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LGIM: Angst vor politischem Risiko treibt Emerging Market Spreads

Im Gespräch mit IPE D.A.CH erläutert Uday Patnaik, Head of Emerging Markets Debt bei Legal & General Investment Management, den Wachstumsmarkt Schwellenländeranleihen.

Uday Patnaik

Über die vergangenen 15 Jahre sind viele von sogenannten „Emerging Markets“ begebenen Anleihen in den Investment-Grade-Bereich gerückt. „Auch die Ausfallsraten von Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Status sind oft ähnlich, wie im Westen“, bestätigt Patnaik.

Der CDS-Spread liegt im Verhältnis jedoch meist noch deutlich höher und biete somit Chancen für Anleger. „Der Grund dafür ist, dass viele noch Angst vor dem politischen Risiko in Schwellenländern haben – aber auch in Europa haben wir politische Risiken,“ gibt Patnaik zu bedenken.

„In den Köpfen der Anleger sind Schwellenländeranleihen noch immer vor allem im Sub-Investment-Grade zu finden“n so Patnaik. Mittlerweile gebe es jedoch ein „sehr breites Spektrum“ in dieser Anlageklasse, das auch Emerging Market Corporates oder Sub-Sovereigns umfasse. Dieses größere Universum erlaube es Investoren auch, gezielter in bestimmte Gruppen und Regionen zu investieren.

Und das investierbare Universum sei noch lange nicht „ausgewachsen“. Immer wieder kommen neue Länder dazu, die erstmals Staatsanleihen begeben. Sobald sich diese etabliert haben, werden oft Sub-Sovereigns gezeichnet und bald folgen große Unternehmen – so beschreibt Patnaik den üblichen „Werdegang“ eines Schwellenlandes auf dem Bond-Markt.

Der Markt für Schwellenländeranleihen ist von knapp unter 700 Mrd. US-Dollar im Jahr 2000 auf beinahe 26 Bio. US-Dollar angestiegen.

ESG als Vorsichtsmaßnahme
Natürlich gebe es auch Negativbeispiele, wo Länder zurück in den Sub-Investment-Grade-Bereich gerutscht sind – etwa Venezuela. Hier sei genaues Hinsehen gefragt und somit seien ESG-Ansätze „immer schon Teil des Investmentprozesses gewesen“, erläutert Patnaik. „Denn wir wollten jene Anleihen herausfiltern, die ausfallen könnten.“ So habe man schon immer auf Anzeichen von Betrug oder Korruption geachtet.

Bei der Betrachtung von Entwicklungen von „Emerging Market Debt“ gibt Patnaik zu bedenken, dass China eine große Gewichtung in diesen Statistiken hat. So schätzt er die Ausfallsrate in der Assetklasse im nächsten Jahr auf 4,2% und ex-China auf rund 3,3 Prozent. Das laufende und nächste Jahr müssten vor dem Hintergrund der Immobilienkrise in China gesehen werden, die zu vielen Ausfällen geführt habe.

Zum Vergleich: Moody’s schätzte die Basisausfallsrate für europäische Hochzinsanleihen im August diesen Jahres über einen 12-Monats-Zeitraum auf 3,8% gegenüber 5,6% in den USA.

Laut Patnaik bevorzugen deutsche institutionelle Investoren, insbesondere Versicherungen, Schwellenländeranleihen in „Hard Currency“. Er selbst schaue ebenfalls „mehr auf die Einschätzung des US-Dollars“ und deshalb könnte es sein, dass nächstes Jahr Lokalwährungsanleihen interessanter als Beimischung werden, wenn eine US-Dollarabschwächung erwartet wird. Aber die Volatilität von Anleihen in Lokalwährung sei deutlich höher, gibt Patnaik abschließend zu bedenken.