IPE D.A.CH: Was sind Evergreen-Fonds und welche Vorteile bieten diese im Vergleich zu den klassischen Closed-End-Strukturen?
Zosso: Evergreen-Fonds sind offene Private-Equity-Strukturen ohne feste Laufzeit, die Anlegern kontinuierliche Investitions- und flexible Ausstiegsmöglichkeiten bieten. Im Gegensatz zu klassischen Closed-End-Fonds bleibt das Kapital durch laufende Reinvestitionen dauerhaft investiert, wodurch eine effizientere Renditepartizipation erreicht wird.Ein weiterer Vorteil ist die höhere Liquidität und Flexibilität, was besonders für professionelle Investoren mit dynamischen Allokationsanforderungen relevant ist. Zudem entfällt die aufwendige Vintage-Selektion, da der Fonds laufend neue Opportunitäten nutzt und so ein diversifiziertes Portfolio aufrechterhält. Anders als bei klassischen Private-Equity-Fonds mit Blind-Pool-Risiko besteht bei Evergreen-Fonds von Beginn an ein klares Portfolio, sodass Investoren genau wissen, worin sie investieren. Dies erhöht die Transparenz und Planbarkeit erheblich.
IPE D.A.CH: Warum gewinnen Evergreen-Fonds auch unter institutionellen Investoren zunehmend an Bedeutung?
Zosso: Evergreen-Fonds gewinnen insbesondere bei institutionellen Investoren an Attraktivität, da sie einen effizienteren und planbareren Zugang zu Privatmarktanlagen bieten. Viele institutionelle Anleger müssen ihre Allokationen dynamisch steuern und gleichzeitig den operativen Aufwand sowie das Timing-Risiko klassischer Fondsstrukturen minimieren.
Die traditionellen Private Equity Vehikel sind im Wandel, und effizientere Strukturen wie Evergreen-Fonds werden immer gefragter. Im Vergleich zu klassischen Private-Markets-Produkten bieten sie entscheidende Vorteile wie Liquidität, Depotfähigkeit und administrative Vereinfachung – alles Punkte, die für professionelle Anleger von zentraler Bedeutung sind.
In unserem Fall sind Investoren ab dem ersten Tag vollständig in ein global breit diversifiziertes Private Equity-Portfolio investiert und bleiben dies auch bis zur individuellen Exit-Entscheidung. Das Erreichen und Halten eines solchen Investitionsniveaus ist bei traditionellen Closed-End-Strukturen mit hohem Ressourcenaufwand verbunden – eine Herausforderung, insbesondere für institutionelle Anleger mit klaren Allokationszielen.
IPE D.A.CH: Inwiefern ermöglichen Evergreen-Fonds eine flexiblere Portfolioallokation?
Zosso: Evergreen-Fonds bieten Investoren die Möglichkeit, ihr Private-Equity-Exposure viel flexibler zu steuern als bei klassischen, geschlossenen Fonds. Statt an starre Zeichnungsfenster und Laufzeiten gebunden zu sein, können Anleger bei einem Evergreen-Modell Kapital kontinuierlich aufstocken, Ausschüttungen flexibel entnehmen oder auch direkt wieder reinvestieren. Das eröffnet ganz neue Spielräume in der strategischen Allokation: Je nach Marktumfeld kann Kapital effizient umgeschichtet und gezielt in bestimmte Sektoren oder Regionen gelenkt werden. Damit lässt sich die PE-Quote im Gesamtportfolio aktiv steuern – und das auf eine Art, die besser mit den Bedürfnissen moderner, langfristig denkender Investoren harmoniert.
IPE D.A.CH: Welche Mechanismen sorgen in Evergreen-Strukturen für Liquidität für Investoren?
