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„Der Anlagestil von Endowments ist sehr erfolgreich und erscheint uns deshalb als nachahmenswert“

„Der Fortschritt lebt vom Austausch des Wissens“ (Albert Einstein). Markus Hill* sprach für IPE D.A.CH mit Martin Friedrich, Lansdowne Partners Austria GmbH, über Themen wie Family Offices, Asset Allocation und über die aktuellen Herausforderungen im Portfoliomanagement. Seine Positionierung, Endowment-Ansatz, Markteinschätzung und Asset-Klassen-Fokus waren ebenso Thema des Gespräches wie die aktuelle Roadshow im September, bei der Finanzplatz Österreich sich am Finanzplatz Deutschland und Finanzplatz Schweiz präsentiert.

Martin Friedrich

Markus Hill

IPE D.A.CH: Wir hatten am 27. Juni eine gemeinsame Diskussion beim Fund Forum in Monaco. Themen wie Allokation bei Family Offices und Due Diligence waren unter anderem Themen der Diskussion. Welche Punkte erschienen Ihnen hier besonders wichtig?
Friedrich: Danke Herr Hill, ich erinnere mich noch gut an die spannende Diskussion mit Florian Schmitt (VBG Invest AG) und Prof. Dr. Demir Bektić, FINVIA, in Monte Carlo. Mein Anliegen damals war – und das hat sich seither nicht geändert – dass es in der Struktur der Kapitalmärkte heute erschreckend viele Diskrepanzen gibt. Ganz offensichtlich erwarten Rentenanleger eine Rezession, wie aus der Terminstruktur der Zinsen abzulesen ist. Aktienmärkte hingegen steigen weiterhin, und preisen kontinuierliches Wachstum und hohe Gewinnsteigerungen ein. Im Ergebnis liegt die Aktien-Risikoprämie in heute rund 60% tiefer als vor einem Jahr. Man kann den Diskurs auch noch anders präsentieren: nach einem Jahrzehnt von Nullzinspolitik und quantitativer Lockerung sind wir heute mit einer ganzen Generation von Investoren konfrontiert, für die das Thema „Bewertung“ völlig belanglos ist. Zu viele Marktteilnehmer interessieren sich nur noch für kurz- oder mittelfristige Trends, und sind von neuen technologischen Entwicklungen begeistert. Das erinnert mich nur zu sehr an den geplatzten Traum der Dotcom Blase. Die Frage ist im Grunde also, ob Bewertung irgendwann, irgendwie wieder zu „funktionieren“ beginnt. Für uns bei Lansdowne liegt die Antwort auf der Hand: der langfristige Ertrag eines jeden Investments ist mit fast mathematischer Sicherheit an die Bewertung gekoppelt, zu der Sie selbiges erworben haben. Eine hohe Bewertung zum Einstand bedingt immer einen niedrigen Ertrag. Wenn also der globale Weltaktienindex heute bei einem Shiller-KGV von über 30 steht, dann können auf 10-Jahressicht nur mehr niedrige einstellige Renditen erwartet werden. Das dürfte einige sehr überraschen. Und: Nicht nur Aktien sind von dieser Logik betroffen. Die Einkaufs-Multiplikatoren von Private Equity Fonds sind heute rund doppelt so hoch wie noch vor fünf bis zehn Jahren. In Kombination mit stark gestiegenen Finanzierungskosten und Gebühren von bis zu 6,0% jährlich sind Enttäuschungen auch hier vorprogrammiert. Gleichzeitig gibt es phantastische Opportunitäten in anderen Segmenten, denen die Mehrzahl der Anleger leider mit offensichtlicher Ignoranz begegnet. Die Herausforderung der Asset Allokation besteht darin, eine Balance zu finden, zwischen der kurzfristigen Hype einerseits, und der längerfristigen Bedrohung durch eine mögliche Normalisierung der Bewertungsniveaus. Denn: Der gestiegene Zins ist Gift für hohe Bewertungen! Dabei ist es egal, ob wir von Private Equity, Immobilien oder Wachstumsaktien sprechen. Kurzfristig fokussiert der Markt allerdings auf andere Themen – man feiert augenscheinlich den Rückgang der Inflationsraten. Sobald sich diese Dynamik ändert, könnte es ruppig werden.

IPE D.A.CH: Sie hatten vor einiger Zeit einen sehr interessanten Beitrag zum Thema Endowment Ansatz veröffentlicht. Was waren hier, in kurzen Worten, die wesentlichen Erkenntnisse? Wo findet man hier Gedanken bei Ihrem Investmentansatz wieder?
Friedrich: Nun, Endowments sind eine hochinteressante Klasse von institutionellen Investoren. Sie verwalten aus Zuwendungen erfolgreicher Absolventen lukrierte Mittel. Diese Vermögen sollen zum langfristigen Gunsten (sprich: zur finanziellen Unterstützung) der Universität bewahrt und vermehrt werden. Weil Endowments – im Gegensatz zu Fondsmanagern – keine Gelder von außen akquirieren müssen, betreiben sie generell keine außenwirksame Öffentlichkeitsarbeit. Deshalb kennt man sie kaum. Der Anlagestil von Endowments ist sehr erfolgreich und erscheint uns deshalb als nachahmenswert. Unser ‚Endowment Fund‘ hat es sich zum Ziel gesetzt, wesentliche Stil-Elemente dieses von US-amerikanischen Eliteuniversitäten praktizierten Investmentansatzes quasi in den liquiden Bereich zu „übersetzen“ und damit Anlegern im UCITS Format zugänglich zu machen. Hierzu studiere ich schon seit Jahren die Jahresberichte und Pressemeldungen der Endowments. Unser Zugang bildet die Anlagestrategie unserer Vorbilder gleich in mehrfacher Hinsicht nach, indem wir a) langfristig orientiert sind und b) kapitalmarkttheoretisch fundiert vorgehen. Hierbei verfolgen wir c) eine aktive, dynamische und anti-zyklische Allokationspolitik und setzen d) die getroffenen Allokationsentscheidungen dann mit aktiven Strategien um. Wir übertragen letztlich e) die Titelselektion auf externe Spezialisten, genauso wie die Endowment-Manager in Harvard oder Yale. Deshalb sind wir auch als Dachfonds organisiert. Auf der anderen Seite gibt es natürlich Aspekte, die wir nicht übernehmen können oder wollen. Zum Beispiel meiden wir die teils extreme Schwankungsanfälligkeit der Endowment-Vermögen, genauso wie natürlich die Investition in illiquiden Anlagen oder in Offshore-Strukturen (AIFs).

