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Expertenbeitrag: ESG, Impact Investing, Social Venture Capital und mehr - Nachhaltigkeit aus Sicht einer Sozialbank

Impact Investing wird derzeit, durchaus kontrovers, diskutiert. Die Bank für Sozialwirtschaft ist deshalb nicht nur kurzfristig betrachtet in einer sehr interessanten Branche unterwegs – der Sozial- und Gesundheitswirtschaft.

Anton Bonnländer

Unsere Kunden decken mit ihren Leistungen viele notwendige Themen für unsere Gesellschaft ab: Produkte und Lösungen für eine alternde Gesellschaft – hier stehen wir am Beginn eines Megatrends, für den dringend vernünftige und nachhaltige Finanzausstattungen gesucht werden müssen.

Daneben stehen weitere Herausforderungen an wie zum Beispiel der Umgang mit Volkskrankheiten wie Altersdemenz, tragfähige Konzepte zu Themen wie Inklusion, Integration von Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen, Schaffung von Bildungschancen zur Förderung von Chancengleichheit und Nutzung von volkswirtschaftlichen Wachstumspotenzialen, der grundsätzlichen Versorgung unserer Gesellschaft mit den wichtigen Gütern Gesundheit und sozialer Unterstützung sowie moderne Pflege- und Betreuungskonzepte, die uns allen früher oder später zu Gute kommen.

Die Bank selbst ist als „soziale Impactbank“ seit ihrer Gründung von den großen Wohlfahrtsorganisationen im Jahre 1923 in diesem Sinne bis heute geschäftlich tätig. Der Auftrag, den uns unsere Gründer gegeben haben und der bis heute nichts von seiner Gültigkeit verloren hat, lautet schlicht und einfach: „Wir machen Sozialwirtschaft erfolgreich!“.

Nun hat sich die Welt seit 1923 sehr gewandelt: Kriege, Migrationen, soziale Verwerfungen, massive Veränderungen in der Demografie – aber auch grundlegende wirtschaftliche Strukturveränderungen bis hin zu den jüngsten notenbankpolitischen Entscheidungen, die stark in die Welt der Finanzierungen und in die Kapitalmärkte eingreifen. Wie definieren wir in diesem Kontext Nachhaltigkeit oder ESG?

Nachhaltigkeit bedeutet für uns in erster Linie gelebte Partnerschaft, Fairness und Glaubwürdigkeit, in allem, was wir tun. Das liest sich auf den ersten Blick sehr schön und scheint nur positive Aspekte zu beinhalten. In unserer täglichen Praxis bedeutet dies aber durchaus die unangenehme Ablehnung einer stattlichen Anzahl von Kreditwünschen.

Wir prüfen jedes Projekt sehr intensiv, denn es gilt

a) unsere Kunden vor Fehlinvestitionen zu schützen,
b) bedarfsferne regionale Überversorgungen zu vermeiden und
c) natürlich auch die wirtschaftliche Kraft der Bank für Sozialwirtschaft zu erhalten. Dabei kommt uns unsere profunde Marktkenntnis zu statten. Wir besorgen objektive Antworten auf folgende Fragen:

1. Wie entwickelt sich die Demografie vor Ort und daraus abgeleitet die Bedarfsstruktur einer Region?
2. Wer sind die Mitbewerber heute und in den nächsten Jahren?
3. Reicht die Größe und Erfahrung des Betreibers oder Trägers aus, um effizient, wirtschaftlich und mit hinreichenden Skaleneffekten sein Geschäftsmodell dauerhaft zu betreiben?
4. Wie geht der Sozialentrepreneur mit seinen „Kunden“, Lieferanten und Mitarbeitern um?

Diese und weitere Antworten, die ich hier nicht en Detail darstellen kann und möchte, geben unseren Kreditkunden eine solide Basis für unternehmerische Entscheidungen.

Was tun wir auf der Anlegerseite und für unsere Investoren? Alle Anlageprodukte, die wir empfehlen oder entwickeln, zeichnen sich durch Nachhaltigkeitsqualität und Risikoaversion aus. Unsere Investoren sind in aller Regel gemeinnützig und verwalten als Treuhänder die anvertrauten Anlagegelder. Sie benötigen zuverlässige Cash-Flows, die in aller Regel in die sozialwirtschaftlichen Aufgaben unserer Kunden einfließen. Sie benötigen aber auch einen Partner, der sein Beratungsuniversum im Anlagebereich strikt auf ökonomische, ökologische und sozialethische Qualität ausrichtet und sinnvolle Anlagerichtlinien vorschlägt oder bestehende kontinuierlich mit den Kundenbedürfnissen weiterentwickelt.

