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Invesco-Studie: Faktorbasierte Anlageansätze haben sich etabliert und sind auch bei Anleihen- und ESG-Anlagen zunehmend gefragt

Wie die fünfte Invesco Global Factor Investing Studie zeigt, wollen 97% der Faktoranleger ihre Faktorallokationen in den nächsten zwölf Monaten stabil halten oder ausbauen. Der Anteil der Investoren, die höhere Allokationen in Faktorstrategien erwägen, ist in der Region EMEA größer (47%) als in Nordamerika (31%) oder Asien-Pazifik (44%).

Georg Elsässer

Für die Studie wurden Interviews mit 138 institutionellen und 100 Wholesale-Investoren geführt, die bereits in Faktorstrategien investieren und zusammen ein Anlagevermögen von mehr als 25 Billionen US-Dollar betreuen. Die Interviews wurden im April und Mai 2020 vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie und der dadurch bedingten extremen Marktturbulenzen per Video und Telefon durchgeführt.

Ein Grund für die höheren Faktorallokationen im Vergleich zum Vorjahr sind demnach die zunehmend breiten Anwendungsbereiche für Faktoransätze, zum Beispiel in zusätzlichen Anlageklassen wie Anleihen. Außerdem wird das Faktorengagement schrittweise ausgebaut. So nutzen in diesem Jahr so viele institutionelle und Wholesale-Investoren wie noch nie Faktorstrategien in ihrer Anleihenallokation.

An den globalen Aktienmärkten konnten mit Momentum-, Quality- und Low-Volatility-Faktoren im Betrachtungszeitraum generell Mehrerträge erzielt werden. Dagegen entwickelten sich der Value- und der Small-Size-Faktor schlechter als der Markt. Beide wurden durch die hohe Verschuldung und die Liquiditätssorgen besonders belastet, vor allem zu Beginn des Befragungszeitraums, als viele Unternehmen versuchten, sich zusätzliches Kapital zu beschaffen, um Covid-19 zu überstehen.

In diesem Jahr berichten 65% der institutionellen Investoren und 67% der Wholesale-Investoren, dass ihre Faktorallokationen ihre Performanceerwartungen in den zwölf Monaten vor der Befragung erfüllt oder übertroffen haben.

„Trotz des außergewöhnlichen Umfelds und der niedrigeren Renditen einiger Faktoren in den letzten beiden Jahren haben sich Faktorstrategien wie erwartet entwickelt und die Einstellungen gegenüber dem Factor Investing sind weiterhin sehr positiv“, so Georg Elsässer, Senior Portfolio Manager, Quantitative Strategies bei Invesco. „Faktorbasiertes Anlegen hat sich ganz klar etabliert und wird von immer mehr Investoren aller Größenordnungen genutzt. Dabei sollte betont werden, dass Faktoranleger langfristig anlegen. Sie gehen pragmatisch mit kurzfristiger Volatilität um, weil sie überzeugt sind, dass Faktorprämien langfristig überdurchschnittliche Renditen liefern. So stellt diese Ausgabe unserer Studie fest, dass die meisten Investoren auch nach zehn schwierigen Jahren für Value-Investoren an den Value-Faktor glauben und sein unterdurchschnittliches Abschneiden als temporäres Phänomen betrachten.“

Faktoransätze im Anleihenbereich zunehmend gefragt
Wie die fünfte Global Factor Investing Studie von Invesco feststellt, ist der Anteil der institutionellen und Wholesale-Investoren, die Faktorstrategien für ihre Anleihenallokation nutzen, so hoch wie nie zuvor. Zwei Fünftel (40%) geben an, Faktoransätze für Zinsanlagen zu nutzen; mehr als ein Drittel zieht dies aktiv in Betracht. Nur 17% der institutionellen Investoren sagen, dass dies für sie aktuell kein Thema ist.

Im Vergleich zu 2018 ist der Anteil der Befragten, die der Ansicht sind, dass sich Factor Investing auch für Zinsanlagen eignet, von 59% auf 95% gestiegen. Damit hat sich diese Überzeugung fast komplett durchgesetzt. Die befragten Investoren halten Anleihenanlagen für gut geeignet für faktorbasierte Ansätze – 63% sind demnach der Ansicht, dass Faktoren hier genauso bedeutend sind wie im Aktienbereich.