IPE D.A.CH: Ich hatte mir verschiedene Videoformate angesehen. Welche drei Punkte sind für Sie wesentlich bei der Darstellung Ihres Ansatzes? Wie hat sich der Fonds zwischenzeitlich entwickelt?
Friedrich: Im Grunde genommen ist unser Ansatz typisch für institutionelle Investoren. Die Vorgehensweise zeichnet sich dadurch aus, dass man die Entscheidungsebenen Allokation und die Selektion als getrennte Disziplinen betrachtet und deren Ergebnisse durch einen als ‚Wertbeitragsanalyse‘ bekannten Vorgang messbar macht. Das ist wichtig – jeder Wirtschaftsberater wird Ihnen bestätigen, dass Sie in einem Unternehmen Prozesse nur dann effektiv steuern können, wenn Sie die Resultate messbar machen. In der Steuerung von Investitionen ist dies nicht anders. Leider fehlt dieser Zugang bei vielen uns bekannten Publikumsfonds gänzlich, oder er wird vom Management nicht offengelegt. Wir sind hier äußerst transparent und berichten Monat für Monat in unserer Investorenkommunikation über den Erfolg der einzelnen Investmentprozessschritte. Dass sich eine solche Disziplin bezahlt macht, sehen Sie am leichtesten am 5-Sterne Rating von Morningstar, und aus der Tatsache, dass wir rund 90% der Peergruppe seit Auflage im Jahr 2019 schlagen konnten.

IPE D.A.CH: Welche Assetklassen sind aktuell für Sie interessant?
Friedrich: Obwohl wir globale Aktien und Anleihen noch immer als integralen Teil des Portfolios sehen, haben wir uns in den letzten Jahren kontinuierlich in Richtung einiger Nischen bewegt. Allgemein vernachlässigte Kapitalmarktbereiche wie Schwellenländeranleihen, Aktien in Frontiermärkten oder Katastrophenanleihen zum Beispiel sind im historischen Vergleich attraktiv bewertet und lassen daher überdurchschnittliche Renditen erwarten. Zuletzt haben wir auch unser Engagement in gelisteten Infrastrukturtiteln stark erweitert.

IPE D.A.CH: Sie treten am 14. September 2023 in Zürich auf dem Natural Resources Day auf. Worüber werden Sie dort sprechen?
Friedrich: Ich freue mich schon sehr darauf, meinen Freund Alex Rauchenstein und seinen Partner Urs Marti wieder zu sehen. Da es sich um einen Rohstoff-Tag handelt, werde ich – wenig überraschend – über unsere Allokation in diese Anlageklasse sprechen. Ich möchte dabei folgende Fragen adressieren: Wie formuliert ein Multi-Asset-Fonds seine Erwartungen an die künftigen Erträge von Rohstoff-Investitionen? Welche historischen Erfahrungen spielen hierbei eine Rolle? Welche prinzipiellen Möglichkeiten sehen wir, Rohstoff-Positionen in einem liquiden Vermögen zu implementieren? Und, was ist dabei zu beachten?

IPE D.A.CH: Welche weiteren Aktivitäten stehen im dritten Quartal für Sie an?
Friedrich: Wir sind im September mit Jürgen Dumschat unterwegs. Er hat uns eingeladen, den Lansdowne Endowment Fund im Rahmen seiner „Hidden Champions Tour“ zu präsentieren. Das ist ein sehr spannendes Format. Vor wenigen Tagen fand die Kick-Off Veranstaltung im Van-der-Walk Hotel in Düsseldorf statt. Die weiteren Vorträge werden uns nach München, Bad Nauheim, Hamburg und Berlin führen. Des Weiteren bin im am 17. Oktober beim Private Wealth Forum in München, das Sie netterweise moderieren – ich bin gespannt auf Ihre Fragen. Ich freue mich bereits jetzt auf den Gedankenaustausch mit den anderen Family Office-Vertretern. Auf die Diskussion bei der Vorbereitung des Panels mit Michael Heise (HQ Trust) und Prof. Dr. André Schmidt (WSH Family Office) freue ich mich bereits jetzt. Das Thema „Fixed Income: Rising Trends Shaping Today’s Landscape“ bietet viel Ansatzpunkte zum Themenkreis Family Offices und Herausforderungen bei der Asset Allocation. Im November findet dann ein Webinar mit der Ratingagentur Scope statt: Die verantwortliche Analystin wird dabei ihr Rating des von mir verwalteten Fonds vorstellen.

IPE D.A.CH: Vielen Dank für das Gespräch.