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Kommentar: Auf dem Königsweg zur Private-Equity-Allokation?

Seit Beginn der globalen Verbreitung des Covid-19-Virus rückten – insbesondere nach der hohen Volatilität an den Aktienmärkten – alternative Anlageklassen wieder verstärkt in den medialen Fokus. Die gestiegene Beliebtheit von Private Equity als eine dieser Alternativen ausschließlich auf die andauernde Pandemie zurückzuführen, greift allerdings zu kurz. Lange bevor „Corona“ auf den Titelseiten prangerte, stieg die Nachfrage nach der Anlageklasse neben Renditegesichtspunkten auch aufgrund der Diversifikationsaspekte signifikant.

 

Christopher Bär

Die verwalteten Mittel sind seit dem Jahr 2000 stetig gewachsen. Nach Zahlen von Preqin waren sie etwa von 2,6 Billionen in 2015 auf 4,4 Billionen US-Dollar im Jahr 2020 angestiegen. Das Analysehaus erwartet in einer Prognose eine weitere Verdopplung bis 2025 und bezieht sich dabei auch auf eine Umfrage unter institutionellen Investoren. 79 Prozent von ihnen gaben dabei an, die Allokation in Private Equity erhöhen zu wollen¹. Wie effizient sich die Private-Equity-Allokation erhöhen lässt, hängt maßgeblich von der bestehenden Inhouse-Expertise, den notwendigen Kapazitäten und vom gewählten Investitionsweg ab. Eine adäquate Diversifikation eines Private-Equity-Portfolios vorausgesetzt, gibt es drei verschiedene Ansätze: Der Aufbau eines Fondsportfolios in Eigenregie, Dachfonds oder Managed Accounts.

Umsetzung in Eigenregie erfordert Know-how, Ressourcen und ausreichend Kapital
Der Aufbau eines Private-Equity-Fondsportfolios in Eigenregie gilt als Königsweg. Er verspricht auf den ersten Blick die attraktivsten Renditen bei verdaulicher Kostenbelastung, da die zusätzliche Gebührenebene einer ausgelagerten Variante eingespart wird. Zudem kann die Inhouse-Lösung volle Flexibilität bei der Investitionsstrategie und Fondsauswahl bieten. Dies setzt allerdings drei Dinge voraus: Ausreichende Kapazitäten und Know-how im internen Investment- und Verwaltungsteam, den Zugang zu den besten Fonds sowie genügend Kapital für eine adäquate Diversifikation.

Das Investmentteam steht von Beginn an einer ganzen Reihe von Aufgaben gegenüber. Es muss sich zunächst einen Marktüberblick über die gesamte Fondslandschaft verschaffen. Diese umfasste etwa im Januar 2021 alleine über 4.200 PE-Fonds, die sich zu diesem Zeitpunkt im Fundraising befanden². Welche dieser Fonds passen zur definierten Strategie, investieren in den anvisierten Anlageregionen, Industriesektoren und Größenordnungen? Nach einer Vorselektion gilt es mithilfe einer detaillierten Due Diligence die besten Fondsmanager herauszufiltern. Wie ist das jeweilige Team aufgestellt und wie stabil ist es? Wie war die historische Performance-Leistung? Wie wurden in der Vergangenheit Werte geschaffen? Sie müssen Reference-Checks einholen und teils mehrere Vor-Ort-Besuche beim Fondsmanager einplanen – dazu alle genannten Schritte dokumentieren. Sind die Investitionsentscheidungen erst einmal getroffen, folgt die Verwaltung des Private-Equity-Fondsportfolios mit Finanzbuchhaltung, Investmentcontrolling, die Erfassung und Abwicklung von Kapitalabrufen und -rückflüssen, Liquiditäts- und Risikomanagement bis hin zum Reporting und regelmäßigem Monitoring der Beteiligungen. Das heißt: Investoren stehen einem großen Informations- und Komplexitätsaufwand gegenüber, der mit hohem Personalbedarf und damit verbundenen Kosten einhergeht.

Zugang zu den besten Fonds ist erfolgsentscheidend
Die Identifikation der passenden Private-Equity-Fonds ist nur die halbe Miete, denn der Zugang zu den besten Fonds ist erfolgsentscheidend. Renditeunterschiede zwischen erfolgreichen und unterdurchschnittlichen Fondsmanagern sind deutlich größer als etwa bei Managern klassischer Aktienfonds. Nur: Die wirklich guten Fonds sind heute für Neu-Investoren kaum zugänglich. Diese Lage hat sich mit dem zunehmenden Kapital im Markt weiter verschärft. Fondsmanager, die konjunkturelle und strukturelle Verwerfungen meistern und Geschäftsmodelle ihrer Portfoliounternehmen schnell auf Erfolg ausrichten können, sind extrem gefragt. Investorengelder sind aus Sicht dieser Fondsmanager nahezu beliebig vorhanden. Daher haben Neu-Investoren oftmals nur dann eine Chance Zugang zu den attraktivsten Fonds zu erhalten, wenn sie jahrelangen, persönlichen Beziehungsaufbau betreiben. Ein Vorteil kann dabei sein, wenn man den Managern zusätzlichen Mehrwert – etwa mit dem eigenen Netzwerk – bieten kann.

