschaftliche Entwicklung durch Elektrifizierung (SDG 8) und achtet auf einen angemessenen Frauenanteil in Belegschaft und Management (SDG 5). Die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien kann CO2-Emissionen deutlich reduzieren und die wirtschaftliche Stabilität von Unternehmen verbessern. Anleger leisten somit einen konkreten Beitrag zu einer gerechteren, klimafreundlicheren und zukunftsfähigen Welt.

IPE D.A.CH: Danke für diese Einblicke.