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Expertenbeitrag: Politische Sorgen sind für Anleihen ideal

2019 war für Anleihen bislang ein hervorragendes Jahr. Die Welt hat zwar keine großen Fortschritte bei der Lösung ihrer wirtschaftlichen und geopolitischen Probleme gemacht, aber genau das kam dem Anleihemarkt zugute, dessen Entwicklung von hoher Volatilität, robusten Erholungsphasen und guten mittel- bis langfristigen Ergebnissen geprägt war.

Robert Tipp

Ausschließlich für professionelle Investoren bestimmt. Alle Investments sind mit Risiken verbunden, einschließlich möglicher Kapitalverluste.

Die Weltwirtschaft kühlt sich ab, und es gibt wenig, was man dagegen tun könnte. Dabei handelt es sich nicht um die typische Abschwung-Story mit einer zyklischen Wende, in der die Exzesse eines vorangegangenen Booms abgewickelt werden. Das Thema heute sind die Zentralbanken, die in großem Umfang geldpolitischen Treibstoff in eine schwächelnde Wirtschaft pumpen, ohne dadurch in nennenswertem Umfang das Wachstum oder die Inflation zu beleben, und die angesichts ihrer Machtlosigkeit fiskalische Konjunkturmaßnahmen vom Staat fordern.

Diese Situation ist das Ergebnis säkularer Trends. Die demographische Alterung, die hohen Verschuldungsquoten nach dem Ende eines 50-jährigen Verschuldungstrends und andere langfristige Entwicklungen haben weltweit zu einem Absinken der Wachstumsraten und der neutralen Zinssätze geführt.

Gute Fixed-Income-Renditen im 3. Quartal 2019 (USD)



Die Wertentwicklung in der Vergangenheit bietet weder Gewissheit noch zuverlässige Anhaltspunkte für künftige Ergebnisse. Die Informationsseite enthält wichtige Hinweise und die volle Bezeichnung der Indices. Alle Investments sind mit Risiken verbunden, einschließlich möglicher Kapitalverluste. Quellen: Bloomberg Barclays, mit folgenden Ausnahmen: EMD (J.P. Morgan), HY (Merrill Lynch), Bank Loans (Credit Suisse). Die Renditeangaben beziehen sich auf repräsentative Indices mit Stand zum 30.09.2019. Eine Direktinvestition in Indices ist nicht möglich.

Vorsichtiger Optimismus
Der jahrzehntelange Abwärtstrend bei den Renditen trübt weiterhin die Aussichten für den Rentenmarkt. Auf welche Szenarien müssen sich Investoren vorbereiten? Wird die Wirtschaft erneut Fahrt aufnehmen und werden die Renditen wieder steigen? Oder könnte sich das Wachstum weiter verlangsamen und einen langfristigen Trend zu höheren Spreads auslösen? Vielleicht gibt es auch steigende Zinsen und eine Ausweitung der Kreditspreads. Sollte man auf Cash oder Gold setzen? Oder doch lieber investiert bleiben?

I: Niedrige und stabile Zinsen
Wir sind der Auffassung, dass sich im aktuellen Umfeld im Vergleich zu den vergangenen Jahren nichts Grundsätzliches geändert hat. In mancher Hinsicht werden sich die säkularen Treiber des Niedrigzinstrends – insbesondere die demographische Alterung – sogar noch intensivieren. Der aktuelle Zinsrückgang wird daher vermutlich entweder zu einem sehr niedrigen und stabilen Zinsumfeld führen oder sogar zu noch niedrigeren Zinsen. Da sogar der jüngste Zinsrückgang nicht zu einer spürbaren Belebung von Wachstum, Inflation oder Kreditnachfrage geführt hat, scheint das Zinsniveau weiterhin eher zu hoch als zu niedrig zu sein. Es ist daher zu erwarten, dass sowohl die Märkte als auch die Zentralbanken das Zinsniveau weiter nach unten treiben werden, so dass langfristige Anleihen auch weiterhin besser abschneiden werden als Bargeld, wenn auch mit einem geringeren Vorsprung als in der Vergangenheit.

Die demographische Situation verschlechtert sich weiter



Quelle: Haver Analytics, Vereinte Nationen. Stand: 2018 Index 2010 = 100

II. Angst und Überschwang
Einem Wirtschaftsabschwung gingen in der Vergangenheit typischerweise folgende Entwicklungen voraus: 1) ein Boom bei Anlagewerten und/oder Gewinnerwartungen führt zu 2) leichtsinniger Kreditaufnahme/Kreditvergabe, gefolgt von 3) einer zu restriktiven Geldpolitik, die die Blase des übertriebenen Optimismus zum Platzen bringt.

Heute scheinen diese Gründe für eine wirtschaftliche Abkühlung nicht vorhanden zu sein. Das aktuelle Umfeld ist eher von defensiven Ängsten als von irrationalem Überschwang geprägt, und die Zentralbanken versuchen, durch Zinssenkungen und quantitative Lockerungsmaßnahmen den Wirtschaftsaufschwung zu stützen. Unser Basisszenario sieht ein ähnliches Umfeld wie in den vergangenen Jahren: eine Fortsetzung des moderaten Wachstums und der allgemeinen Jagd nach Renditen wovon Spread-Produkte auf mittlere bis lange Sicht profitieren sollten.

