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„Impact Investing ist in jedem Teil der Welt wichtig, aber gerade in den Emerging Markets sind die Lücken zu den UN SDGs natürlich besonders groß“

Triodos Investment Management hat sich ganz dem Impact Investing verschrieben. Man führe Anleger zusammen, die ihr Geld in nachhaltigen Unternehmen für dauerhafte, positive Veränderungen arbeiten lassen wollen, so Jacco Minnaar, Chair of the Management Board bei Triodos IM, im Gespräch mit IPE D.A.CH-Chefredakteur Frank Schnattinger.

Jacco Minnaar

IPE D.A.CH: Herr Minnaar, was macht für Sie Triodos Investment Management in wenigen Worten aus?
Minnaar: Das besondere für mich an Triodos IM ist, dass wir zu 100% für Impact stehen, dies für unsere Aktionäre bzw. Anleger aber auch mit einem kommerziellen Aspekt versehen. Wir zeigen, dass die Kombination aus beidem möglich ist.

IPE D.A.CH: Apropos Impact – Impact Investment ist mittlerweile zum Buzz-Word im Asset Management geworden, wie ist Ihre Einschätzung dazu und wie definieren Sie es?
Minnaar: Lassen Sie mich mit der Definition starten. Wir nutzen hier die mittlerweile im Markt etablierte des GIIN (Global Impact Investing Network, Anm. der Redaktion), das wir vor rund 10 Jahren mitgegründet haben. Demnach muss die erklärte Absicht vorliegen, eine klar definierte Wirkung zu erzielen. Auch muss die angestrebte Wirkung – entweder ökologisch oder sozial – mit der Investition in einem kausalen Zusammenhang stehen. Letztlich muss anhand von Kennzahlen ablesbar sein, dass eine Wirkung erzielt wird. Dis gilt es auch anhand regelmäßiger Reports nachzuweisen.

IPE D.A.CH: Wie stark ist der Markt mittlerweile besetzt?
Minnaar: Wir begrüßen es ganz klar, dass sich immer mehr Investoren und auch Asset Manager dem Thema Impact Investing zuwenden. Nur so bekommt es die Aufmerksamkeit, die wir hier brauchen. Gerade auf Seiten der Asset Manager muss man natürlich genauer hinsehen. Hier gibt es mittlerweile viele Produkte und Fonds die höchstens Minimalstandards einhalten. Auch passive Produkte sind kaum geeignet, den angestrebten aktiven Impact leisten zu können.

IPE D.A.CH: Wie sehen Sie das stark gestiegene Interesse auf institutioneller Seite am Thema?
Minnaar: Vor einigen Jahren war es vor allem noch das Thema Nachhaltigkeit, das Investoren dem Thema näherbrachte. Mittlerweile sind es ganz handfeste Rendite-/Risikoüberlegungen und auch der Faktor Diversifikation. Hier hat sich die Denke massiv verändert, das Thema wird inzwischen sehr ganzheitlich im Portfoliokontext betrachtet, der finanzielle Aspekt hat deutlich zugenommen.

IPE D.A.CH: Sie haben bereits die Notwendigkeit der Messung des Impacts angesprochen. Viele Investoren tun sich hier noch schwer bzw. sehen die Informationen aus dem Markt noch nicht wirklich klar…
Minnaar: Die Messung ist wie schon angesprochen ganz zentral. Man geht als Investor ja mit der Absicht heran, einen gewissen Impact auszulösen. Dies muss am Ende des Tages dann auch quantifizierbar sein. Bei unserem Private-Market-Investments haben wir es durch den fortlaufenden direkten Kontakt zunächst einmal einfacher, den Impact zu quantifizieren und es an unsere Investoren auch weiterzugeben. Auf der Public-Seite bleibt nur, Daten von guten Providern einzukaufen, wir machen dies u.a. bei ISS-oekom. Die Schwierigkeit hier ist, dass die Einschätzungen je nach Rating-Provider sehr unterschiedlich ausfallen. Somit müssen die Daten durch ein gutes internes Team weiter aufbereiten. Hier sehe ich noch keinen anderen, einfacheren Weg.

