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Gastbeitrag: Co-Investments = Infrastrukturinvestments 2.0?

Dennis Schnutenhaus, Managing Director bei Palladio Partners, und Christian Zopf, Prokurist im Bereich Kapitalanlage bei den Volkswohl Bund Versicherungen, erörtern gemeinsam wie institutionelle Investoren mit dem Einsatz von Co-Investments eine Weiterentwicklung ihrer Infrastruktur-Investmentstrategie realisieren können.

Dennis Schnutenhaus

Christian Zopf

Eigenkapitalbeteiligungen an Infrastrukturprojekten (Infrastrukturinvestments) haben sich in den letzten Jahren als fester Bestandteil institutioneller Investmentportfolios etabliert. Häufig wird als Einstiegsvehikel ein Infrastrukturdachfonds (eine sog. Fund-of-Funds Lösung) gewählt. Doch mit zunehmender Erfahrung wächst bei vielen Investoren der Wunsch nach einer Weiterentwicklung der eigenen Anlagestrategie im Bereich der Infrastruktur. Viele Investoren möchten auf der Suche nach einer inhaltlichen und strategischen Weiterentwicklung lieber auf dem Beifahrersitz Platz nehmen, denn auf der Rückbank.

Der nächste logische Schritt ist daher eine gezieltere Steuerung des Portfolios auf der Ebene der Infrastrukturprojekte über sogenannte Co-Investments. Ein Investor, der diesen Weg erfolgreich bestritten hat, sind die Volkswohl Bund Versicherungen, die im Rahmen ihrer Infrastruktur-Investmentstrategie bereits seit einigen Jahren Beteiligungen an Infrastrukturprojekten in Form von Co-Investments umsetzen.

Anlageklasse Infrastruktur etabliert sich
Seit sich Infrastruktur vor gut zehn Jahren als eigenständige Anlageklasse etabliert hat, nimmt die Beliebtheit unter institutionellen Investoren weiter zu.

So planten laut einer Umfrage des Bundesverbands Alternative Investments e. V. (BAI) unter 109 institutionellen Investoren mit einem Anlagevermögen von 2,4 Billionen Euro im Jahr 2023 rund 56% der bereits in der Anlageklasse Infrastruktur investierten Befragten eine Erhöhung der bisherigen Quote in die Anlageklasse.


Quelle: BAI Investor Survey 2023

Co-Investments als Weiterentwicklung – Der Wunsch nach „mehr Nähe zum Asset“
Mit zunehmender Erfahrung der Investoren in der Anlageklasse wächst häufig auch der Wunsch nach mehr Nähe zum Asset. Bei Investments in Dachfonds entscheidet zunächst der Asset Manager des Dachfonds über die Fondsselektion und letztendlich die jeweiligen Fondsmanager über die Beteiligung an passenden Infrastrukturprojekten. Möglichkeiten zur Einbringung individueller Präferenzen sind hier nur begrenzt gegeben. Dementsprechend beginnen viele Investoren bei ausreichendem Verständnis für die Anlageklasse zunächst damit, eine eigene Investmentstrategie durch die Selektion von Infrastrukturfonds umzusetzen.



Der Zugang über Co-Investments stellt dann den nächsten Schritt dar. Hier kann der Investor gezielt in ein konkretes, von einem erfahrenen Fondsmanager verwaltetes Infrastrukturprojekt investieren.

Dabei gibt es verschiedene Ansätze, wie eine Beteiligung an Co-Investments umgesetzt werden kann:
*Co-Investments werden von einem Infrastruktur-Dachfondsmanager als Beimischung ins Portfolio aufgenommen.
*Der Investor stellt sein Fondsportfolio selbst zusammen und investiert ergänzend in Co-Investments.
*Der Investor beteiligt sich an einem Co-Investmentfonds.
*Der Investor ist erfahren genug, verfügt über ein entsprechendes Investmentvolumen und legt ein Co-Investment-Managed-Account auf, um mit Hilfe eines Beraters gezielt Co-Investments umzusetzen.

Eine Umfrage unter deutschen institutionellen Investoren zeigt, dass ein Großteil der Investoren bisher den Zugang über einen Co-Investment-Fonds wählt. Das deckt sich auch mit den Erfahrungen von Palladio Partners.


