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„ESG ist mittlerweile Teil jeder Ausschreibung und Teil des Dialogs mit unseren bestehenden Kunden“

IPE D.A.CH-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Wolfgang Sussbauer, Head of Germany & Austria bei PGIM Fixed Income, über die aktuelle Aufstellung des Fixed Income Managers in der D.A.CH-Region und die Aussichten für Fixed Income-Investments im aktuellen Umfeld.

Wolfgang Sussbauer

IPE D.A.CH: Herr Sussbauer, wie würden Sie PGIM Fixed Income in kurzen Sätzen umschreiben?
Sussbauer: PGIM Fixed Income stellt innerhalb von PGIM mit aktuell 868 Mrd. US-Dollar die größte Einheit dar. Wir verwalten Kundengelder über das gesamte Spektrum von Public Fixed Income – von Long-only Investment Grade bis zu marktneutralen Fixed Income Hedgefonds. Unsere Zentrale befindet sich in Newark, weitere Investmentzentren sind London, Singapur und Tokyo. Wichtig ist dabei, dass alle Strategien aktiv gemangt werden, mit dem Ziel über einen Zyklus ein signifikantes Alpha gegenüber der Benchmark zu erzielen, vor allen Dingen durch die Bottom-up-Kreditselektion. Wir sind stolz darauf, dass sämtliche Composites in einer zehnjährigen Betrachtung über der Benchmark liegen.
 

IPE D.A.CH: Wo sehen Sie die Gründe für die Outperformance, ist es in erster Linie der Investmentprozess?

Sussbauer: Ich denke, die Konsistenz in der Outperformance lässt sich in erster Linie durch die Firmenkultur, die Beständigkeit und Prozessorientierung erklären. Die Prozesse sind repetierbar und Entscheidungen werden durch Investmentteams getroffen und getragen. Wichtig dabei ist, dass wir keine starken binären Wetten wie z.B. beim Thema Duration fahren.
 

IPE D.A.CH: Wie sind Sie bislang durch die Corona-Krise gekommen?

Sussbauer: Wir hatten noch zu Anfang des Jahres ein recht optimistisches Bild von den Märkten. Entsprechend haben wir im März zunächst etwas underperformt. Gelohnt hat sich allerdings, bei unseren etablierten Prozessen nichts zu verändern. So konnten wir bereits im April und Mai wieder Alpha generieren.
 

IPE D.A.CH: Wie sieht Ihr aktuelles Set-up in der D.A.CH-Region aus?

Sussbauer: Wir betreuen aktuell rund 10 Mrd. Euro Fixed Income Assets für vorwiegend deutsche und Schweizer Institutionelle. Eine immer stärkere Rolle spielen dabei auch unsere Publikumsfonds. Auf Basis des starken Wachstums in den vergangenen Jahren ist auch unser Set-up gewachsen, zuletzt um ein eigenes Büro in Zürich für den Schweizer Markt. Insgesamt besteht das Team für die D.A.CH-Region aus drei Sales-Verantwortlichen sowie drei Client Relationship Managern.

 

IPE D.A.CH: Was spricht im aktuellen Umfeld für Fixed Income als Assetklasse?

Sussbauer: In einem Umfeld geringen BIP-Wachstums, geringer Inflation und aus unserer Sicht dauerhaft niedriger Zinsen in den Developed Markets hat die Assetklasse in den vergangenen Jahren besser performt als von vielen Marktteilnehmern prognostiziert. Die aktuelle Corona-Krise stimmt uns langfristig sogar noch positiver hinsichtlich des Renditepotenzials. Die Unternehmenspolitik wird zukünftig noch stärker auf die Erhaltung des Ratings und der Kräftigung der Bilanz ausgerichtet sein. Auch hat sich das Risiko durch Merger & Acquisitions reduziert. Wir empfinden das in Kombination mit den gestiegenen Spreads und dem Verhalten der Notenbanken als nahezu ideales Umfeld für Investoren.
 

IPE D.A.CH: Wo sehen Sie aktuell das größte Interesse von institutionellen Anlegern?

