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„Mittlerweile sehen wir aber auch, dass innovative Nutzungsarten wie Rechenzentren taktisch über Listed Real Estate allokiert werden“

Cohen & Steers verwaltet weltweit über 60 Mrd. US-Dollar im Bereich börsennotierter Immobilien. IPE D.A.CH Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Jon Cheigh, CIO bei Cohen & Steers, über den Status quo, die Perspektiven globaler Immobilieninvestitionen und die Vorteile von Immobilienaktien.

Jon Cheigh

IPE D.A.CH: Jon, deutsche institutionelle Investoren hatten sehr lange einen lokalen Fokus auf ihre Immobilieninvestments. Wie sehen Sie die aktuelle Situation?
Cheigh: Es ist der typische Weg für Immobilieninvestoren, mit Core-Investments vor der eigenen Haustür zu beginnen und ihren Fokus sukzessive auf verschiedene Immobilientypen und auf internationale Märkte auszuweiten. Dies ist definitiv sinnvoll, um eine entsprechende Diversifikation im Immobilienportfolio darstellen zu können, um Risiken zu reduzieren und Renditen zu verbessern.

IPE D.A.CH: Mit der Diversifikation kommt meist die Komplexität...
Cheigh: Das stimmt, die Welt wird immer komplexer – auf der anderen Seite ergeben sich dadurch natürlich auch die gewünschten Chancen für Investoren. Aber ich muss mich plötzlich mit 100 Städten beschäftigen statt mit nur wenigen. Hinzu kommen neue Objekttypen wie Rechenzentren, Self Storage oder Studentenwohnungen. Hier kommt der gelistete Immobilienmarkt ins Spiel. Weltweit gibt es rund 400 börsennotierte Immobilienunternehmen, die überwiegende Mehrheit mit klarem Fokus wie Class-B-Apartments in Kalifornien oder Rechenzentren in Südostasien. Spezialisten, die mit ihrem Fachwissen genau einzelne Bereiche des Marktes abdecken können.

IPE D.A.CH: Der tägliche Handel schafft schnelle Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten. Wie groß ist der „Makel“ der täglichen Bewertung und die damit verbundene Volatilität im Portfolio noch für institutionelle Anleger?
Cheigh: Ein ganzes Immobilienportfolio mit gelisteten Immobilienwerten könnten wohl nur die allerwenigsten Anleger aushalten. In einem Portfoliokontext, in dem sich in der Regel nur ein Teilbereich in Listed Real Estate befindet, ist dies jedoch vernachlässigbar. Zudem schauen viele Anleger nun mehr auf das zugrunde liegende Geschäft mit einer mittel- bis langfristigen Sicht auf die Aussichten.

IPE D.A.CH: Diversifizieren Anleger mit börsennotierte Immobilienaktien tatsächlich regionaler oder stehen Nischenmärkte oder die entsprechenden Nutzungsarten im Fokus?
Cheigh: Gerade bei deutschen institutionellen Investoren sahen wir die regionale Diversifikation als Hauptgrund für die Allokation in börsennotierte Immobilien, oft beginnend mit dem US-Markt. Während wir das auch außerhalb Deutschlands erkennen, sehen wir auch, dass einige nicht-deutsche Investoren börsennotierte Immobilien nutzen, um Zugang zu innovativen Arten von Immobilien wie den oben genannten Rechenzentren zu erhalten.

IPE D.A.CH: Welche Veränderungen im Anlegerverhalten bei Listed Real Estate haben Sie durch Covid-19 gesehen?
Cheigh: Liquidität ist in solchen Marktphasen sicherlich ein großer Vorteil. Es schafft die Möglichkeit für Anleger mit der Überzeugung, dass eine Korrektur eine Kaufgelegenheit ist, diese entsprechend umzusetzen. Bei einer Private-Markets-Fondslösung würde es Monate – wenn nicht Jahre – dauern, bis ihr Kapital vollständig abgerufen ist. Der börsennotierte Markt ermöglicht es Anlegern, schnell zu handeln.

IPE D.A.CH: Ein dauerhafter „Ausverkauf“ fand im Frühjahr 2020 ja letztlich nicht statt…
Cheigh: Die Zeitspanne war in der Tat begrenzt, wir sahen sehr schnell viele Zuflüsse, es gab Milliarden an der Seitenlinie, die nach guten Investitionsmöglichkeiten suchten. Das war sicherlich der große Unterschied zur Finanzkrise 2008/2009, als kaum Investoren investitionsbereit waren und der Markt trotz kollabierender Preise kaum mehr Liquidität bereitstellen konnte.

IPE D.A.CH: Hält der Trend institutioneller Anleger zu REITs an?
Cheigh: Wir haben diesen Trend in den letzten Jahren gesehen und ich sehe keinen Grund, warum dieser Trend aufhören sollte. Als Manager von Listed Real Estate haben wir gezeigt, dass wir Investoren eine etwas andere Perspektive auf Nutzungsarten und Regionen geben können und das Feedback aus der DACH-Region ist sehr positiv.

IPE D.A.CH: Vielen Dank für diese Einblicke.

 

Das vollständige Interview finden Sie in unserem IPE D.A.CH Jahrbuch Asset Management 2021.