Quelle: Palladio Partners Umfrage Sep. 2023

Co-Investments in der Praxis – Herausforderungen und Vorteile
Gemäß einer Investorenumfrage des Magazins Infrastructure Investor 2023 ist die Nachfrage nach Co-Investments weiterhin sehr hoch (Infrastructure Investor’s LP Perspectives 2023). Dies deckt sich ebenfalls mit einer Investoren-Umfrage von Palladio Partners vom September 2023, bei der ca. 40% der Teilnehmer angaben, bereits Erfahrung mit Co-Investments gesammelt zu haben.

Aus Investorensicht bieten Co-Investments im Portfolio einige Vorteile wie u. a.:
*Der Zugang über Co-Investments ermöglicht eine Reduzierung des Blind-Pool-Risikos im Portfolio des Investors und somit eine gezielte Portfoliosteuerung.
*Durch eine vergünstigte Gebührenstruktur ermöglichen Co-Investments die Reduzierung der Kostenbelastung.
*Die inhaltliche Beschäftigung mit einzelnen Sektoren ermöglicht den handelnden Personen eine entsprechende Lernkurve.

Herausforderungen sehen institutionelle Investoren gemäß der Umfrage von Palladio Partners insbesondere in der hohen Komplexität der Umsetzung von Co-Investments.



Case Study Volkswohl Bund Versicherungen – Aktive Mitarbeit und gezielte Portfoliosteuerung als Treiber für Co-Investments
In der Praxis sind die Gründe für den Einsatz von Co-Investments oftmals ganz individuell. Bei den Volkswohl Bund Versicherungen war es vor allem der Wunsch nach der Akzentuierung bestimmter Regionen und Sektoren im Portfolio, der sie zur Beimischung von Co-Investments im Infrastrukturportfolio bewegt hat. Darüber hinaus wollte man in die interessanten Investments auch mit einem größeren und auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmten Volumen investieren.

Die Volkswohl Bund Versicherungen begannen bereits 2012 mit Investments in Infrastruktur – damals vor allem mit Beteiligungen im Sektor Erneuerbare Energien. Nachdem sie über viele Jahre in der Anlageklasse genügend Erfahrung gesammelt hatten, war die Entscheidung für den Einbezug von Co-Investments der logische Schritt.

Da sie als mittelgroßer Versicherer nur begrenzte Kapazitäten im Portfoliomanagement haben, war es ihnen wichtig, dass sie auf einen erfahrenen Partner bauen können. Dabei können sie ihr Wissen in die Investmentstrategie einfließen lassen, während Palladio Partners insbesondere die Detailanalyse der ausgewählten Investments übernimmt. Im Laufe der Jahre wurden die Volkswohl Bund Versicherungen so immer stärker einbezogen. Dabei war es stets ihr Ziel, näher am Prozess der Due Diligence und der Entscheidungsfindung zu sein.

Für fortgeschrittene Infrastrukturinvestoren halten die Volkswohl Bund Versicherungen die Ergänzung des Portfolios um Co-Investments auf jeden Fall für sinnvoll. Allerdings sollten Investoren die Anforderungen an eine solche Erweiterung der Strategie nicht unterschätzen, da Beteiligungen an Infrastrukturprojekten über Co-Investments eine tiefe Expertise in verschiedensten Bereichen wie z.B. Regulatorik oder der Struktur der Investments, erfordern.

Die gemachten Erfahrungen sind dabei vielversprechend: auch wenn einige der Investments im Portfolio noch relativ jung sind, konnten die Volkswohl Bund Versicherungen bereits sehr erfolgreiche (Teil-)Veräußerungen verzeichnen.

Co-Investments – Der Blick nach vorne
Als Teil des voranschreitenden Reifungsprozesses der Anlageklasse Infrastruktur dürften Co-Investments weiter an Bedeutung gewinnen, sowohl für Investoren als auch für Fondsmanager. Vor dem Hintergrund eines schwächeren Fundraising-Umfelds steigt darüber hinaus die Nachfrage nach Co-Investoren.

Sicher sind Co-Investments nicht die Patentlösung für alle Investoren, aber für diejenigen, die ihre Anlagestrategie und ihr Portfolio gezielt weiterentwickeln möchten, können sie einen wichtigen Baustein im Portfolio darstellen. Welcher Zugang dabei für welchen Typ von Investor passend ist, ist ganz individuell und abhängig von Strategie, Investmentvolumen und Knowhow zu entscheiden.

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*) Dennis Schnutenhaus, Managing Director und Verantwortlicher für die Co-Investment-Strategie bei Palladio Partners, und Christian Zopf, Prokurist im Bereich Kapitalanlage bei den Volkswohl Bund Versicherungen