„Die Investoren sehen eindeutige Chancen aufgrund der Marktregeln oder -beschränkungen im Anleihenbereich“, erklärt Elsässer. „Bestimmte Anlegertypen haben zu einigen Marktbereichen wie Hochzinsanleihen keinen Zugang. Das führt zu einer Segmentierung des Marktes und eröffnet interessante Anlagemöglichkeiten. Der relativ hohe Anteil der Befragten, die entweder bereits faktorbasierte Ansätze im Anleihenbereich verfolgen oder dies erwägen, verdeutlicht das Interesse an systematischeren Investmentansätzen für diese Anlageklasse. Nach Ansicht der Investoren kann ein Faktoransatz auch deutlicher machen, inwieweit aktive Anleihenmanager in der Lage sind, Mehrerträge zu generieren, und für insgesamt mehr Transparenz am Markt sorgen – so, wie wir es im Aktienbereich bereits gesehen haben.“

Investoren setzen vermehrt auf Faktor-ETFs
Die Nutzung von Faktor-ETFs hat in den vergangenen zwölf Monaten weiter zugenommen: Die meisten institutionellen Investoren nutzen inzwischen ETFs, die im Schnitt 14% ihrer Faktorportfolios ausmachen. Im Wholesale-Segment werden ETFs von mehr als zwei Dritteln der Investoren genutzt und machen rund die Hälfte der Faktorportfolios aus. Für Wealth Manager sind ETFs gewöhnlich das Instrument der Wahl, um Faktorengagements umzusetzen: Der durchschnittliche Anteil dieser Produkte an den Faktorallokationen liegt hier bei rund drei Viertel.

Die Befragten, die in faktorbasierte passive Indexstrategien investieren, schätzen dabei ETFs insbesondere für ihre einfache Anwendung und günstigen Kosten. Bei derartigen ‚Enhanced‘- oder ‚Smart Beta‘-Strategien bevorzugen die Investoren transparente, regelbasierte Produkte, mit denen sie ihre Risiko-Ertrags-Ziele besser erreichen können als durch marktgewichtete Allokationen.

Zudem stellt die Invesco-Studie auch fest, dass ETFs zunehmend dazu verwendet werden, aktive Faktorstrategien umzusetzen. Einige Investoren geben an, auf ETFs umgestiegen zu sein, nachdem sie faktorbasierte Ansätze zuvor über Swaps oder andere über eine Investmentbank gehandelte Derivate umgesetzt hatten. Im Vergleich zu diesen Vehikeln überzeugen ETFs mit ihrer höheren Transparenz. Bei einigen Investoren ist die Umstellung auf ETFs zudem durch zusätzliche Transparenzanforderungen aufgrund neuer oder strengerer ESG-Vorgaben bedingt.

Factor Investing und ESG
Für institutionelle wie auch Wholesale-Investoren ist ESG bereits seit längerem ein zunehmend wichtiges Thema, das sich, wie die letztjährige Invesco-Studie gezeigt hat, häufig parallel zu Faktoransätzen vermehrt durchgesetzt hat. In diesem Jahr erklären 84% bzw. 71% der befragten institutionellen und Wholesale-Investoren (die allesamt bereits faktorbasierte Ansätze verfolgen), ESG-Richtlinien zu haben; mehr als die Hälfte berücksichtigt bereits ESG-Kriterien in ihrem Faktorportfolio oder erwägt dies zumindest.

Die meisten Investoren zeigen sich zudem überzeugt, dass die ESG-Integration eine positive Wirkung auf Faktorstrategien hat. Rund 64% der institutionellen Investoren und 47% der Wholesale-Investoren meinen, dass sich beide Ansätze wechselseitig begünstigen und dass die Berücksichtigung von ESG-Kriterien in Faktormodellen eine Steuerung kurzfristiger Verlustrisiken ermöglicht und zugleich Potenzial für langfristig höhere Erträge bietet.

Die institutionellen Investoren erhoffen sich durch eine Kombination beider Ansätze insbesondere ein besseres Risikomanagement (90%) sowie potenzielle ESG-bezogene Mehrerträge. Die Wholesale-Investoren legen den Fokus zwar ebenfalls auf die Rendite und das Risikomanagement, verweisen aber eher auf spezifischere Vorteile aus der Berücksichtigung von ESG wie die Fähigkeit, faktorspezifische Risiken wie das Risiko von „Value Traps“ besser zu steuern.

„ESG- und Faktoransätze werden zunehmend miteinander verknüpft, was einige Investoren, die diese zuvor unabhängig voneinander umgesetzt haben, jedoch vor Herausforderungen zu stellen scheint“, so Elsässer abschließend. „Das gilt umso mehr, da viele Faktorprodukte keine ESG-Kriterien berücksichtigen und die meisten ESG-Produkte keine Faktorstrategien sind. Daher brauchen wir einen besseren Wissenstransfer zur optimalen Eignung von Faktorstrategien für die ESG-Integration. Faktorstrategien können bei der reibungslosen Umsetzung von ESG-Konzepten helfen und dadurch sogar das Risiko-Ertrags-Profil eines Portfolios verbessern.“