Foundation | Welcome

Menu


„Aktuellen Schätzungen zufolge haben mehr als 730 Millionen Menschen weltweit keinen Zugang zu Elektrizität“

IPE D.A.CH Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Edda Schröder, Gründerin und Geschäftsführerin von Invest in Visions, über aktuelle Entwicklungen im Bereich Mikrofinanz und wie Sie das Problem fehlender Elektrizität in Afrika angehen will.

Edda Schröder

IPE D.A.CH: Frau Schröder, das letzte Mal als wir sprachen ist schon eine ganze Weile her, Anfang 2018 war das. Was hat sich seitdem bei Invest in Visions getan?
Schröder: Eine ganze Menge. Was das Unternehmen betrifft, sind wir von ca. 11 auf 27 Mitarbeiter gewachsen. Wir sind ein sehr internationales und motiviertes Team. Wir haben über 10 unterschiedliche Nationalitäten, die alle ein Ziel verfolgen: Die Welt ein Stückchen besser zu machen. Mittlerweile verwalten wir mehr als 900 Mio. Euro für private und institutionelle Kunden. Mit unseren Darlehen konnten wir bisher ca. 620.000 Kreditnehmer erreichen und sie dabei unterstützen, ihre Selbstständigkeit oder Kleinstunternehmen auszubauen. Im Niedrigzinsumfeld haben viele Investoren Mikrofinanz als risikoarme Anlageklasse ihren Portfolios als Stabilisator beigemischt und von der zusätzlichen sozialen Nachhaltigkeitskomponente profitiert. Außerdem haben wir unser Produktangebot entsprechend unserer Expertise erweitert. Diese Produkte sind vor allem für institutionelle Investoren interessant.

IPE D.A.CH: Welche Anlagestrategien sind das und warum eignen sie sich insbesondere für institutionelle Anleger?
Schröder: Für uns war der Aufbau eines SME-Fonds eine logische Konsequenz aus dem Mikrofinanzfonds. Bis 2030 müssen 600 Millionen neue Arbeitsplätze in den Entwicklungs- und Schwellenländern geschaffen werden, um die wachsende Bevölkerung zu ernähren. Dabei spielen die SMEs, also Small and Medium-sized Enterprises, als wirtschaftliches Rückgrat der Gesellschaft eine wichtige Rolle. Sie schaffen Arbeitsplätze und verhelfen den Menschen zu mehr Wohlstand. Allerdings fehlt ihnen laut Weltbank Finanzierungskapital von rund 4,5 Billionen US-Dollar. In den Entwicklungs- und Schwellenländern haben 44% aller SMEs – das sind immerhin neun Millionen Unternehmen – nur unzureichenden Zugang zum Kapitalmarkt. Hier setzt unsere Idee an: Der Fonds soll dazu beitragen, diese Finanzierungslücke in den Ländern zu schließen. Der IIV Sustainable SME Debt Fund EM – Finance for Future, der nur für institutionelle Investoren zugänglich ist, hat das Ziel, in unverbriefte Darlehensforderungen ausgewählter lokaler Finanzinstitute in Entwicklungs- und Schwellenländern zu investieren, deren Fokus auf der Finanzierung von kleinen und mittelständischen Unternehmen liegt. Wie schon unser Mikrofinanzfonds, wird Investoren hier eine attraktive Anlagemöglichkeit geboten. Dabei kann man von der geringen Korrelation zu den klassischen Anlageklassen wie Renten und Aktien profitieren, was gerade in einem volatilen Marktumfeld dem Gesamtportfolio mehr Stabilität verleihen kann und das Gesamtrisiko verringert. Investoren können somit nicht nur das Rendite/Risiko-Profil optimieren, sondern auch einen positiven Impact leisten, wie zum Beispiel Arbeitsplätze schaffen und zu wachsender finanzieller Sicherheit und Bildung – weltweit – beitragen. Zudem sind wir in der Planungsphase für ein Produkt, dass sich mit der Elektrifizierung in der Subsahara-Afrika Region befassen soll und dies natürlich auch CO2-neutral und nachhaltig.

