Foundation | Welcome

Menu


Österreichs Pensionssystem im „letzten Drittel“ des diesjährigen Mercer CFRA Institute Global Pension Index

Aufgrund demographischer Effekte muss der österreichische Staat nächstes Jahr rund 3 Mrd. Euro mehr ins staatliche Pensionssystem, wie die erste Säule in Österreich genannt wird, schießen. Der sogenannte „Bundesbeitrag“ erhöht sich insgesamt – inklusive Pensionserhöhungen usw. von 6 Mrd. Euro in diesem Jahr auf mehr als 10 Mrd. in 2024.

Dass dieses System nicht nachhaltig ist, hat nun auch der diesjährige Mercer CFA Institute Global Pension Index (MCGPI) gezeigt: Österreich rutscht von Rang 33 im Vorjahr weiter auf Platz 40 ab – und liegt somit im hinteren Drittel aller 47 teilnehmenden Länder. Das Pensionssystem erzielte – vor allem aufgrund der fehlenden Nachhaltigkeit bzw. der nur sehr spärlich vorhandenen zweiten und dritten Säule – nur 52,5 von hundert Punkten.

Die Schweiz und Deutschland finden sich übrigens im Mittelfeld mit 72 bzw. 66,8 Punkten. Im Fall Deutschlands wird der Score ebenfalls durch ein niedriges Nachhaltigkeits-Ranking gedrückt. Die Schweiz erreichte in dieser Kategorie als auch bei den anderen beiden (Angemessenheit und Integrität) eine ähnlich hohe Punktezahl.

Sieger des Pension Index sind, wie auch im vergangenen Jahr, die Niederlande gefolgt von Island und Dänemark.

Wacklige Erste Säule
Die Platzierung erzielte Österreich übrigens nur dadurch, dass die Zahlungen aus der ersten Säule als sehr angemessen eingestuft wurden. In Sachen Nachhaltigkeit hat das Land das schlechteste Ranking mit 22,6 Punkten (Deutschland erzielte in dieser Kategorie 45,3 Punkte).

Eigentlich sieht das Programm der aktuellen Regierung – wie auch schon jene einige ihrer Vorgängerinnen – eine Stärkung der zweiten Säule vor. Doch bislang fand sich hierzu in der Koalition zwischen konservativer ÖVP und den Grünen noch keine Einigung. Wie an dieser Stelle vor kurzem berichtet wären sich die Sozialpartner mehr oder weniger einig.

„Leider wurde das Thema der betrieblichen Vorsorge in der aktuellen ökosozialen Steuerreform nicht berücksichtigt, obwohl Ansätze zur nachhaltigen Veranlagung bereits in den Strategien der überbetrieblichen Pensions- und Vorsorgekassen verankert sind“, so Mercer Österreich in der Aussendung zum MCGPI.

Beim jährlichen Treffen der „Denkwerkstatt St. Lambrecht“ im gleichnamigen Stift in der Steiermark hielten die anwesenden Expertinnen und Experten in Sachen Altersvorsorge fest, dass das staatliche Pensionssystem in Österreich keineswegs gefährdet sei – denn als eine der wenigen Institutionen hat die Pensionsversicherungsanstalt (PVA) eine „Abgangsdeckung“, also anders gesagt eine Zuschusspflicht des Staates. Allerdings müssen sich zukünftige Regierungen überlegen, welche anderen Ausgaben aus dem Budget dafür gestrichen werden müssen.

Laut PVA-Generaldirektor Winfried Pinggera ist vor allem der steigende Trend zur Teilzeitarbeit bzw. zur Vier-Tage-Woche „in Summe ein Katastrophensignal“ für den Alterswohlstand und später vielleicht auch für das System, wenn diese Menschen im Alter ein Fall für die Ausgleichszulage aufgrund einer Mindestpension werden.

Kritisch sah Pinggera bei einer Pressekonferenz in Wien auch die diversen Inflationsanpassungs-Maßnahmen, die in Summe viel Geld kosten. Diese würden nicht in Rechnung stellen, dass über die letzten Jahrzehnte Überzahlungen bei geringer Inflation auch nicht abgeschlagen wurden.

„Meine Angst ist ein bisschen, dass in den Kollektivvertragsverhandlungen das deutsche Modell abgekupfert werden könnte, also Einmalzahlungen zur Inflationsabgeltung,“ so Pinggera. „Volkswirtschaftlich sind solche Zahlungen nicht schlecht, aber in Österreich hieße das einen extremen, eklatanten Rückgang an Beiträgen für die Pensionsversicherung, wenn diese Zahlungen von der Steuer und Sozialversicherungsbeiträgen befreit sind.“

Als größte Stellschraube für die Finanzierbarkeit des staatlichen Pensionssystems – ohne allzu großen staatlichen Zuschüsse – identifizierte Pinggera das tatsächliche Pensionsalter: „Für jedes Jahr des späteren Pensionsantritts würden wir 2,7 Mrd. Euro weniger öffentliche Mittel pro Jahr brauchen.“

Auch hier ist Österreich, diesmal allerdings im OECD-Schnitt gesehen, „im hinteren Drittel“, wenn es um das effektive Pensionsantrittsalter von Männern mit derzeit knapp unter 60 Jahren geht. Jenes der Frauen könnte sich bald dem gesetzlichen annähern, das über die nächsten Jahrzehnte von 60 auf jenes der Männer mit 65 angeglichen wird. Der Grund: Frauen können es sich oft nicht leisten, früher in Pension zu gehen.