IPE D.A.CH: Hat Covid-19 die Bedeutung der Teile E-S-G neu definiert?
Minnaar: Zunächst einmal haben sich Anlagen mit ESG-Background in der scharfen Korrektur im Frühjahr insgesamt sehr gut geschlagen. Investoren erkennen den Vorteil, dass ESG-Investments langfristig mit weniger Risiko behaftet sind. Bei den einzelnen Faktoren haben wir als Gesellschaft uns sicher sehr stark auf das „E“ – also die Umweltseite – fokussiert. Nicht ohne Erfolg wie man sagen muss. Immerhin werden im laufenden Jahr laut Internationaler Energieagentur IEA rund 90% aller neuer Energieinstallationen aus regenerativen Quellen gespeist werden. Das war vor Jahren noch undenkbar. Auch die EU-Taxonomie fokussiert sich sehr stark auf die Umweltseite, soziale Aspekte finden in der Tat weniger Berücksichtigung, obwohl die Probleme hier offensichtlich sind. Diese müssen – unabhängig von Corona – zukünftig auch stärker adressiert werden.

IPE D.A.CH: Wie ist das EU-Wiederaufbauprogramm in diesem Zusammenhang einzuschätzen?
Minnaar: Ich sehe das Ganze mit etwas gemischten Gefühlen. Die Ambitionen sind sicher sehr positiv zu werten. Schaut man genauer auf das Programm, so muss man leider auch von einer vergebenen Chance sprechen. Letztlich wird das Geld sehr stark zum Wiederaufbau alter Industrien verwendet, statt sich voll und ganz auf Nachhaltigkeitsaspekte zu konzentrieren.

IPE D.A.CH: Wie stark können Anleger bzw. die Investment Management Industrie hier Einfluss nehmen?
Minnaar: Gerade institutionelle Investoren können hier sicher ein Zeichen setzen. Ich habe über die letzten Jahre gesehen, wie sophistiziert institutionelle Adressen das Thema ESG in ihren Portfolios anfangen umzusetzen und entsprechend auf Unternehmen setzten, die dies in Ihrer DNA festgeschrieben haben. Dies hat langfristig vielleicht sogar einen stärkeren Einfluss als von der Politik festgeschrieben.

IPE D.A.CH: Wie unterschiedlich wird das Thema ESG bzw. Impact Investing global angegangen?
Minnaar: Europa ist hier grundsätzlich sicher weltweit führend. Innerhalb Europas sind die Nordics auf dem Weg am weitesten fortgeschritten. Auch ist hier die Bereitschaft sehr groß, in Emerging Markets zu investieren und dort Impact auszulösen.

IPE D.A.CH: Emerging Markets ist ein gute Stichwort – bislang wird hier meist das Risiko noch als sehr hoch angesehen?
Minnaar: Das wahrgenommene Risiko ist meines Erachtens deutlich höher als das tatsächliche. Impact Investing ist in jedem Teil der Welt wichtig, aber gerade in den Emerging Markets sind die Lücken zu den UN SDGs natürlich besonders groß. Hier kann mit relativ kleinen Investments ein großer Impact erzielt werden. Angesichts der aktuellen Wachstumsaussichten, liefern die Investments meist nachhaltige Erträge.

IPE D.A.CH: Insgesamt betrachtet – wo stehen wir auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Gesellschaft. Wie ist Ihr Fazit?
Minnaar: Wir stehen meiner Meinung nach auf halbem Weg. Blicken wir auf die letzten Jahre zurück, so haben wir echte Fortschritte gemacht. Gerade auf Investorenseite ist – wie ausgeführt – viel passiert. Bei Umweltaspekten – Stichwort Klimawandel – sehe ich weiterhin eine große Dringlichkeit. Hier dürfte die EU-Taxonomie eine weitere Anschubhilfe leisten. Auch beim Thema Biodiversität müssen wir aufpassen, dass wir unser Ökosystem nicht vollends aus dem Gleichgewicht bringen. Was mich zuversichtlich stimmt, ist, dass die Menschheit bei echten Dringlichkeiten es bislang stets vermocht hat, schnell und in einem adäquaten Maß zu reagieren.

IPE D.A.CH: Besten Dank für diese Einblicke.