III. Bitte anschnallen
Seit der Finanzkrise vor zehn Jahren hat es auf den Märkten mehrfach einen Umschwung zwischen Phasen mit niedriger Volatilität und hoher Risikobereitschaft (trotz wirtschaftlicher Fluktuationen und geopolitischer Spannungen) und Phasen hoher Volatilität mit drastisch reduzierter Risikobereitschaft gegeben. Warum geschieht dies häufiger als in der Vergangenheit?

Wir denken, dass volatile Marktreaktionen durch eine gefährliche Kombination aus schwachem Nominalwachstum, hoher Verschuldung und der Nähe der Zinsnullgrenze verstärkt werden. Wenn in diesem Umfeld ein Downside-Risiko auftaucht, befürchten die Märkte sehr schnell das Schlimmste – eine Abwärtsspirale, die nicht durch die Geldpolitik oder sonstige staatliche Maßnahmen gestoppt werden kann – und die Kurse rauschen in den Keller. Dieses Muster hat sich in der aktuellen Erholungsphase mehrfach wiederholt.

Investoren müssen sich entsprechend positionieren, durch sorgfältige Auswahl ihrer Kreditrisiken und indem sie mit Geduld auf die richtige taktische Chance warten, um weitere Risiken einzugehen. Falls es nicht zu einer ernsten Wirtschaftsabschwächung oder einem größeren Kreditereignis kommen sollte, werden diese Volatilitätsphasen stets in eine Erholung münden und riskantere Anlagen sollten auf mittlere bis lange Sicht gut abschneiden.

Fazit
Das geringe Nominalwachstum und die niedrigen bzw. negativen Zinsen sind für den durchschnittlichen Investor unangenehm, ebenso unangenehm wie für die Entscheidungsträger in Regierungen und Zentralbanken. Was den Anleihemarkt angeht, sollten niedrige und stabile Zinsen und die anhaltende wirtschaftliche Expansionsphase die Kurse stützen, für niedrige langfristige Zinsen sorgen und auf mittlere und längere Sicht zu überdurchschnittlichen Renditen für Spread-Produkte führen. Volatilitätsphasen und die Unsicherheit unter den Anlegern bietet aktiven Investmentansätzen gute Chancen zur Erzielung zusätzlicher Performance.

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*) Robert Tipp, CFA, ist Managing Director, Chief Investment Strategist und Head of Global Bonds von PGIM Fixed Income. Herr Tipp ist für die Global Aggregate Plus Strategy und die Zinsarbitrage von Core Plus, Absolute Return und anderer Portfolios verantwortlich. Er arbeitet seit 1991 für PGIM und hatte in dieser Zeit eine Reihe führender Positionen als Investmentmanager und Stratege inne. Im Jahr 2017 wurde er von Morningstar als Fixed Income Manager of The Year des PGIM Total Return Bond Fund ausgezeichnet. Er hält einen BS in Business Administration und einen MBA der University of California, Berkeley.

PGIM Fixed Income ist ein globaler Assetmanager, der aktive Investmentlösungen für alle Anleihemärkte bietet. Das Unternehmen verfügt über Geschäftsstellen in Newark (New Jersey), London, Tokio und Singapur und verwaltet mehr als 809 Mrd. US-Dollar. Weitere Informationen finden Sie unter den IPE Referenzen und auf www.pgimfixedincome.com. (Stand: 30. Juni 2019).

PGIM Fixed Income handelt hauptsächlich durch PGIM, Inc., eine Tochtergesellschaft von Prudential Financial, Inc. („PFI“), die gemäß dem U.S. Investment Advisers Act von 1940 als Anlageberater eingetragen ist. Im Vereinigten Königreich und verschiedenen anderen Staaten innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) werden Informationen von PGIM Limited bereitgestellt (Geschäftssitz: Grand Buildings, 1-3 Strand, Trafalgar Square, London, WC2N 5HR). PGIM Limited ist von der britischen Finanzdienstleistungsaufsichtsbehörde (Financial Conduct Authority) zugelassen und wird von dieser reguliert (Firmen-Referenznummer 193418). PGIM Limited verfügt in verschiedenen Jurisdiktionen des EWR über Passporting-Rechte. Diese Informationen werden Personen bereitgestellt, die professionelle Kunden im Sinne der Richtlinie 2014/65/EU (MiFID II) sind. PFI aus den Vereinigten Staaten gehört nicht zu Prudential plc., einem Unternehmen mit Hauptsitz im Vereinigten Königreich. Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen beruhen auf öffentlich verfügbaren Informationen aus Quellen, die PGIM Fixed Income als zuverlässig erachtet. Die Informationen stellen die Ansichten und Meinungen des Autors mit Stand zum Oktober 2019 dar und dienen ausschließlich der Information. Dieses Informationsangebot stellt keine Anlageberatung dar und sollte nicht als Grundlage für eine Anlageentscheidung verwendet werden. Änderungen der zugrunde liegenden Annahmen und Meinungen sind vorbehalten. 2019-5104