Die Energiewende erfordert massive Investitionen in Infrastruktur – von Produktionskapazitäten über Energienetze bis hin zu Speichertechnologien. Für institutionelle Investoren bieten sich damit Investmentmöglichkeiten, die finanzielle Erträge mit gesellschaftlichem Mehrwert verbinden können – zumal die grüne Transformation auch von politischer Seite vorangetrieben wird. Die EU hat sich im Rahmen des European Green Deals beispielsweise dazu verpflichtet, ihre CO2-Emissionen bis 2050 auf Netto-Null zu reduzieren. Außerdem spielt das neu beschlossene deutsche Sondervermögen für Infrastruktur eine bedeutende Rolle: Mit erheblichen staatlichen Mitteln werden groß angelegte Infrastrukturprojekte gezielt gefördert und langfristige Investitionsmöglichkeiten geschaffen.
Besonders Solar- und Windkraftanlagen bieten eine Vielzahl von Investmentoptionen, sowohl in Form von Direktanlagen als auch über Finanzierungsinstrumente wie Private Debt. Die Produktion von Strom aus Wind- und Solarkraft weist mittlerweile die geringsten Stromgestehungskosten aller verbreiteten Erzeugungsarten auf. Neben dem Wunsch nach einer sauberen Energieerzeugung ist der Ausbau also auch aus rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten sinnvoll.
Stromgestehungskosten für erneuerbare Energien und konventionelle Kraftwerke an Standorten in Deutschland im Jahr 2024
Quelle: Fraunhofer-Institut für solare System ISE (Juli 2024), Stromgestehungskosten erneuerbare Energien (GuD-CH4 = Gas- und Dampfturbinen (Methanbetrieben), GT-CH4, Gasturbinen (Methanbetrieben), GT-Umrüstung auf Methan
Stromspeicher als Schlüsseltechnologie
Eine bedeutende Herausforderung bei der Nutzung erneuerbarer Energien wie Wind- und Solarstrom ist die Abhängigkeit der Produktion von Wetterbedingungen und Tageszeiten. Diese sorgt für Schwankungen bei der Stromerzeugung. Batteriespeicheranlagen sind eine Schlüsseltechnologie, um diese Herausforderung zu überwinden. Sie tragen nicht nur zur Netzstabilität bei, sondern sorgen auch für eine zuverlässige Energieversorgung. Die Betreiber von Batteriespeicheranlagen können Arbitragegewinne erzielen, während sie gleichzeitig zu stabileren Börsenstrompreisen beitragen.
Die Energiewende bringt aber auch völlig neue Investitionsmöglichkeiten in Bereichen wie Wasserstoff und Elektromobilität mit sich. Wasserstoff gilt dabei als Schlüsseltechnologie für die langfristige Speicherung und den Transport von Energie, während Elektromobilität die Verkehrsinfrastruktur transformiert.
Digitalisierung erfordert Infrastruktur
Die Digitalisierung ist ein weiterer Trend, der die Infrastrukturmärkte transformiert: Rechenzentren und Glasfasernetze bieten attraktive Investitionsmöglichkeiten. Der weltweite Markt für Rechenzentren wächst rasant, da Unternehmen immer mehr Daten verarbeiten und speichern müssen. Sowohl in Entwicklungsländern als auch in Industriestaaten besteht außerdem eine starke Nachfrage nach Glasfaserinfrastruktur, um die digitale Kluft zu überwinden und schnelle Internetverbindungen zu gewährleisten.
Private Debt interessant für institutionelle Investoren
Private Debt umfasst Darlehen, die direkt an Unternehmen oder Projekte vergeben und nicht über den öffentlichen Kapitalmarkt gehandelt werden. Es handelt sich dabei um ein Instrument, das einige Bedürfnisse institutioneller Investoren im Hinblick auf ihre Asset Allocation erfüllt. Dazu gehören vor allem regelmäßige und stabile Ausschüttungen, die aufgrund von festen Zinsfälligkeiten erreicht werden können. Außerdem bieten Infrastrukturanlagen aufgrund ihrer Vergütungsmodelle einen gewissen Inflationsschutz und harmonieren mit dem langfristigen Investitionshorizont.
Die Integration von Private Debt in das Portfolio kann außerdem ein guter Baustein zur Portfoliodiversifikation sein, da die Anlageklasse eine vergleichsweise geringe Korrelation zu den öffentlichen Kapitalmärkten aufweist. Dies ist besonders vorteilhaft in einem Umfeld, in dem traditionelle Anlageklassen wie Aktien und Anleihen stärkeren Schwankungen unterliegen können.
Regulatorische Aspekte von Private-Debt-Infrastruktur-Investments
Auf regulatorischer Seite haben sich ebenfalls vorteilhafte Entwicklungen ergeben: Das Bundesfinanzministerium hat im Februar 2025 Teile des Zweiten Betriebsrentenstärkungsgesetzes per Verordnung beschlossen und dabei Neuerungen in der Anlageverordnung (AnlV) umgesetzt. Diese eröffnen insbesondere für Versicherer, Versorgungswerke und Pensionskassen neue Möglichkeiten für Infrastrukturinvestments.
Eine der wesentlichen Neuerungen ist die Einführung einer eigenen Infrastrukturquote in Höhe von fünf Prozent des Sicherungsvermögens. Diese umfasst sowohl Eigen- als auch Fremdkapitalinvestitionen und ermöglicht zudem Investitionen über Spezial-AIFs. Wichtig ist dabei, dass die Infrastrukturquote die Investitionen nicht auf fünf Prozent begrenzt. Sie können – wie bisher – zusätzlich in den bestehenden Mischquoten berücksichtigt werden.
Mit der Einführung einer eigenständigen Infrastrukturquote erhöht der Gesetzgeber die Attraktivität dieser Anlageklasse und schafft gezielte Anreize für Investitionen. Gleichzeitig wird die Konkurrenz mit anderen Anlagen innerhalb der bestehenden Mischquoten reduziert, sodass institutionelle Investoren von erweiterten Anlagemöglichkeiten profitieren können.
Ein weiterer großer Vorteil unter der EU-Kapitaladäquanzverordnung (CRR) ist die Kreditrisikostandardansatz (KSA)-Gewichtung von 100 Prozent bei Fremdkapitalinvestitionen. Vergleichbare Eigenkapitalinvestitionen weisen seit Einführung der CRR III eine KSA-Gewichtung von 250 bis 400 Prozent auf. Dadurch ermöglichen Fremdkapitalprodukte eine deutliche Schonung des Eigenkapitals und haben eine stark positive Auswirkung auf die Eigenkapitalrendite des Investors.
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*) Torsten Heidemann, Head Infrastructure & Energy, Berenberg
Gastbeitrag: Grüne Infrastruktur - Private Debt als Schlüssel zur Energiewende

Torsten Heidemann (Bildrechte: Berenberg, Florian Läufer)