Jeder von unseren Anlagekunden investierte Euro im Anlagebereich erzeugt damit direkt oder indirekt ESG-Impact: Verbesserung der Klimabilanz, Einhaltung ethischer und sozialer Standards in den Unternehmen, Vermeidung von Umweltschäden, Verminderung von Müllaufkommen und Wasserverbrauch, Förderung von Geschäftsmodellen, die Nutzen für die Allgemeinheit stiften und ökonomisch tragfähig sind. Ausgeschlossen werden Staatsanleihen von Ländern, in denen Verstöße in den folgenden Themengebieten vorliegen: Arbeitsrechte, Besitz von Atomwaffen, autoritäre Regime, Diskriminierung von Minderheiten, Geldwäsche, Kinderarbeit, Nicht-Ratifizierung von Klimaschutz- Abkommen, Korruption, Verstöße gegen Menschenrechte, Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit, Todesstrafe, Rüstungsbudget mehr als 5% des BIP, Verstöße gegen die Vereinigungsfreiheit.

Ausgeschlossen werden Wertpapiere oder Unternehmensanleihen, deren Emittenten in den folgenden Geschäftsfeldern aktiv sind: Produzenten und/oder Händler von Atomenergie, von Bioziden, von gewaltverherrlichenden Videospielen, Glücksspiel, Gentechnik, Pornographie, Rüstungsproduzenten und -händler, Kohle und Unternehmen, die kontroverse Wirtschaftspraktiken in den folgenden Themenfeldern vorweisen: Verstoß gegen Arbeits- und Menschenrechte, kontroverses Umweltverhalten, kontroverse Wirtschaftspraktiken (Korruption, Bilanzierung, Betrug, Insider-Geschäfte). Für die Bank selbst, also für unsere Eigenanlagen, haben wir ebenfalls strenge Auswahlkriterien bei Unternehmen, Banken und Staaten entwickelt. Unsere Eigenanlagen erfüllen schon seit Jahren diese Nachhaltigkeitsanforderungen. (Alle drei von der Bank für Sozialwirtschaft aufgelegten Investmentfonds tragen das FNG-Siegel - FNG = Forum für nachhaltige Geldanlagen - und haben mindestens einen Stern. Unser nächstes Ziel ist es, möglichst bald die Höchstauszeichnung von drei Sternen für jeden unserer Fonds zu erreichen).

Derzeit sind wir dabei, Finanzvehikel aus der „konventionellen Finanzindustrie“ für die Belange der Sozialwirtschaft weiterzuentwickeln. Beispielhaft seien neben unseren liquiden Anlageinstrumenten die Begriffe „Social Venture Capital“, „Kreditfonds für die Sozial- und Gesundheitswirtschaft“ sowie „Real Estate“-Lösungen erwähnt. Diese Vehikel ordnet man oft dem sogenannten „Heuschrecken-Segment“ zu, in dem es primär um möglichst hohe und oft noch mit Krediten gehebelte Profite – oft zu Lasten der damit erworbenen Unternehmen – geht.

Man kann diese Instrumente allerdings auch nutzenstiftend ausgestalten. Dadurch erhält man einen fairen Ausgleich zwischen Kapitalgebern (Investoren) und Kapitalnehmern. Das sorgt für stabile Renditen, die zum Beispiel Pensionskassen und Versorgungswerke, aber auch viele große Family Offices und Stiftungen, derzeit händeringend suchen. Und es ermöglicht das Realisieren dringend benötigter Investitionen, die aufgrund von Regulatorik und/oder Eigenkapitalknappheit im Finanzsektor über einen normalen Bankkredit so nicht darstellbar wären. Unser Fokus bei ESG oder Nachhaltigkeit liegt ganz klar auf dem „S“ – dieses ist in praxi recht eng mit dem „E“ und dem „G“ verwoben. Und alle profitieren!

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*) Anton Bonnländer betreut als Advisor für institutionelle Anlagelösungen die Bank für Sozialwirtschaft AG (BFS). Er ist 55 Jahre alt und Vater von zwei Töchtern und ehrenamtlich als Beirat der Hilde-Ulrichs-Stiftung in Frankfurt am Main tätig.

Link zur Bank für Sozialwirtschaft Aktiengesellschaft