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„Private Debt bietet das erforderliche Mehr an Rendite – ohne Ausweitung des Risikos“

Über 1.000 Mrd. US-Dollar beträgt das weltweit verwaltete Vermögen in Private Debt. Doch mit steigenden Volumina und einem größer werdenden Angebot ist auch der Selektionsprozess für Investoren aufwändiger geworden. Tobias Bittrich*, Mitglied der Erweiterten Geschäftsführung von Berenberg, schilderte anlässlich des 196. Hedgeworks, wie es Berenberg mit seinen Kreditfonds gelingt, durch Geschwindigkeit und der Abbildung von Komplexität zusätzliche Rendite zu generieren, ohne das Risikoprofil zu beeinflussen.

Tobias Bittrich

Hedgework: Herr Bittrich, können Sie uns sagen, wo das immense Interesse von Investoren an Private Debt herrührt?
Bittrich: Das Interesse speist sich aus dem Wunsch nach angemessenen Renditen, die die inflationsbedingten Wertverluste überkompensieren und zudem unkorreliert zu den klassischen Anlageklassen anfallen. So konnten beispielsweise die Renditeanforderungen von Versicherungen mit einem festen Verbindlichkeitsprofil bis zum Jahr 2022 mit traditionellen Anlageinstrumenten nicht mehr erreicht werden. Überdies kann Private Debt – sofern es richtig angestellt wird – das erforderliche Mehr an Rendite ohne eine Ausweitung des Risikos generieren.

Hedgework: Wie das?
Bittrich: Beispielsweise durch die Abbildung von Komplexität und die Vereinnahmung vom Illiquiditätsprämien. Wir machen dies etwa im Bereich der Akquisitionsfinanzierung beim Kauf von Unternehmen. Daneben können wir mittels Private Debt einen Zugang zu Finanzierungssegmenten schaffen, den Investoren ohne den Aufbau eigener Ressourcen nicht abbilden können.

Hedgework: Können Sie ein Beispiel geben?
Bittrich: Ja, gern, etwa Shipping. Wir haben als Bank über 400 maritime Kunden, was uns hilft, gute Finanzierungen für unsere Kreditfonds zu originieren. Und beim Investor entstehen dadurch Diversifikationseffekte. Zu guter Letzt wären als Pluspunkte noch die Bewertungskontinuität durch fortgeführte Anschaffungskosten zu nennen sowie die über die Laufzeit gut prognostizierbaren Erträge, was beispielsweise für Stiftungen sehr wichtig ist.

Hedgework: Wie groß ist das Marktsegment aktuell und welche Entwicklung hat es genommen?
Bittrich: Weltweit liegt das per Private Debt verwaltete Vermögen Marktanalysen zufolge bei geschätzt über 1.000 Mrd. US-Dollar, bei weiter starkem Wachstum. Doch gerade das steigende Volumen und das größer werdende Angebot macht den Selektionsprozess für Investoren aufwändiger – schließlich steht am Ende immer das Ziel, den Kreditfonds zu finden, der ein optimales Risiko-Rendite-Profil mit schnellen Kapitalabrufen und einer professionellen Investorenbetreuung verbindet. Wir erwarten weiterhin starkes Wachstum im Private-Debt-Segment, da auch großvolumige Transaktionen, die in der Vergangenheit regelmäßig über den Kapitalmarkt finanziert wurden, aufgrund der herrschenden Unsicherheiten am Kapitalmarkt vermehrt über Private Debt finanziert werden.

