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Kommentar: Kurzlaufende Hochzinsanleihen als mögliche Lösung im Niedrigzinsumfeld

Hochzinsanleihen bieten je nach Währung durchschnittlich zwischen drei und sechs Prozent Rendite. Im Vergleich dazu gibt es an den Investment-Grade-Märkten null bis drei Prozent. Allerdings ist ein Hochzins-Ansatz, der einer regulären Benchmark folgt, für viele Bondinvestoren aufgrund der hohen Volatilität oftmals nicht ideal. Eine defensivere Strategie, die sich auf kurzfristige High Yield-Anleihen fokussiert, bietet hier eine Alternative – mit niedrigerer erwarteter Volatilität bei dennoch attraktiven Renditen.

Entgegen der Erwartungen könnte das Niedrigzinsumfeld zu erhöhter Verschuldung führen, doch dies konnte im Allgemeinen bei Emittenten von High Yield-Anleihen bisher nicht beobachtet werden. Bei sehr niedrigen Finanzierungskosten bleiben damit die Ausfallraten gering, was auch in diesem Jahr so bleiben dürfte.

High Yield-Emittenten haben sich die niedrige Zinslage zu Nutzen gemacht und frühzeitig refinanziert. Sie sind außerdem zunehmend flexibler geworden, was Laufzeiten betrifft, d.h. es gibt inzwischen eine breite Auswahl an unterschiedlichsten Fälligkeiten. Zudem präsentiert sich der technische Hintergrund für Hochzinsanleihen stabil, da dieser Markt im Vergleich zum Investment Grade-Segment weiter schrumpft. Das aktuelle Neuemissionsvolumen entspricht nur knapp dem Tilgungsvolumen, so dass eine zusätzliche Nachfrage nach Hochzinsanleihen von Investment-Grade-Kreditinvestoren die Preise voraussichtlich nach oben treiben dürfte.

Trotz verbesserter Fundamentaldaten birgt die Investition in diese Anlageklasse gewisse Risiken. So haben 16% der Emittenten des globalen High Yield-Index ein Rating im C-Bereich. Laut Moody's liegt die kumulative 5-Jahres-Ausfallrate dieser Anleihen bei 20,5%. Angesichts der höheren Ausfallrisiken sind Hochzinsanleihen zudem meist volatiler als Investment-Grade-Anleihen – auch wenn sie verglichen mit Aktien und einigen Emerging-Markets-Bonds günstig sind. Insight investiert generell nicht in Emittenten mit einem Rating niedriger als B-.

Kurzlaufende Hochzinsanleihen haben aufgrund ihres kürzeren Durationsprofils eine vergleichsweise geringere Volatilität als der Index. Zudem wirkt der so genannte „Pull-To-Par-Effekt“ positiv. Dies bedeutet, dass sich der Anleihekurs – sofern der Emittent nicht ausfällt – gegen Ende der Laufzeit stets dem Nennwert annähert. Kurzfristige Anleihen sind daher in der Regel weniger anfällig für Zinsänderungen. Darüber hinaus werden in einem auf Kurzläufer fokussierten Portfolio häufiger Anleihen fällig und generieren damit immer wieder liquide Mittel. Diese können bei steigenden Renditen oder Credit Spreads zu höheren Zinsen reinvestiert werden und so die Auswirkungen von Kurseinbrüchen weiter glätten.

Ein weiterer Vorteil von Hochzinsanleihen: Im Gegensatz zum Investment-Grade-Markt sind die meisten High Yields vorzeitig kündbar. Anleger können sich dies zunutze machen, indem sie in Bonds investieren, bei denen eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass sie vorzeitig getilgt werden. Wenn die Märkte fallen oder steigen, tendieren Hochzinsanleihen dazu, Ab- beziehungsweise Zuflüsse zu generieren. Kurzlaufende Anleihen – die in der Regel liquider sind – werden oft zuerst betroffen, insbesondere während eines Ausverkaufs. Dies erscheint paradox, da sie aus fundamentaler Sicht am wenigsten gefährdet sind, sofern die Liquiditätslage des Emittenten solide ist. Aber es birgt Chancen: Anleger, die in solchen Phasen einen konträren Ansatz verfolgen, können Anleihen bezogen auf ihren fundamentalen Wert potenziell günstig kaufen.

Der europäische Markt ist mit erstmals im Jahr 1997 begebenen High Yield-Anleihen zwar vergleichsweise jung, bietet jedoch Diversifikationsmöglichkeiten. Sein US-Pendant ist viermal größer und erheblich liquider. Während der europäische High Yield-Markt mittlerweile über 290 Emittenten umfasst, verfügt der US-Markt über fast 900. Einige Unternehmen begeben daher ihre Anleihen sowohl in Euro als auch in US-Dollar. Da sie auf diesen Märkten unterschiedlich gehandelt werden, bietet dies – maßgeblich unterstützt von der divergierenden globalen Geldpolitik – zusätzliche Wertschöpfungschancen. Der Euro-Hochzinsmarkt beispielsweise wurde indirekt durch die Investment-Grade-Ankaufsinitiative der Europäischen Zentralbank für Unternehmensanleihen beeinflusst. Da in den USA jedoch kein entsprechendes Programm aufgelegt wurde, unterscheidet sich entsprechend die Preisdynamik. Wir gehen davon aus, dass diese Ineffizienzen und Preisunterschiede anhalten dürften, da nur wenige Manager in beide Märkte gleichzeitig investieren.

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*) Ulrich Gerhard ist Senior Portfolio Manager High Yield bei Insight Investment.