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Kommentar: Nachhaltige Infrastruktur-Investments – Investitionen in die Energiewende für eine Netto-Null-Zukunft

Eine Netto-Null-Zukunft erfordert einen grundlegenden Wandel der Wirtschaft und Infrastruktur. Dies ist ein kostspieliges Projekt. Bereits bis 2030 müssen laut eines Berichts der International Energy Agency (IEA) effektiv 250% mehr Infrastrukturinvestitionen getätigt werden: von durchschnittlich 0,7 Billionen US-Dollar pro Jahr auf 2,5 Billionen US-Dollar jährlich. Nur so lassen sich bis 2050 Netto-Null-Emissionen erreichen und die globale Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius begrenzen.

Charles Kirwan-Taylor

Die Investitionen müssen neben der Stromerzeugung und -übertragung auch in der Verkehrsinfrastruktur und Energieversorgung von Haushalten und in der Industrie getätigt werden. Der Ausbau von Erneuerbare-Energie-Anlagen ist bereits im vollen Gange, wenn auch noch lange nicht abgeschlossen. Gleiches gilt für den Anschluss neuer Erzeugungsquellen an das Netz und die Verstärkung der bestehenden Netzinfrastruktur, um eine stärkere Nutzung von sauberem Strom zu ermöglichen.

Der Umstieg der Bevölkerung auf Elektrofahrzeuge und vom Kurzstreckenflugverkehr (Reisen unter ca. 700 km) auf nachhaltigere Verkehrsmittel wie die Bahn steckt dagegen noch in den Kinderschuhen. Auch im industriellen Verkehr ist eine zunehmende Verlagerung von der Straße auf die Schiene zu erwarten. Und auch die Abkehr von fossilen Brennstoffen sowohl in der Industrie als auch in privaten Haushalten, etwa zum Heizen, hat gerade erst begonnen.

Infrastrukturanlagen bieten Investment-Chancen
Für die Unternehmen des globalen börsennotierten Infrastruktursektors heißt das, dass sich die Investitionen von 300 Mrd. US-Dollar pro Jahr im Jahr 2020 auf fast 600 Mrd. US-Dollar pro Jahr im Jahr 2030 mehr als verdoppeln könnten. Das würde dazu führen, dass das Wachstum des globalen börsennotierten Infrastrukturvermögens von knapp 3% p.a. auf 12% p.a. ansteigt.

Aus dem Wachstum ergeben sich für Investoren attraktive Anlagechancen. Infrastrukturanlagen sind in der Regel kapitalintensiv und monopolistisch und unterliegen daher der staatlichen Regulierung. Diese bietet für Investoren einen entscheidenden Vorteil, denn sie sorgt für die Vorhersehbarkeit und Stabilität von Erträgen. Und es ist zu erwarten, dass die Regulierungsbehörden angesichts der Höhe der erforderlichen Investitionen in die Stromerzeugung und in die Netze einen Anreiz haben werden, Investoren attraktive Renditen zu bieten, um das erforderliche Finanzierungsniveau zu erreichen. Gleichzeitig könnte sich das Spektrum der verfügbaren Investitionen vergrößern, woraus sich zusätzliche Anlagechancen ergeben.

Welche Vorteile bieten börsennotierte Infrastrukturinvestments?
Eine nicht börsennotierte Infrastrukturallokation ist zwangsläufig ein unbeständiger und schwer vorhersehbarer Prozess. Die Profilallokation auf dem börsennotierten Markt bietet demgegenüber entscheidende Vorteile: Zunächst einmal ist auf dem börsennotierten Markt das sofort verfügbar Angebot umfangreicher und vielfältiger und bietet Anlegern die Möglichkeit, schnell ein breites Portfolio an Vermögenswerten aufzubauen. Darüber hinaus sind Anleger bei einem Verkauf von Vermögenswerten umgehend wieder liquide, um weitere Investments zu tätigen. Der börsennotierte Markt bietet einen geeigneten Mechanismus, um ein gewünschtes Engagement in die Infrastruktur aufrechtzuerhalten, nachdem das Kapital aus bestehenden Investitionen zurückgeflossen ist.

