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„Wenn wir Nachhaltigkeit wirklich als Mainstream im Markt sehen wollen, muss es auch marktgerechte Renditen erwirtschaften können“

IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Edda Schröder, Geschäftsführerin der Invest in Visions GmbH, über die aktuellen Entwicklungen bei Impact Investing und insbesondere dem Mikrofinanz-Bereich.

Edda Schröder

IPE Institutional Investment: Frau Schröder, das Thema Impact Investing ist für viele Investoren immer noch sehr schwer greifbar. Hat man hier 2017 Fortschritte gemacht?
Schröder: Ganz klar ja. Hier gab es im vergangenen Jahr eine Vielzahl von neuen Initiativen und Veranstaltungen, die sehr geholfen haben, das Thema zunächst den Finanzmarktteilnehmern näher zu bringen und im zweiten Schritt auch mit Leben zu füllen. Ein gutes Beispiel ist das Sustainable Finance Hub der Deutschen Börse als Interessensvertretung. Mit dieser Unterstützung gelingt es zunehmend, die verschiedenen SDGs (Sustainable Developments Goals) nach außen zu kommunizieren und auch umzusetzen.

IPE Institutional Investment: Wie kann man an der Definition von Impact Investing weiter arbeiten?
Schröder: Ich denke, es geht derzeit in die richtige Richtung, in dem man verstärkt Unterziele definiert und über diese dann den Begriff insgesamt mit Leben füllt. Es ist aber noch ein langer Weg…

IPE Institutional Investment: Gerade international fällt die sehr unterschiedliche Ausgestaltung auf…
Schröder: Sie haben recht, während beispielsweise im angelsächsischen Raum jegliche Art von regenerativen Energien auch die Definition des Impact Investing erfüllt, tendieren wir hierzulande eher in Richtung Philanthropie, also suchen das menschenfreundliche Denken und Verhalten.

IPE Institutional Investment: Wie ist aktuell das Feedback der Investoren beim Thema Nachhaltigkeit bzw. Impact Investing?
Schröder: Sie finden im Prinzip alle Facetten im Markt. Es gibt zwar bei vielen Investoren mittlerweile entsprechende Bemühungen und auch Umsetzungen im Portfolio. Insgesamt müssen wir allerdings etwas neidisch ins Ausland schauen und klar konstatieren, dass beispielsweise institutionelle Adressen wie ABP in den Niederlanden deutlich weiter sind, was Investments und Reporting angeht.

IPE Institutional Investment: ABP mit mehreren hundert Milliarden Euro under Management führt mich zur Frage, wie entsprechende Summen überhaupt im Markt investiert werden können.
Schröder: Ich denke, es ist hier wichtig zu sehen, dass es nicht nur „schwarz“ und „weiß“ bei der Selektion gibt, sondern auch „grau“. Wenn man dies anerkennt – und das zeigt auch das Beispiel ABP – so ist dies zweifelsohne auch als großer Investor gut umsetzbar, so z.B. durch das Thema Engagement – Einflussnahme auf die Unternehmen als Investor.

IPE Institutional Investment: Ich muss nochmals auf das Problem der Definition zurückkommen. Wie stark lähmt hierzulande allein die schwierige Begriffsdefinition noch Investments?
Schröder: Ich sehe durchaus diese Problematik. Wir Deutsche denken ja gerne auch in gewissen Mustern oder Schubladen, daher brauchen wir durchaus belegbare ESG/SRI-Kriterien bzw. eine klare Vorstellung was Impact Investing letztlich bedeutet. Dazu kommt der Renditeaspekt.

IPE Institutional Investment: Wie sehen Sie hier das Urteil des Marktes?
Schröder: Wenn wir Nachhaltigkeit wirklich als Mainstream im Markt sehen wollen, muss es auch marktgerechte Renditen erwirtschaften können. Ansonsten wir es ein Nischenthema bleiben.

IPE Institutional Investment: Rendite ist die eine Dimension – das Risiko bzw. Risikomanagement die andere. Sehen Sie dies auch als zusätzliches Verkaufsargument in Zeiten von Dieselgate und weiteren Skandalen die kein Investor in Form von Aktien oder Anleihen unbedingt im Portfolio halten will?
Schröder: Die potenzielle Reduktion von Risiken trägt sicher auch zur stärkeren Umsetzung von Impact Investing in institutionellen Portfolios bei. Langfristige Studien haben ergeben, dass nachhaltig ausgerichtete Unternehmen eine höhere Rendite bei geringerem Risiko erwirtschaften.

IPE Institutional Investment: Lassen Sie uns noch in den von Ihnen adressierten Mikrofinanz-Bereich schauen, wie lief 2017?
Schröder: 2017 war – was die einzelnen Mikrofinanz-Märkte angeht – ein gutes Jahr, der Markt insgesamt ist erfreulich gesund und stabil. Herausforderung für uns sind die Kosten der Währungsabsicherung, die bei einer größer werdenden Zinsdifferenz zwischen US-Dollar und Euro immer stärker ins Gewicht fallen. Dennoch können wir nach Kosten noch Renditen von über 2% ausweisen.

IPE Institutional Investment: Wie diversifiziert ist Ihr Portfolio mittlerweile?
Schröder: Wir sind inzwischen in 27 Ländern aktiv und können so breit diversifizieren. Wir haben kein Mikrofinanzinstitut mit mehr als 6% im Portfolio und kein Land mit über 11% gewichtet.

IPE Institutional Investment: Was lockt Investoren mehr die 2% Rendite mit einem entsprechenden Impact durch ihr Investment oder eher das Thema Diversifikation?
Schröder: Auf institutioneller Seite ist das Thema Diversifikation – neben der Rendite bei einer geringen Vola – ein ganz wichtiger Punkt geworden. Aber auch die soziale Rendite wird immer mehr nachgefragt.

IPE Institutional Investment: Was steht für 2018 bei Ihnen ganz oben auf der Agenda?
Schröder: Insbesondere die Erschließung von neuen Märkten. Indien steht hier als großer Markt für uns 2018 ganz oben auf der Agenda.

IPE Institutional Investment: Besten Dank für diese Einblicke.