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Bonus Pensionskasse: ESG-Daten geben falsche Sicherheit

Gerade im ESG-Umfeld steigt die Bedeutung von Daten, aber zwei österreichische Pensionskassen haben Bedenken bezüglich der Aussagekraft.

Die wachsende Ernsthaftigkeit mit der die Finanzbranche sich dem Thema Nachhaltigkeit widmet, wurde auch bei den diesjährigen Impact Days in Wien, veranstaltet von Mercer Marsh, deutlich, Aber gerade langjährige nachhaltige Investoren, wie die österreichischen Pensions- und Vorsorgekassen, zeigten in den international besetzten Panel-Diskussionen neue Hürden der „grünen Anlagewelt” auf.

„Daten vermitteln eine Scheinsicherheit”, gab Claudio Gligo im Gespräch mit IPE D.A.CH am Rande der Konferenz in der Wiener Hofburg zu bedenken. Er zeichnet sowohl für die Bonus Pensionskasse, mit 1,7 Mrd. Euro an verwaltetem Vermögen, sowie der Bonus Vorsorgekasse, mit 1,6 Mrd. Euro AuM, als Head of Asset Management verantwortlich.

Im vorangegangenen Panel hatte Gligo berichtet, dass die neuen Reportingpflichten rund um das Thema Nachhaltigkeit einige Firmen von der Börse drängen. „Sie delisten, um den gestiegenen Berichtspflichten zu entgehen oder verkaufen Unternehmensteile“, so Gligo.

„Somit sehen wir nachhaltigen Anleger nicht mehr den gesamten Markt”, bestätigte der CIO im Gespräch. Und Investoren mit Nachhaltigkeitskriterien konzentrieren sich auf dieses verkleinerte Marktsegment, Für Unternehmen, die Teile ihrer Geschäftsfelder von der Börse nehmen und auslagern, würde sich Gligo eine wirtschaftliche Gesamtrechnung wünschen.

Freier Datenzugang
Ein ganz anderes Problem mit Daten in Bezug auf Nachhaltigkeit zeigte Marita Hofer auf einem separaten Panel auf. Sie ist bei der Allianz Österreich für Rechtsbelange zuständig, sowohl für die Pensionskasse, mit einem verwalteten Vermögen von 1,15 Mrd. Euro, als auch für die Vorsorgekasse der Gruppe mit 2,1 Mrd. Euro.

„Wir haben zehn Jahre Erfahrung mit grünen Investitionen, können die Daten aber nicht in dem Detailgrad darstellen, wie benötigt“, sagte sie in Hinblick auf von der EU unter SFDR geforderten Berichtspflichten.

Grundsätzlich hält sie die Berichts- und Taxonomie Initiativen für „gut und transparent”, vor allem in Hinblick darauf, dass einige Kunden noch immer fürchten  „grüne Investments” bedeuten immer Renditeeinbußen.

Für die Vorsorgeeinrichtungen im Haus der Allianz bedeutet das aber im Moment, dass sie sich – trotz jahrelangem Nachhaltigkeitsschwerpunkt – als „Artikel 6” deklarieren.

„Wir haben im Moment nur bei etwa 10% der Kennzahlen eine ausreichende Datenlage”, gibt Hofer im Gespräch mit IPE D.A.CH im Anschluss an die Diskussion zu bedenken. Sich jetzt als „Artikel 8” oder „Artikel 9” auszuweisen, könnte als Greenwashing gesehen werden, und das wäre „ein zu hoher Reputationsverlust”.

Hofer bestätigte aber, dass die Allianz für ihre Vorsorgeeinrichtungen ein „Artikel 9”-Label anstrebt, Die Allianz KAG arbeite gerade an der Erfassung der erforderlichen Daten. Und genau hier sieht Hofer einen Ansatzpunkt für zentralisierte Systeme wie jene eines Staates oder der EU.

Sie schlägt vor, dass Unternehmen gewisse Nachhaltigkeitskennzahlen gemeinsam mit anderen Informationen in zentralen Registern ausweisen, die dann für Anleger einsehbar sind, „Derzeit bastelt jeder mit hohen Kosten an einer eigenen Datenbank“, so Hofer. Gewinner des derzeitigen Datenhungers seien auch Anbieter wie MSCI, die sich den Service gut bezahlen lassen, Auch für Unternehmen würde eine zentrale Meldung der Daten einiges vereinfachen. Eine „Transparenzdatenbank der EU” fände sie eine gute Idee.