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Kommentar: Volatilität mit Wandelanleihen begegnen

Die Volatilität kehrte vergangenes Jahr mit voller Wucht an die Aktienmärkte zurück – und damit auch eine gewisse Nervosität bei den Anlegern. Auch für 2019 sollten Investoren mit der Fortsetzung volatiler Märkte rechnen. Dennoch bleiben Aktien langfristig interessant und Wandelanleihen ermöglichen einen defensiven Einstieg. Anleger können der Volatilität mit Wandlern sinnvoll begegnen sowie Sicherheit und Aktienmarkt-Chancen kombinieren.

Stephanie Zwick

Wandelanleihen sollen Aktienmarktchancen nutzen, Rückschläge abfedern und eine höhere Stabilität gewährleisten. Das ist ihr Asset im Anlageuniversum und institutionelle Investoren wissen darum. Entsprechend wichtig ist es, dass die Theorie auch den Praxistest besteht. Analysieren wir dazu die jüngsten Aktienmarktverwerfungen, beide aus dem vergangenen Jahr. Als im Januar und Februar die Aktienmärkte zwischen 8,3 und 9,2% verloren, beschränkten sich die Einbußen im globalen Wandelanleihenmarkt auf 3,2 bis 4,4%. Und als im Oktober die Aktienmärkte zwischen 5,8 und 7,0% nachgaben (Nasdaq sogar 11,0%), verzeichnete der globale Wandelanleihenmarkt ein Minus zwischen 2,7 und 4,5%. Beide Male trat der defensive Charakter der Wandler schön zum Vorschein.

Zu dieser Schutzfunktion gesellt sich eine langfristig fast so hohe Rendite wie bei Aktien. Wir haben dazu einen Vergleich angestellt. Dieser zeigt, dass Wandelanleihen von Dezember 1996 bis Ende Januar 2019 eine durchschnittliche Jahresrendite von 6,35% p.a. erzielten (Thomson Reuters Global Convertible Index, Euro hedged). Und damit etwas geringer als die jährliche Performance des Aktienindex MSCI World AC in Lokalwährung mit 6,75% p.a. und deutlich höher als der durchschnittliche Jahresertrag von 4,75% bei Unternehmensanleihen (ICE BofAML Global Broad Market Corp, Euro hedged). Dies ist insbesondere angesichts der bereits zehn Jahre dauernden Hausse bei Aktien bemerkenswert. Zudem liegt der Wandelanleihenindex mit einer durchschnittlichen jährlichen Volatilität von 10,21% im gleichen Zeitraum deutlich tiefer als der Aktienindex mit 14,16% und weist somit geringere Schwankungen auf.

Hybride Strategie beschränkt Risiko
Investoren können beim Anlegen in Wandelanleihen verschiedene Strategien wählen beziehungsweise nutzen. Am „gängigsten“ sind die hybride (Mischung aus Anleihen- und Aktienanlage), die defensive (anleihenähnliche) und die offensive (aktienähnliche) Strategie. Die Strategien unterscheiden sich durch den Kursbereich in welchem eine Wandelanleihe den Weg ins und auch aus dem Portfolio findet. Dadurch resultieren unterschiedliche Rendite- und Risikoeigenschaften der Strategien. Besonders die hybride Wandelanleihenstrategie ist im aktuellen Marktumfeld eine interessante Lösung für Investoren, die tendenziell konservativ eingestellt sind und Wert auf Schutz vor allzu großen Verlusten in Schwächephasen legen, aber nicht gänzlich auf die Aktienperformance verzichten möchten.

Hier kauft man Convertibles, die in der Nähe des Rückzahlungspreises notieren, wodurch das Verlustrisiko beschränkt ist. Dies setzt jedoch voraus, dass die Schuldnerqualität richtig einschätzt wird. Eine Wandelanleihe in diesem Kursbereich ist ausgewogen zwischen anleihen- und aktienähnlichem Charakter. Trotz beschränktem Verlustrisiko reagieren hybride Wandler zügig auf steigende Aktienkurse und partizipieren zu rund 50 bis 60% (bei einem weiteren Kursanstieg auch stärker) an einem Anstieg der Aktie. Eine hybride Wandelanleihenstrategie im klassischen Sinn legt daher Wert auf hohe durchschnittliche Schuldnerqualität, um einen starken „Bondfloor“ (Rückzahlungswert der Anleihe plus ausstehende Zinszahlungen) zu gewährleisten.

Diversifizierender Charakter
Ein weiterer bedeutsamer Aspekt der Wandelanleihe ist ihr diversifizierender Charakter im Portfolio. Denn der Wert eines Wandlers ist vorrangig von drei Hauptfaktoren abhängig: Neben der Richtung am Aktien- und Rentenmarkt ist dies die Volatilität der Börse. Hier gilt: Der Wert einer Wandelanleihe steigt mit zunehmender beziehungsweise fällt mit sinkender Börsenvolatilität. Das macht Sinn, denn in volatilen Märkten ist der Kapitalschutz der Wandelanleihe wertvoller und daher teurer.

Entscheidend ist die Tatsache, dass zwischen Börse und Volatilität ein inverser Zusammenhang besteht. Das heißt: bei fallenden Märkten und insbesondere im Crash nimmt die Volatilität markant zu, im stabil steigenden Umfeld sinkt sie. In Wandelanleihenportfolios werden Börsenschwankungen durch die Gegenläufigkeit der Bewertungskomponenten (Börse rauf, Volatilität runter) abgefedert. Dieser Effekt ist äußerst wirksam. Da reine Aktien/Anleihenportfolios nicht über einen vergleichbaren Ausgleichsmechanismus verfügen, sind Convertibles im Vorteil.

Sektoren-Allokation 2019 entscheidend
Angesicht der erwarteten zunehmenden Volatilität und steigenden Zinsen gehen wir davon aus, dass zahlreiche Investoren ihre Asset Allokation intensiv prüfen und vermehrt zur Anlageklasse der Wandler zurückkehren werden. Denn im Vergleich zu direkten Aktieninvestments, bei denen aufgrund der Volatilität die Positionierung deutlich erschwert ist, erleichtern Wandelanleihen das Timing und die Allokation deutlich aufgrund der impliziten Aktienmarkt-Timing-Komponente.

Derzeit identifizieren wir insbesondere im Bereich Gesundheitswesen Chancen, da hier zahlreiche M&A-Transaktionen zu beobachten und Kursgewinne der betroffenen Emittenten zu erwarten sind. Generell halten wir die Sektoren-Allokation in diesem Jahr und gezieltes Bond-Picking für elementare Faktoren, um erfolgreich im Wandelanleihenmarkt zu sein. Jedenfalls stehen die Chancen in diesen herausfordernden Anlagezeiten gut, dass dem leicht negativen Jahr 2018 ein positives Jahr 2019 folgt.

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*) Stephanie Zwick ist Leiterin des Wandelanleihenteams bei Fisch Asset Management in Zürich. Als Senior Portfolio Managerin Convertible Bonds fungiert sie als verantwortliche Managerin des FISCH Convertible Global Opportunistic Fund. Zwick verfügt über einen Master-Abschluss in International Business (Universität Maastricht) und trat im Jahr 2010 ins Unternehmen ein.