Zosso: Liquidität spielt im Privatmarkt eine zentrale Rolle – Evergreen-Fonds bieten hier klare Vorteile. In unserem Fall erfolgt die Liquiditätsbereitstellung nach einer initialen Lock-up Periode über quartalsweise Rücknahmefenster, bei denen Investoren ihre Anteile mit einer Frist von fünf Geschäftstagen zur Rückgabe anmelden können. Dabei gelten marktübliche Gating-Regelungen, die sicherstellen, dass Rücknahmen im Einklang mit der Liquidität der Fondsanlagen erfolgen. So wird vermieden, dass es zu einem „Fire-Sale“ der Assets kommt. Zudem sorgen regelmäßige Ausschüttungen aus Exits oder laufenden Erträgen für zusätzliche Cashflows, die entweder entnommen oder erneut investiert werden können. Eine kleinere Allokation des Portfolios ist zudem in Private Debt investiert – mit kurzen Laufzeiten und quartalsweisen Zinszahlungen. Das führt zu einer erhöhten Visibilität der Cashflows und verbessert das Liquiditätsprofil zusätzlich.
IPE D.A.CH: Gibt es Herausforderungen oder Risiken, die mit Evergreen-Fonds verbunden sind?
Zosso: Ja, auch Evergreen-Fonds bringen einige Herausforderungen mit sich, die jedoch durch gezielte Maßnahmen adressiert werden können. Ein zentrales Thema ist die Bewertungstransparenz: Da es keine festen Exits gibt, müssen regelmäßige Bewertungen durchgeführt werden. Diese Bewertungen müssen durch Drittparteien und Auditoren verifiziert werden, um sicherzustellen, dass die NAV-Basis korrekt und vertrauenswürdig ist. Das bietet den Investoren die notwendige Sicherheit, dass die Bewertungen unabhängig und fair sind. Ein weiterer kritischer Punkt ist das Liquiditätsmanagement. Um sicherzustellen, dass Rücknahmen ohne das Risiko eines „Fire-Sales“ erfolgen, muss ein stabiles Liquiditätsprofil gewährleistet sein. Hier kommen erfahrene Portfolio-Manager ins Spiel. Sie müssen die Liquidität kontinuierlich überwachen und sicherstellen, dass jederzeit ausreichend Mittel für Rücknahmen bereitstehen, ohne die langfristige Strategie des Fonds zu gefährden.
IPE D.A.CH: Last but not least, was ist die Geschichte hinter SWISE?
Zosso: SWISE wurde von ehemaligen Partners Group-Kollegen aus den Bereichen Investment- und Portfolio-Management sowie Private Wealth gegründet. Boris Cont und meine Wenigkeit haben in den vergangenen Jahren bei Partners Group und einem Zürcher Family Office zusammengearbeitet und dabei Herausforderungen wie veraltete, papierlastige Prozesse sowie die Komplexität traditioneller Anlagelösungen für institutionelle und Private Wealth-Kunden erlebt. Basierend auf diesen Erfahrungen und den Lösungen, die wir entwickelt haben, beschlossen wir, unseren eigenen Vermögensverwalter zu gründen, der eine einfache, zugängliche und vorteilhafte Investmentlösung bietet. Das Team besteht aktuell aus zehn Experten, vorwiegend mit Hintergründen in Private Equity & Hedge Funds.
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Fabrice Zosso leitete diverse Produktstrategien und Geschäftsentwicklungsinitiativen bei der Partners Group. Danach war er im Investment-Team von einem Family Office mit Schwerpunkt in Privatmärkten verantwortlich für den Aufbau von Beziehungen zu den führenden Managern, bevor er 2022 als CEO SWISE mitgegründet hat. Zosso besitzt einen Master in Banking und Finance der Universität Zürich und hat an der der HEC Paris einen Executive MBA-Abschluss.
Gemeinsam mit seinem Kollegen Karim Bensalem, Partner/Head of Client Relationships bei SWISE, wird Zosso im Rahmen eines Webinars am Dienstag den 13. Mai das Konzept von PE-Evergreen Fonds und den Ansatz von SWISE näher erläutern. Mehr Informationen dazu finden Sie über folgenden Link: BrightTALK Webinar Private Equity
„Die traditionellen Private Equity Vehikel sind im Wandel und effizientere Strukturen wie Evergreen-Fonds werden gefragter“

Fabrice Zosso