Für die institutionellen Investoren selbst ist die Höhe des zu investierenden Kapitals hingegen ein entscheidender Faktor. Der eigene Aufbau eines diversifizierten Fondsportfolios mit verschiedenen Auflegungsjahren, Anlageregionen und Branchen ist kapitalintensiv. Bei Mindestzusagen in Millionenhöhe ist eine ausreichend hohe Private-Equity-Allokation für das gesamte Programm erforderlich.

Dachfonds – Spezialisten als effiziente One-Stop-Shop-Lösung
Dachfonds ermöglichen institutionellen Investoren mit einer einzigen Zeichnung bereits ab kleineren Kapitalvolumen den Zugang zu einem diversifizierten Fondsportfolio. Die Kapitalzusage wird mit denen anderer Investoren gebündelt und in eine Vielzahl von Fonds investiert. Dabei werden je nach Dachfondsstrategie verschiedene geografische Regionen, Auflegungsjahre und Industriesektoren abgebildet. Verschiedene Dachfondsmanager setzen mit ihren Strategien zudem Akzente und sind auf geografische Regionen oder Anlagestile spezialisiert.

Private-Equity-Dachfonds sind augenscheinlich besonders für Neu-Investoren und Institutionen mit kleiner oder mittlerer Allokation geeignet. Sie beteiligen sich mit einem Produkt effizient an einem Fondsportfolio und umgehen den kapital- und ressourcenintensiven Portfolioaufbau sowie die -verwaltung in Eigenregie. Dazu profitieren sie von der Expertise und den Kapazitäten des Dachfondsmanagers, der zudem eine professionelle Due Diligence, die Investitionsabwicklung und die Portfolioverwaltungsprozesse übernimmt. Nicht zuletzt löst sich durch erfahrene Anbieter auch das Problem mit den hervorragenden, aber zugangsbeschränkten Private-Equity-Fonds. Versierte Dachfondsmanager haben sich durch Zusammenarbeit bei vorherigen Fonds oder langjährig aufgebauten Beziehungen gegenüber stark nachgefragten Managern als verlässlicher Partner erwiesen und erhalten daher bei neuen Fondsgenerationen den Zugang für ihre gemanagten Dachfonds.

Dies ist auch ein Grund, warum Private-Equity-Dachfonds ebenso für Investoren mit bestehender, umfangreicher Allokation interessant sind. Sie erhalten den Zugang zu stark nachgefragten Fonds, die gegebenenfalls sonst nur schwer erreichbar wären. Zudem können Dachfonds helfen, das bestehende Portfolio mit spezialisierten Dachfondsstrategien etwa auf einzelne Anlageregionen oder Strategien zu optimieren. So lässt sich etwa eine Core-Satellite-Strategie effizient umsetzen, indem das bestehende Kernportfolio mit spezialisierten Dachfonds als Satelliten ergänzt wird.

Managed Account – der individualisierte Dachfonds
Institutionelle Investoren führen bei der Auswahl geeigneter Dachfondsmanager ebenfalls eine umfassende Due Diligence durch und wählen bewusst Produkte, die der eigenen Philosophie und Strategie entsprechen. Nach der Kapitalzusage an einen Dachfonds ist weitere Einflussnahme allerdings beschränkt. Ist das Volumen eines Investors groß genug und möchte er verstärkt auch während des Investitionsprozesses eigene Ideen einbringen oder flexibel auf Änderungen reagieren können, kann ein Managed Account die geeignete Lösung sein. Dieses individuell gestaltete Investitionsprogramm wird für einen einzelnen Investor aufgelegt und verbindet oftmals ein speziell zugeschnittenes Konzept mit den Vorteilen eines Dachfonds – Diversifikation, Zugang zu Top-Fonds und ausgelagerte Portfolioverwaltung. Der Investor kann bei Entscheidungen der Anlagestrategie, Fondsauswahl und vielen weiteren Aspekten in der gewünschten Tiefe Einfluss nehmen.

Sowohl bei Dachfonds als auch Managed Accounts entsteht für Investoren eine zusätzliche Gebührenebene. Sie gelten daher häufig als renditeschmälernd gegenüber der Umsetzung in Eigenregie. Bei dieser Rechnung dürfen allerdings die Kosten nicht außer Acht gelassen werden, die für interne personelle Ressourcen aufgebracht werden müssen, wenn Private-Equity-Investitionen komplett inhouse umgesetzt werden. Daher können Dachfonds oder Managed Accounts bei vollständiger Betrachtung der Gesamtkosten und der Komplexität sogar die günstigere Lösung sein. Bei beiden ausgelagerten Varianten profitieren Investoren typischerweise von zusätzlicher, professioneller Investmentexpertise, sie erreichen effizient eine adäquate Diversifikation und erhalten insbesondere Zugang zu erstklassigen Private-Equity-Fonds.

¹Preqin (2021): Future of Alternatives 2025
²Preqin (2021): Alternatives in 2021

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*) Christopher Bär, Managing Director, Munich Private Equity Partners