Sussbauer: Wir sehen seit einigen Jahren eine starke Nachfrage nach Emerging Market Debt, dies über alle Facetten wie Hard Currency, Local Currency, Blend und Total Return. Dazu haben wir viel Interesse im Bereich Leveraged Finance, also High Yield und Loans gesehen. Über die letzten 12 Monate sehen wir auch eine verstärkte Nachfrage nach Investment Grade Credit.
 

IPE D.A.CH: Deckt sich diese Nachfrage auch mit den Einschätzungen von PGIM Fixed Income zur Attraktivität einzelner Märkte?

Sussbauer: Ganz klar ja! Bei Investment Grade Unternehmensanleihen schätzen wir das aktuelle Spreadniveau als attraktiv ein. Insbesondere im Crossover-Segment bieten sich aus unserer Sicht derzeit Chancen. Was auf Investorenseite meines Erachtens noch stärker in den Blick rücken sollte, ist der Total Return statt der laufenden Verzinsung. Hier werden oft noch wichtige Renditebausteine liegen gelassen.
 

IPE D.A.CH: Bekommen Sie als Manager ausreichend Freiheitsgrade, diese zu nutzen, also abseits des Index bzw. der Benchmark zu investieren?

Sussbauer: Es hat definitiv zugenommen. Oftmals wird aber noch immer jede Abweichung von der Benchmark als zusätzliches Risiko wahrgenommen. Wenn Sie zum Beispiel die Möglichkeit haben, bei einem Euro-Mandat auch Emittenten aus den USA die in Euro emittieren mit aufzunehmen, dann lassen sich bei gleichem Risiko einige Basispunkte mehr erzielen. Hier müssen wir noch mehr Aufklärung leisten.
 

IPE D.A.CH: Werden grundsätzlich durch einen starken Fokus auf den Euro-Raum Renditemöglichkeiten nicht genutzt?

Sussbauer: Grundsätzlich sehe ich die institutionellen Anleger bereits seit Jahren sehr global aufgestellt, sowohl bei den Core- als auch bei den Satelliten-Investments. Was wir aber auf der Ausschreibungsseite durchaus sehen, ist die Zunahme von globalen Mandaten gegenüber der Einzelselektion von Managern für einzelne Regionen. Sprich, früher war ein Manager für Euro High Yield und ein anderer für US High Yield zuständig. Heute werden zwei Manager für Global High Yield gegeneinander aufgestellt und verglichen. Wir sehen dies sehr positiv, da das globale Coverage aus einer Hand die Hebung von Marktineffizienzen deutlich vereinfacht.
 

IPE D.A.CH: Was waren die stärksten Verschiebungen bei inst. Anlegern innerhalb der FI-Investments in den letzten Jahren?

Sussbauer: Es kommt hier sehr stark auf den einzelnen Investor an. Die grundsätzlichen Trends zu EMD und Leveraged Finance hatte ich bereits angesprochen. Dazu kommt zunehmend auch der Trend Illiquiditätsprämien zu vereinnahmen, sprich Private Debt.
 

IPE D.A.CH: Welche Rolle spielt mittlerweile das Thema ESG im FI-Bereich?

Sussbauer: ESG ist mittlerweile Teil jeder Ausschreibung und Teil des Dialogs mit unseren bestehenden Kunden. Die Herausforderungen für Manager wie uns ist, dass jeder Kunde seine eigenen Vorstellungen bei maßgeblichen ESG-Kriterien und deren Gewichtung mitbringt. Wir als Haus haben bereits 2015 die UN PRI unterzeichnet und in unsere Investmentprozesse bzw. das Research integriert. Wichtig für die Branche wird, dass sich gewisse Standards herauskristallisieren.

IPE D.A.CH: Was bleibt – abschließend gefragt – als Ausblick für Fixed Income Investoren?

Sussbauer: Ich denke dass jeder langfristig denkende Investor hier aktuell ein sehr interessantes Umfeld für ein Engagement vorfindet, so dass sich die üblicherweise bei Fixed Income Investoren vorherrschenden moderaten Renditeerwartungen durch aktives Management erfüllen lassen!

IPE D.A.CH: Vielen Dank für diese Einblicke.