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„Family Offices sprechen oft gerne mit Fondsboutiquen, beide Parteien schätzen unternehmerisches Denken“

„Glaube mir, dass eine Stunde der Begeisterung mehr gibt als ein Jahr gleichmäßig und einförmig dahinziehenden Lebens“ (Christian Morgenstern). Family Offices, Fondsboutiquen und Manager Selection – Markus Hill* sprach für IPE D.A.CH mit Reiner Konrad, FOCAM AG, über die besonderen Aspekte bei der Betrachtung von unabhängigen Asset Managern (Fondsboutiquen). Hintergrund des Gespräches über Themen wie „Hidden Champions“, Mittelstand, Spezialisierung und Fondsjurisdiktion ist ein Vortrag über dieses Thema bei der Veranstaltung „Finanzplatz Frankfurt trifft Finanzplatz Liechtenstein“ vom LAFV Liechtensteinischer Anlagefondsverband in dieser Woche.

Reiner Konrad

Markus Hill

IPE D.A.CH: Woher kommt Ihre Begeisterung für unabhängige Asset Manager und seit wann beschäftigen Sie sich mit dem Thema Fondsboutiquen?
Konrad: Ende der 90er Jahre hatte ich die Aufgabe, für eine Tochter einer deutschen Privatbank eine Drittfonds-Vermögensverwaltung aufzubauen. Das Research haben wir damals extern eingekauft, aber seitdem habe ich mich immer mehr mit dem Thema beschäftigt. Allerdings muss man fairerweise sagen, dass man damals eher die großen internationalen Gesellschaften ausgewählt hat. Größere Fondsboutiquen wie z.B. DJE, gab es damals nur wenige. Flossbach von Storch zum Beispiel war gerade erst gegründet worden. In der ersten Hälfte der 2000er Jahre wurden dann sukzessive immer mehr neue Strategien von Boutiquen aufgelegt. Ich habe damals bei einer Schweizer Bank in Frankfurt gearbeitet und wir hatten immer mal wieder Anfragen aus dem Fondsboutiquen-Bereich. Ich habe damals einige interessante Manager unterschiedlicher Couleur gesehen und finde das bis heute noch spannend. Bei jedem Gespräch mit diesen interessanten Unternehmerpersönlichkeiten lernt man dazu. Man könnte es so auf den Punkt bringen: Family Offices sprechen oft gerne mit Fondsboutiquen, beide Parteien schätzen unternehmerisches Denken.

IPE D.A.CH: Was machen diese unabhängigen Häuser anders als viele der etablierten „großen“ Häuser?
Konrad: Man könnte hier sehr weit ausholen. Aber ich glaube, die wichtigsten Punkte sind, dass man sich nur auf ganz ausgewählte Strategien spezialisiert, die auf den ganz speziellen Kernkompetenzen der einzelnen Häuser basieren. Darüber hinaus sind die Unternehmen eigentümergeführt und haben daher eine ganz andere Zusammensetzung. Diese Unternehmer sind aus meiner Sicht der „Mittelstand der Fondsbranche“. Man spricht hier oft von den sogenannten Hidden Champions. Viele dieser Häuser haben meiner Ansicht nach eine spezielle „DNA“. Aufgrund der Gründungsgeschichte existieren hier oft sehr eigene Formen von Netzwerken. Research, Marketing und Unternehmenswachstum – hier müssen oft ganz andere Pfade eingeschlagen werden als bei den „konventionellen“ Asset Managern.

IPE D.A.CH: Gibt es noch besondere Punkte bei der Betrachtung von „kleinen“ Häusern?
Konrad: Wie auch bei „großen“ Häusern machen wir natürlich bei allen Adressen eine quantitative Vorauswahl. Wie oben gesagt, wir schätzten die Spezialisierung der Boutiquen auf bestimmte Assetklassen. Besonders gefällt mir bei diesen Häusern, dass man in der Regel einen direkten Zugang zum Asset Manager hat. Sollte zum Beispiel wider Erwarten einmal die Performance über bestimmte Zeiträume nicht überzeugen, so kann man sehr zeitnah Ursachenforschung im direkten, zeitnahen Gespräch betreiben. Wichtig erscheint mir auch, dass wir die Köpfe dieser Häuser verstehen müssen. Risikoaversion, Positionierung in gewissen Marktphasen – schaut man sich die Historie (Vita) bei vielen von diesen Managern an, dann erscheint deren Verhalten oft „schlüssig“. Man schaut sich an, wie der Manager zum Beispiel vorher andere Fonds mit seinem Ansatz betreut hat, in der Regel erlebt man dann weniger Überraschungen. Vorausgesetzt natürlich, dass dieser seinem Stil auch treu bleibt.

IPE D.A.CH: Sie werden am 8. November einen Vortrag zum Thema „Family Offices, Fondsboutiquen & Manager Selection“ halten. Auf welche Punkte werden Sie in Ihrem Vortrag näher eingehen?
Konrad: Ich möchte u.a. beleuchten, dass man bei Fondsboutiquen mit dem klassischen Analyseansatz allein nicht weiterkommt und wo die Vor- aber auch Nachteile von Fondsboutiquen liegen. Natürlich ist mir bewusst, dass es auch viele interessante Ansätze von „großen“ Häusern gibt. Aber auch hier gibt es oft auch eine Brücke zu diesem Themenkreis, Stichwort: „Boutique im Konzern“. Ich selbst bin auch auf die anderen Themen der Veranstaltung in Frankfurt gespannt. Ich bedanke mich an dieser Stelle noch für die Einladung zu dieser Präsentation durch den LAFV Liechtensteinischer Anlagefondsverband. Das Motto der Veranstaltung lautet ja „Finanzplatz Frankfurt trifft Finanzplatz Liechtenstein“. Es haben sich interessante Gäste angemeldet, zudem freue ich mich auch auf den Gedankenaustausch vor Ort mit den anwesenden, die Veranstaltung unterstützenden KVGen und Dienstleister aus Liechtenstein. Sie moderieren dort auch eine Paneldiskussion, ich hätte da durchaus auch noch Input für eine bestimmte Fragestellung.

IPE D.A.CH: Vielen Dank für das Gespräch.


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*) Markus Hill ist unabhängiger Asset Management Consultant in Frankfurt am Main. Kontakt: info(at)markus-hill.de; Website: www.markus-hill.de

Link: LAFV Liechtensteinischer Anlagefondsverband