Direktinvestitionen in den nicht börsennotierten Markt haben zudem den Nachteil, dass Portfolios aufgrund der schwankenden Verfügbarkeit von Investitionsmöglichkeiten eher auf bestimmte Sektoren ausgerichtet sind. Börsennotierte Infrastrukturen können dagegen dazu beitragen, ein Gesamtportfolio auszugleichen, indem sie auf Sektoren ausgerichtet werden, die im direkten Infrastrukturportfolio eines Unternehmens nicht verfügbar sind.

Zudem ermöglichen sie eine schnelle Reaktion auf Marktereignisse. Im Falle eines plötzlichen Marktabschwungs bietet der börsennotierte Sektor sehr flexible Investitionen in attraktive langfristige Vermögenswerte. Auf weniger liquiden Direktmärkten ist dies dagegen nur schwer zu erreichen.

Aktiv verwaltete Fonds vs. ETF
Allerdings sind nicht alle Unternehmen gleich gut positioniert, um vom Übergang zu einer Netto-Null-Welt zu profitieren. Tatsächlich hat sich die Spaltung zwischen Infrastrukturunternehmen, die Anlegern hohe Renditen bieten, darunter zum Beispiel Netzbetreiber, und solchen mit schlechten oder sogar negativen Renditen vergrößert, wie das nachstehende Diagramm verdeutlicht.

Voraussichtliche Renditen von Infrastrukturunternehmen aus dem ATLAS-Research-Universum (Stand: 30.06.2021)


Quelle: ATLAS Infrastructure, Factset

Die Analyse verdeutlicht zudem die höheren Renditeaussichten einer aktiv verwalteten Strategie im Vergleich zu einem ETF oder einem anderen indexbasierten Ansatz. Die gestrichelte Linie stellt die durchschnittliche Renditeerwartung für das gesamte Anlageuniversum dar, das heißt die Rendite, die ein gleich gewichteter Index aller erfassten Unternehmen bietet; die durchgezogene Linie stellt die Rendite dar, die ein konzentrierterer Anlageansatz bietet, das heißt ein Portfolio aus den 20 bis 25 Unternehmen, die innerhalb der Gesamtheit der erfassten Unternehmen die besten Zukunftsrenditen bieten.

Was sollten Anleger bei der Auswahl von Infrastrukturunternehmen beachten?
Bei der Auswahl von Unternehmen sollten Anleger auf bestimmte Kriterien und Kennzahlen achten, um die Stabilität und Vorhersehbarkeit der Cashflows beurteilen zu können:
•        ein Monopol oder effektives Monopol
•        eine lange Lebensdauer der Anlagen
•        ein stabiler Markt, sowohl in technologischer als auch in demographischer Hinsicht
•        ein stabiles wohlwollendes Regulierungssystem, das einen gewissen Schutz vor Inflation bietet und
•        eine umfassende finanzielle Offenlegung, einschließlich der Offenlegung von Kohlenstoffemissionen.

Die Auswirkungen einer Netto-Null-Ausrichtung sind von Unternehmen zu Unternehmen und von Anlage zu Anlage unterschiedlich. Sie hängen unter anderem vom Alter, der Effizienz und dem regulatorischen Status der einzelnen Kraftwerke oder Pipelineanlagen ab. Einige Sektoren, darunter auch die erneuerbaren Energien, haben bereits eine erhebliche systematische Neubewertung ihrer Marktwerte erfahren, sodass das Argument naheliegt, dass die finanziellen Vorteile weiterer politischer Verbesserungen bereits eingepreist sind. Da nach wie vor jedoch Zweifel an der relativen Bedeutung von Solar-, Wind-, Wasser- oder sogar Wasserstoff-Energie bestehen, könnten einige dieser Bewertungen erhebliche Risiken bergen, wenn die Politik hinter den Erwartungen zurückbleibt.

Wie auch immer die bevorzugte technologische Lösung für eine Netto-Null-Zukunft aussieht, es werden erhebliche Investitionen rund um Stromnetze und Netzbetreiber notwendig sein. Als monopolistisch regulierte langfristige Vermögenswerte spielen die Netze dabei eine wichtige Rolle in den Portfolios.

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*) Charles Kirwan-Taylor ist Geschäftsführender Vorsitzender des Investmentmanagers ATLAS Infrastructure.