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Gastbeitrag: Cash aus Transport, Versorgung und Kommunikation: Anlagechancen im Infrastrukturbereich

Infrastrukturinvestments bieten stabile Cashflows und gut kalkulierbare Renditen mit geringen Wertschwankungen. Attraktiv macht sie zusätzlich ihr ausgeprägter Inflationsschutz sowie ein hoher Investitionsbedarf. Ideale Voraussetzungen für langfristig orientierte Anleger.

Prabal Sidana

Infrastruktur ist das Rückgrat einer Volkswirtschaft. Ohne zuverlässige Strom- und Wasserversorgung, ein gut ausgebautes Transportwesen, moderne Kommunikationssysteme sowie zukunftsorientierte Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen ist es schwer, international den Anschluss zu halten. Dies gelingt nur, wenn kontinuierlich in diese Bereiche investiert wird und sie weiterentwickelt werden.

Marode Infrastruktur trifft auf leere Kassen
Nach Schätzungen von Oxford Economics, einem weltweit führenden unabhängigen Wirtschaftsberatungsunternehmen, werden jährlich durchschnittlich 4 Billionen US-Dollar Investitionen benötigt, um die alternde Infrastruktur in Industrieländern zu ersetzen und neue Infrastruktur in Schwellenländern zu schaffen. Insgesamt belaufen sich diese Investitionsaufwendungen bis zum Jahr 2040 auf etwa 70 Billionen US-Dollar. Der Anteil, den die öffentliche Hand hiervon übernehmen kann, wird aufgrund der zuletzt stark gestiegenen Verschuldung (Corona-Pandemie) und zusätzlicher Rüstungsausgaben deutlich niedriger ausfallen, als ursprünglich erwartet. Geschlossen werden muss die Lücke durch private Investitionen. Für langfristig orientierte Geldgeber ergeben sich daraus interessante Anlagechancen.

Stabile Cashflows, geringe Volatilität und attraktive Ausschüttungsquoten

Insbesondere Kerninfrastrukturinvestitionen bieten den Kapitalgebern eine Vielzahl von Vorteilen (Zu Unternehmen aus dem Bereich Kerninfrastruktur werden insbesondere die Betreiber von Infrastrukturprojekten gerechnet. Energieproduzenten, Straßenbauunternehmen, Fluggesellschaften, Telekommunikationsdienstleister usw. gehören nicht dazu). Das Betreiben von Transportwegen (wie Bahntrassen, Mautstraßen, Tunneln, Flugplätzen und Häfen), Kommunikationsnetzen (Funk und Kabel) sowie Ver- und Entsorgungseinrichtungen (Strom, Gas, Wasser, Abfallentsorgung) ermöglicht es, stabile Cashflows durch gut kalkulierbare Nutzungsgebühren zu generieren.

Die hohe Kapitalintensität, strenge Regulierung und langfristige Nutzungsdauer solcher Projekte (teilweise über 30 Jahre) schaffen äußerst hohe Eintrittsbarrieren und reduzieren den Wettbewerbsdruck für die Inhaber der Nutzungsrechte erheblich. Häufig ist es dem Abnehmer überhaupt nicht möglich, auf die angebotene Leistung zu verzichten. Kerninfrastrukturinvestitionen haben sich in der Vergangenheit deshalb als solide Renditequellen mit oft überdurchschnittlich hohen Ausschüttungsquoten erwiesen. Sie zeigen sich über den gesamten Konjunkturzyklus hinweg außergewöhnlich stabil und bieten selbst in einem ungünstigen wirtschaftlichen Umfeld höhere operative Margen und nachhaltigere Renditen auf das eingesetzte Kapital. Ganz besonders im Vergleich zu herkömmlichen Unternehmen. In Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs, wie etwa dem Platzen der IT-Blase (2000/2001) der globalen Finanzkrise (2008) oder der Eurokrise (2011) konnten Kerninfrastrukturunternehmen ihre Erträge weiter steigern, während die Unternehmen des S&P 500 eine erhebliche Volatilität und insgesamt rückläufige Gewinne verkraften mussten.

Preisanpassungsklauseln und hohe Preissetzungsmacht
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der ausgeprägte Inflationsschutz von Kerninfrastrukturinvestments. So wird bei Übertragungs- und Verteilungsunternehmen der regulierte Preis unter Berücksichtigung der jährlichen Inflation berechnet. Andere Infrastrukturunternehmen, wie etwa die Vermieter von Mobilfunktürmen, profitieren von langfristigen Verträgen, die sich über einen Zeitraum von fünf bis fünfzehn Jahren erstrecken, und in einigen Fällen sogar bis zu dreißig Jahren. In diesen Verträgen steigen die jährlichen Preise automatisch an oder sind strikt an die Inflationsrate gekoppelt, was zu einem kontinuierlichen Wachstum der Einnahmen führt. Nur in wenigen Gesellschaften fehlen solche Preisanpassungsklauseln. Diese Anbieter verfügen aufgrund der schon erwähnten Markteintrittsbarrieren in ihrer Branche und/oder den hohen Wechselkosten ihrer Kunden aber über eine erhebliche Preissetzungsmacht. Dies ist beispielsweise bei Betreibern von Bahngleisen, die vor allem auf mittleren und langen Strecken einen erheblichen Kostenvorteil gegenüber anderen Formen des Güterverkehrs bieten, der Fall. Gleiches gilt für große Abfallentsorgungsunternehmen, die aufgrund ihrer Größenvorteile die Sammel- und Entsorgungskosten pro Einheit stark senken können. Zu guter Letzt dominieren bei Infrastrukturunternehmen in der Regel die fixen Kosten, während die variablen Kosten, die besonders anfällig für die Inflation sind, im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbereichen weniger stark ins Gewicht fallen.

Was sollten Anleger beim Kauf von Infrastrukturaktien beachten?
Eine stabile und klare Regulierung ist für den wirtschaftlichen Erfolg der meisten Infrastrukturunternehmen eine essenzielle Grundvoraussetzung. Dieser Aspekt muss vor einem Aktieninvestment deshalb unbedingt überprüft werden. Wichtig ist es zudem, das politische Risiko in die Gesamtbetrachtung mit einzubeziehen. Dies gilt besonders in Bezug auf Gesellschaften, die nur in einem einzigen Rechtsraum (Herrschaftssystem, Land oder Region) tätig sind. Weiterhin ist der Verschuldungsgrad zu beachten.

Infrastrukturunternehmen verfügen in der Regel über ein gesundes Cashflow-Profil, was ihnen einen gewissen Spielraum ermöglicht. Dennoch ist es wichtig, eine übermäßige Verschuldung zu vermeiden, da dies ein potenzielles Risiko darstellen kann, das bei Investitionsüberlegungen berücksichtigt werden sollte.

 

Gerade für Investoren mit mittlerem und kleinerem Anlagevolumen kann es sich lohnen, statt auf einzelne Unternehmen, auf einen oder zwei gelistete Investmentfonds zu setzen, die sich ausschließlich auf Kerninfrastrukturinvestitionen konzentrieren. Auf diese Weise kann man die Diversifikation erheblich verbessern und gleichzeitig von der Expertise des jeweiligen Asset-Managers profitieren. Dabei ist darauf zu achten, dass dieser über langjährige Erfahrungen, eine ausgeprägte Kompetenz und ein starkes Netzwerk im Bereich „Kerninfrastruktur“ verfügt.

 

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*) Prabal Sidana, Leiter Geschäftsbereich Liquid Private Markets und Portfoliomanager bei Partners Group, Baar, Zug, Schweiz