IPE D.A.CH: Elektrifizierung ist derzeit in aller Munde. Können Sie es als Anlagelösung ein wenig detaillierter erläutern?
Schröder: Aktuellen Schätzungen zufolge haben mehr als 730 Millionen Menschen weltweit keinen Zugang zu Elektrizität, da sie nicht vom staatlichen Stromnetz versorgt werden. Viele weitere Millionen Haushalte und Unternehmen sind zwar an das staatliche Netz angeschlossen, verfügen aber über keine zuverlässige Stromverbindung. In beiden Fällen wird meist auf fossile Energiequellen zurückgegriffen, die einen substanziellen Teil des Einkommens verbrauchen und sowohl die Gesundheit der Menschen als auch das Klima schädigen. Besonders stark betroffen ist die Weltregion Subsahara-Afrika. Die Menschen dort benötigen dringend eine Energieversorgung, die erschwinglich, zuverlässig und nachhaltig ist – wie es das siebte Nachhaltigkeitsziel der Vereinten Nationen fordert. Über die Hälfte der 568 Millionen Menschen in Subsahara Afrika, die bislang keinen Zugang zu Elektrizität haben, können nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) am effektivsten durch dezentrale, solarbetriebene Systeme bedient werden, die gewöhnlich unter dem Schlagwort „Offgrid Solar“ laufen. Durch das IIV Solar Electrification Project sollen Unternehmen sowie Projekte im Bereich „Off-grid Solar“ finanziert werden, deren Tätigkeit sowie deren Wirkung dazu beitragen, der Bevölkerung in Subsahara-Afrika den Zugang zu solchen Systemen zu ermöglichen. Die Förderung solcher Systeme ist von großer Bedeutung für die grüne Transformation der Energieversorgung. Als Finanzportfoliomanager mit langjähriger Expertise in Mikrofinanz und KMU-Finanzierung in Entwicklungs- und Schwellenländern, sind wir zudem davon überzeugt, dass die Schaffung bzw. Unterstützung von Arbeitsplätzen und das Generieren zusätzlichen Einkommens von größter Bedeutung für die dort lebenden Menschen sind. Das geplante IIV Solar Electrification Project ist ein durch und durch internationales Projekt, bei dem wir mit dem Africa Enterprise Challenge Fund (AECF), einer renommierten afrikanischen Organisation als Advisor zusammenarbeiten werden. Die AECF verfügt über eine hervorragende Marktkenntnis und beste Verbindungen zu den Unternehmen im Sektor.

IPE D.A.CH: Der Markt für nachhaltige Anlagen hat sich seither enorm weiterentwickelt, sowohl was das Anlagevermögen betrifft als auch die gesetzlichen Vorschriften, die Taxonomie. Wie beurteilen Sie die Situation für institutionelle Anleger?
Schröder: Ich denke, auch für institutionelle Anleger ist die Regulatorik eine Herausforderung, da diese nicht immer konsistent erscheint. Es gibt die EU-Taxonomie, die Offenlegungsverordnung, die Principles Adverse Impact etc. Alle stellen unterschiedliche Anforderungen an den Investor. Oft ist es schwierig, durch die unterschiedlichen nachhaltigen Ratings am Markt, die gesamte Kapitalanlage eines institutionellen Kunden mit einem einheitlichen nachhaltigen Scoring zu bewerten. Hier gibt es meiner Ansicht nach noch sehr viel regulatorischen Nachholbedarf. Auf der anderen Seite hat sich die Möglichkeit, in nachhaltige Produkte zu investieren, in den letzten Jahren vervielfacht. Es gibt dementsprechend viel Potenzial, um nachhaltig zu investieren.

IPE D.A.CH: Danke für diese Einblicke.