Hedgework: Welche Facetten weist der Markt auf und worauf konzentriert sich Ihr Haus?
Bittrich: Die Facetten reichen sehr weit. Der Markt ist generell von hoher Komplexität und Professionalität geprägt, mit der man als Asset Manager umgehen können muss. Transaktionen sind oft sehr zeitkritisch. In diesem Umfeld fühlen wir uns sehr wohl. Wir haben in den vergangenen Jahren erfolgreich eine besondere Expertise in Kreditfondslösungen für institutionelle Kunden aufgebaut und konzentrieren uns dabei auf Segmente und Strukturen, in denen sich Finanzierungsnischen bieten und aufgrund unserer Alleinstellungsmerkmale Überrenditen erwirtschaften lassen. Das betrifft die Segmente Transaktionsfinanzierungen für Unternehmen, Schiffshypothekenfinanzierungen, Finanzierungen für Erneuerbare Energien und Real Estate Debt.

Hedgework: Wenn Sie von Finanzierungsnischen reden – welchen Ansatz verfolgen Sie dabei?
Bittrich: Unter anderem die Akquisitionsfinanzierung. Im vergangenen Jahr wurden in unseren europäischen Kernmärkten ca. 70% der Private-Equity-Investitionen über Kreditfonds finanziert. Wir suchen uns mit unseren eigenen Kreditfonds gezielt die Nischen aus, die sehr komplex sind und in denen wir dadurch eine gute Marge erzielen können. Unsere Kreditfonds vergeben beispielsweise mit sogenannten Unitranche- oder Whole-Loan-Funds gemeinsam Finanzierungen. Wir übernehmen aber nur den risikoarmen und am besten besicherten Teil. Rendite über Risiko zu generieren liegt uns nicht. Die Herausforderung besteht darin, Finanzierungsnischen zu identifizieren, die zum einen risikoadjustierte Überrenditen ermöglichen, zum anderen aber auch groß genug sind, die Strategien zu skalieren und das zugesagte Kapital der Investoren schnell abrufen zu können. Auch hierzu ein Beispiel: wir begleiten Entwickler im Bereich der Erneuerbaren Energien teilweise über Jahre und über deren komplette Projektpipeline hinweg. Dadurch kommt ein signifikantes Volumen mit bewährten Partnern zustande.

Hedgework: Mit welchen Fonds sind Sie zurzeit am Markt?
Bittrich: Mit 20 verschiedenen Kreditfonds, die fünf Assetklassen mit unterschiedlichen Strategien abdecken. Das Spektrum der finanzierten Vorhaben reicht im Infrastrukturbereich von Erneuerbare-Energien-Anlagen bis hin zu Glasfasernetzen. Darüber hinaus werden mittelständische Unternehmen im Kontext von Transaktionsfinanzierungen begleitet sowie unterschiedliche Schiffstypen mittels erstrangig besicherter Schiffshypotheken finanziert. Real Estate Debt startet gerade und wird sehr beachtenswert in den nächsten Jahren sein.

Hedgework: Welches Renditepotenzial messen Sie Ihren Kreditfonds bei?
Bittrich: Wir haben uns für eine konservative Strategie entschieden. Unser Ziel ist es, für unsere Anleger eine Marge nach Kosten im mittleren einstelligen Prozentbereich zu erzielen. Unsere Kreditfonds finanzieren in der Regel über einen floatenden Kupon, das heißt, Investoren profitieren von steigenden Zinsen, sind aber durch einen Floor vor negativen Referenzzinssätzen geschützt. Dazu kommen die Kreditmarge und ein großer Anteil der Provisionen.

Hedgework: Stichwort Anlagerisiko – wie lässt sich das eindämmen?
Bittrich: Private Debt unterliegt wie alle Finanzanlagen einem Ausfall- und Verlustrisiko. Unser Ziel ist es, unseren bisherigen Track Record – alle Strategien ohne Kreditausfälle – in die Zukunft fortzuschreiben. Gleichwohl klären wir unsere Investoren vor einer Zeichnung sehr detailliert über die Risiken auf. In diesem Zusammenhang hören wir immer wieder, dass Dachfonds als Ansatz zur Risikominimierung gesehen werden. Allerdings ist das nicht unser Ansatz, weil Dachfonds häufig größere Risiken eingehen, da sie mehr für die Struktur bezahlen müssen. Wir verfolgen hingegen eher schlanke Strukturen – wir sind dicht an der Transaktion und damit unsere Investoren auch – wenn sie es wollen. Das bedeutet auch, dass wir gute Assets finanzieren und durch saubere Strukturierung der Finanzierungen ein resilientes Portfolio schaffen müssen. Letztlich ist es unser Ziel, auch in einem Umfeld von Inflation, globalen Lieferkettenstörungen und einem Krieg in Europa, mit unseren Engagements ruhig schlafen zu können. Konjunkturschwankungen sollen idealer Weise sehr wenig Wirkung entfalten.

