Traditionell kommen im Oktober Vertreter aus der Vorsorgebranche zusammen, um über Alterssicherung und verwandte Themen zu sprechen. Schon immer war diese „Denkwerkstatt St. Lambrecht”, benannt nach dem steirischen Benediktinerstift, in dem sie stattfindet, für alle Durchführungswege (Pensionskassen, Versicherungen etc.) und auch für Menschen außerhalb der Branche offen.
In diesem Jahr waren erstmals Vertreter jüngerer Generationen am Wort. So präsentierte der 21-jährige Luca Gligo, eine Adhoc-Befragung unter seinen Freunden und Studienkollegen an der Wirtschaftsuniversität Wien. Eine Botschaft daraus: Die Generation Z setzt praktisch keine Hoffnung in das bestehende staatliche Pensionssystem.
„Das Wort ‚Pension‘ verbinden die meisten mit Unsicherheit. Keiner glaubt, dass die staatliche Pension ausreicht, wenn man nicht daneben spart“, so Gligo. Aber auch Banken und andere Finanzinstitutionen genießen wenig Vertrauen. „Weil uns hier oft die nötige Transparenz fehlt,“ gab der Student zu bedenken.
„Wir nehmen das Problem der Zusatzvorsorge selbst in die Hand.“ In seinem Umfeld bilden die meisten ihren Risikoappetit am liebsten selbst ab, mit Investitionen in ETFs, Aktien aber auch Kryptowährungen.
Wichtig sei seiner Generation dabei auch, dass „das Investment Sinn macht“, etwa durch Impact-Ansätze oder ESG.
„Generell würde ich mir offenere und ehrlichere lösungsorientierte Diskurse auch von der Politik wünschen“, so Luca Gligo.
„Und wir wollen zuhören“, betonte Günther Schiendl, neuer Präsident der „Gesellschaft für Zukunftssicherung und Altersvorsorge – Denkwerkstatt St. Lambrecht“. Der branchen- und anbieterübgreifende Thinktank will bei seinen Veranstaltungen in Zukunft noch offener werden für Diskurse – auch mit jungen Menschen. „Wenn die jungen Generationen kein Vertrauen mehr in das System und die Institutionen haben, dann müssen wir ihnen dieses zurückgeben.“
Löwenbrück als Beraterin
Auch die Politik soll stärker einbezogen werden. So merkte die konservative Jungpolitikerin Antonia Herunter bei einer Diskussion an: „Es ist höchste Zeit nicht nur bei den Pensionen Reformen zu wagen – auch aus der Fairness der jüngeren Generationen gegenüber.“
Neu in den Beraterstab des Thinktank hat der neue Präsident Günther Schiendl auch internationale Stimmen geholt. So etwa Maria Löwenbrück, Managing Director der luxemburgischen LIONS Company und langjährige Vorständin der Union Investment Luxemburg S.A. (UIL). Sie gab zu bedenken: „Wir müssen die Altersvorsorge neu denken, weil sich auch die Arbeitsmodelle ändern.“ Und weiter: „Über den Generationenansatz könnte man auch sprechen, weil den Pensionierten durch ihre hohe Zahl in Umlagesystemen größeres Gewicht beigemessen wird und den jungen weniger – Diskussionen über Reformansätze oftmals zu kurz kommen, die Jungen aber mit dem System in Zukunft leben müssen.“
Günther Schiendl hat die Leitung der Gesellschaft für Zukunftsvorsorge und Alterssicherung im Frühjahr vom langjährigen Vorsitzenden und Mitgründer Johannes Martinek übernommen. Schiendl ist auch Vorstandsvorsitzender der VBV Pensionskasse, die mehr als 9 Mrd. Euro verwaltet.
Altersvorsorge in Österreich: „Und wir wollen zuhören“, sagt Günther Schiendl der Jugend

Günther Schiendl