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Chancen der nachhaltigen Transformation des Infrastruktursektors

Die Verringerung der Treibhausgasemissionen und ein nachhaltiger Betrieb sind für Infrastrukturunternehmen besonders wichtig. Denn sie sind in der Regel über einen langen Zeitraum hinweg tätig und erbringen wichtige Dienstleistungen, die nicht unterbrochen werden dürfen. Die physischen Auswirkungen des Klimawandels und die Herausforderungen, die beim Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft auftreten, schaffen Risiken aber auch Chancen für diese Unternehmen und ihre Investoren an den privaten Märkten.

Sophie Durham

Obwohl die Infrastrukturbranche oft als schwer dekarbonisierbar angesehen wird, machen viele entsprechende Unternehmen bereits erhebliche Fortschritte. Sie setzen sich ehrgeizige Netto-Null-Ziele und nutzen innovatives Denken sowie Investitionen in Technologien, um diese zu erreichen.

Fernwärme ohne Kohle
Der Übergang zu sauberer Energie ist bereits in vollem Gange. Erneuerbare Energien wie Wind- und Solarenergie sowie Batteriespeicher profitieren von einer günstigen Regierungspolitik und technologischen Fortschritten. Aber auch traditionell kohlenstoffintensive Versorgungsunternehmen ergreifen bedeutende Schritte, um Netto-Null-Ziele festzulegen und diese zu erreichen.

Um dafür ein Beispiel zu nennen: Die MVV Energie AG ist ein regionales integriertes Versorgungsunternehmen in Deutschland und der drittgrößte Fernwärmeversorger des Landes. Als erstes deutsches Energieunternehmen hat MVV im Jahr 2021 seine Emissionsminderungsziele von der Initiative Science Based Targets auf der Grundlage eines 1,5-Grad-Pfades validieren lassen. Das Unternehmen will bis 2040 eine Netto-Null-Emission erreichen, indem es fossile Wärmeerzeugungskapazitäten durch grüne Quellen wie Biomasse, Flusswärmepumpen und Geothermie ersetzt und bis 2030 vollständig aus Kohle aussteigt. Bis Ende 2021 hat die MVV ihre Emissionen nach Scope 1, 2 und 3 bereits um 20% reduziert.

Energiegewinnung aus Abfällen
Die Abfallproduktion verursacht Umweltprobleme, die durch nachhaltigere Lösungen gemildert werden können. In Europa ist die Deponierung von Abfällen, die nicht reduziert, wiederverwendet oder recycelt werden, seit jeher die wichtigste Entsorgungsform. Viele Regierungen in den OECD-Ländern haben jedoch Maßnahmen ergriffen, um die Deponierung von Abfällen aufgrund der damit verbundenen hohen Treibhausgasemissionen zu verhindern. Lösungen zur Energiegewinnung aus Abfällen stellen den kohlenstoffärmsten und nachhaltigsten Weg zur Bewirtschaftung und Verwertung von Restabfällen dar. Und sie sind die einzige bewährte Alternative zur Deponierung in großem Maßstab.

Anlagen zur Energiegewinnung aus Abfällen bieten mehrere langfristige Umweltvorteile. Neben der Vermeidung von Abfalldeponien und der Verringerung der Treibhausgasemissionen ist etwa die Hälfte des verarbeiteten Abfalls organisch und gilt daher als erneuerbar. Zudem sind entsprechende Anlagen Teil der Kreislaufwirtschaft, da die Nebenprodukte des Prozesses in der Regel in anderen Sektoren wiederverwendet werden, zum Beispiel als Baumaterialien. In Großbritannien verfügt enfinium, eines der größten britischen Abfallverwertungsunternehmen, über eine Gesamtkapazität von 2,3 Millionen Tonnen Abfall pro Jahr. Insgesamt spart der Betrieb von enfinium im Vergleich zur Abfalldeponierung landesweit über 570.000 Tonnen Treibhausgasemissionen pro Jahr.

Fährschiffe mit Hybridantrieb
Die Schifffahrt gilt in der Regel als Sektor, in dem sich Kohlenstoffemissionen nur schwer einsparen lassen. Aber es gibt vielversprechende Anzeichen dafür, dass sich mit innovativen Technologien bedeutende Emissionssenkungen erreichen lassen.

Ein Beispiel dafür ist das Unternehmen Scandlines, das Fähren mit Hybridantrieb auf zwei Routen zwischen Dänemark und Deutschland betreibt. Seit 2011 ist die Vision eines emissionsfreien Fährbetriebs ein wesentlicher Bestandteil der Strategie von Scandlines. Bis heute hat das Unternehmen mehr als 300 Mio. Euro in grüne und technologische Fortschritte investiert. Bis Ende 2021 hat Scandlines seine direkten Emissionen im Vergleich zu 2018 um fast 25% gesenkt. Das Unternehmen führte bahnbrechende Hybridmotorensysteme ein, welche die Emissionen der Fähren um bis zu 15% senken, und installierte weitere Technologien zur Steigerung der Energieeffizienz. Für seine kürzere Route hat Scandlines bereits ein erstes vollständig batteriebetriebenes Schiff in Auftrag gegeben. Auch wenn es noch nicht möglich ist, längere Strecken vollständig mit Batteriebetrieb zu fahren, prüft das Unternehmen alternative Kraftstoffe und andere Lösungen, um bis 2040 eine Netto-Null-Emission zu erreichen.

Diese Beispiele zeigen: Auch in Bereichen des Infrastruktursektors, die traditionell nicht unbedingt als grün gelten, ist es möglich, ehrgeizige Ziele für die Emissionsreduzierung festzulegen und Maßnahmen einzuführen, um Netto-Null-Ziele zu erreichen. Wir rechnen mit weiteren und schnelleren Fortschritten, da immer mehr Infrastrukturunternehmen Strategien zur Eindämmung des Klimawandels beziehungsweise zur Anpassung an den Klimawandel einführen. Das bietet Investoren bedeutende Chancen.

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*) Sophie Durham, Leiterin ESG in Europa bei Igneo Infrastructure Partners, Teil der First Sentier Investors Gruppe