Hedgework: Wie wirkt sich das aktuelle Zinsumfeld aus?
Bittrich: Die generellen Vorteile von Private Debt haben sich im aktuellen Zinsumfeld nicht geändert. Wir nehmen aber natürlich wahr, dass die Prüfungsprozesse von Investoren länger dauern und mehr Vergleiche zu liquiden Produkten durchgespielt werden. Die relative Stärke von Private Debt zu anderen Anlagen verändert sich damit aber nicht. Uns hilft es in den Gesprächen mit Investoren sehr, dass unsere Finanzierungen konservativ strukturiert sind und in der Regel zinsvariabel bzw. mit einer kurzen Duration ausgestattet sind.

Hedgework: Welche Exit-Möglichkeiten gibt es gegebenenfalls?
Bittrich: Da es sich bei Kreditfonds um eine illiquide Anlage handelt, sollte der Investor willens und in der Lage sein, über die Laufzeit des Fonds, die in der Regel 10 Jahre beträgt, nicht über das investierte Kapital verfügen zu müssen. Aus dieser Illiquidität speist sich auch ein Teil der Rendite. In Notfällen besteht in der Praxis aber durchaus die Möglichkeit, Anteile an andere Investoren umzuplatzieren. Das bedeutet aber in der Regel Einschränkungen bezüglich der Rendite, aber vor allem dürfen sich Anleger darauf nicht verlassen!

Hedgework: Wie ist ihr mittel- bis längerfristiger Ausblick für Private Debt?
Bittrich: Wir sehen weiterhin ein starkes Wachstum in diesem Segment und gehen davon aus, unsere Assets under Management in den nächsten Jahren gemeinsam mit unseren Investoren verdoppeln zu können. Nachdem sich der Markt in den letzten Jahren beispielsweise bei der Leverage-Buy-Out-Akquisionsfinanzierung komplett weg von den Banken und hin zu den Fonds bewegt hat, steht uns eine solche Veränderung bei Real Estate Debt wahrscheinlich noch bevor. Wir erwarten aber auch dort ein starkes Wachstum für Kreditfonds.

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*) Tobias Bittrich leitet seit 2008 das Corporate Banking bei Berenberg. Hierzu gehören die Bereiche Structured Finance, Schifffahrt, Real Estate sowie das Firmenkundengeschäft, Infrastructure & Energy und die Immobilienfinanzierungen. Zudem hat er den Bereich zum Asset Manager für illiquide Assets (Private Debt) ausgebaut. Er hat mehr als 20 Jahre Branchenerfahrung. Bevor er 2007 als Structured Finance Spezialist zu Berenberg kam, war er bei der Commerzbank in verschiedenen Positionen in Hamburg und Frankfurt tätig. Nach seinem Studium der Volkswirtschaft startete er als Anlage- und Derivatespezialist im Firmenkundengeschäft. Berenberg wurde 1590 gegründet und ist heute mit den Geschäftsbereichen Wealth and Asset Management, Investment Banking und Corporate Banking eine der führenden Privatbanken in Europa. Das Hamburger Bankhaus wird von persönlich haftenden Gesellschaftern geführt und verfügt neben der Zentrale in Hamburg über eine starke Präsenz an den Finanzplätzen Frankfurt, London und New York.