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KVGen über ESG-Ratinganbieter: Zu teuer, nicht vergleichbar und mangelnde Transparenz

In einer von der Bafin unter 30 deutschen Kapitalverwaltungsgesellschaften durchgeführten Befragung, zeigt sich, dass die Serviceleistungen in dem Segment immer wichtiger werden, aber dass diverse Qualitätsaspekte von den Nutzern bemängelt werden.

Vorrangig wird von den Befragten der Gebührenfaktor erwähnt. Lediglich 18% „betrachten die Kosten für den Bezug von ESG-Daten und Ratings als angemessen“. Aus regulatorischen Gründen, aber auch weil das ESG-Thema immer wichtiger wird, müssten die Budgets, die für den diesbezüglichen Datenbezug eingeräumt werden, immer mehr ausgebaut werden. Das zeigt die aus der Umfrage erstellte Marktstudie der BaFin.

Link zur Umfrage

Die BaFin hat die KVGen auch gefragt, woran diese „Unverhältnismäßigkeit“ der Kosten liegen kann. Hier wurde unter anderem folgender Grund genannt: „Die Konzentration auf eine geringe Anzahl an Datenanbietern und deren beherrschende Marktstellung, die es ihnen erlaubt, hohe Preise für ihre ESG-Daten und Ratings zu verlangen“.

Auch die Verarbeitung der erhaltenen Daten sei schwierig, weil einerseits die Vergleichbarkeit der Ratings verschiedener Anbieter nicht gegeben sei und andererseits die Transparenz fehle. Daneben sind auch viele Nutzer mit der Dauer der Beantwortung von Rückfragen zu Ratings unzufrieden.

Bafin stimmt zu
In der Umfrage hat die Bafin sich aber nicht allein auf die Aussagen der KVGen verlassen, sondern auch selbst „sechs ausgewählte ESG-Ratinganbieter, die zu den am häufigsten herangezogenen auf dem Markt zählen,“ zu ihren Methodiken befragt. Dabei bestätigte die Aufsicht einerseits die mangelnde Vergleichbarkeit, aber auch das Problem der Transparenz.

„Viele ESG-Rating-Agenturen veröffentlichen nur unverständlich, wie ihre Bewertungen genau zustande kommen, was die Nachvollziehbarkeit für Investoren und Unternehmen einschränkt“, so die Studienautoren bei der BaFin.

Die befragten ESG-Anbieter werden zwar, genauso wie die teilnehmenden KVGen, nicht namentlich aufgelistet. Laut Umfrage sind die Top 6 von KVGen genutzten Anbieter aber: MSCI (84% und vor allem für Daten), ISS (44%), Bloomberg (28%) und Sustainalytics sowie Solactive (jeweils 20%).

Die BaFin listet weiters auf: „16% der befragten KVGen geben zudem an, JPMorgan und/oder Qontigo Stoxx zu nutzen. Neben den genannten wurden noch folgende weitere Datenanbieter genannt, die von den befragten KVGen nur vereinzelt herangezogen werden: Morningstar, Refinitiv, Clarity AI, Moody’s Trucost, S&P, Marktit iBoxx, Vigeo Eiri, SOF Ltd., Rimes, FactSet, GRESB, Carbon4 Finance, CDP, Cirium.“

Die große Mehrheit (70%) der KVGn nutzt dabei mehr als einen Anbieter. 17% der Befragten nutzen ausschließlich intern erhobene Daten. Dazu die BaFin: „Dabei handelt es sich um KVGen, die ausschließlich Alternative Investmentfonds wie z.B. Immobilienfonds verwalten.“

Regulierung wird nur bedingt helfen
Aus der BaFin-Studie geht hervor, dass die Mehrzahl der KVGen bereits Mechanismen implementiert haben, um die Plausibilität erhaltener ESG-Daten zu überprüfen. Dabei haben übrigens 20% angegeben, bereits Diskrepanzen entdeckt zu haben. Genauso wie die Ratings selbst seien aber auch die Überprüfungen sehr heterogen.

Die BaFin gibt in Richtung EU deshalb zu bedenken: „Angesichts dieser Unterschiede wird auf europäischer Ebene abzuwägen sein, ob Mindeststandards für die KVGen in Erhebung und im Umgang mit ESG-Daten und Ratings zu definieren sind.“

Die bereits vorliegenden Vorschläge zur stärkeren Regulierung von ESG-Ratinganbietern wird in den Augen der BaFin nur bedingt helfen, die von den KVGen genannten Problematiken zu lösen. Zwar zielten die neuen Anforderungen an Anbieter auf mehr Integrität der Ratings und Transparenz in Sachen Methodik ab, aber der vorliegende Entwurf gebe „keine inhaltlichen Vorgaben für die Methodik der ESG-Ratings vor, so dass die KVGen jedenfalls nach dem derzeitigen Entwurf der EU-Kommission weiterhin mit der geringen Vergleichbarkeit der ESG-Ratings verschiedener Anbieter konfrontiert wären.“

Bezüglich der fehlenden Datenpunkte in einigen Bereichen werde laut der deutschen Aufsicht in Zukunft der geplante European Single Access Point (ESAP) jedoch hilfreich sein und „mittel- bis langfristig zu einer besseren ESG-Datenabdeckung im Markt führen“.