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Kommentar: Chancen in den Schwellenländern nutzen

Stabile Politik und unkorrelierte Vermögenswerte

Nick Parsons

Es mag erstaunlich erscheinen, aber das energiepolitische Umfeld in Asien könnte tatsächlich viel stabiler sein als das der meisten „entwickelten“ Volkswirtschaften. Während Europa zweifellos weltweit führend im Bereich der nachhaltigen Finanzen ist, sind viele westliche Länder in der Energiepolitik weniger stabil oder entschlossen. Sicherlich gibt es Fortschritte – die wir übrigens ausdrücklich unterstützen –, aber Asien hat seine Absichten, auf alternative Energiequellen umzusteigen, deutlicher zum Ausdruck gebracht.

Ein Grund dafür ist natürlich der sehr reale Bedarf an stabiler und lokal erzeugter Energie; denn das Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum in Verbindung mit der raschen Verstädterung bedeutet, dass der Energiebedarf Asiens exponentiell ansteigt. Auch erkennen die Regierungen in ganz Asien zunehmend die ökologischen Vorteile alternativer Energiequellen. Der vielleicht wichtigste Grund für diesen Wandel sind jedoch die wirtschaftlichen Vorteile, die mit alternativen Energiequellen verbunden sind. Denn die Diversifizierung der Energieerzeugung entlastet die Zahlungsbilanz, verringert die Einfuhren fossiler Brennstoffe und fördert die Innovation.

Infolgedessen sollte man dem regulatorischen Umfeld Asiens im Bereich der erneuerbaren Energien die Bedeutung zumessen, die sie hat und eine stabile Plattform für ausländische Investoren etablieren. Denn viele Länder in ganz Asien haben verdeutlicht, dass sie mehr ausländisches Kapital benötigen. Sie sind dabei, das politische Umfeld zu schaffen, Investoren das Investieren in der Region zu erleichtern, woraus sich attraktive Investitionsmöglichkeiten ergeben.

Chancen für Investoren
Ein kürzlich vom IWF veröffentlichter Blogbeitrag legt nahe, dass 2021 für ESG-Investitionen in Schwellenländern ein bahnbrechendes Jahr war und dass diese fast 18% der Auslandsfinanzierungen für Schwellenländer (ohne China) ausmachten – das Vierfache des Durchschnitts der letzten Jahre.

Dies ist vor allem im Kontext mit dem globalen Problem des Klimawandels von Bedeutung. Investoren mit klaren Klimazielen können mehr bewirken, wenn sie sich auf Chancen in den Schwellenländern konzentrieren, da die meisten Industrieländer bei der Umstellung auf umweltfreundliche Technologien weiter sind.

Nehmen wir den Stromverbrauch in Europa, der nach Angaben der International Energy Association in den letzten 20 Jahren nur um 7% gestiegen ist. Im Vergleich dazu hat sich der Stromverbrauch in Asien seit dem Jahr 2000 verdreifacht.

Der Stromverbrauch Asiens wird durch mehrere Faktoren angetrieben: Zum einen durch das Bevölkerungswachstum, das dazu führt, dass 2050 voraussichtlich 5,3 Mrd. Menschen in Asien leben werden. Zum zweiten durch eine schnell wachsende Wirtschaft: Vor der Pandemie verzeichnete Asien ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von 7% pro Jahr. Während der Pandemie ging diese Rate zwar zurück, doch neue Prognosen der Asiatischen Entwicklungsbank deuten darauf hin, dass Asien in diesem Jahr wieder ein Wachstum von 5,2% und 2023 von 5,3% erreichen wird – dank einer robusten Erholung der Inlandsnachfrage und einer anhaltenden Expansion der Exporte. Und der dritte Faktor ist die zunehmende Verstädterung, da immer mehr Menschen in die asiatischen Städte ziehen.

Diese Kombination führt zu einer steigenden Energienachfrage, die Anlegern, die in nachhaltige und erneuerbare Energien investieren wollen, eine beträchtliche Chance bietet.

Welche Rolle spielt der „Home Bias“?
Anleger werden immer in das investieren, was sie kennen. Das mag einige davon abhalten, die Schwellenländer als Anlageoption zu sehen. Eine solche „Heimatverbundenheit“ ist jedoch nicht immer eine erfolgreiche Strategie – wie die letzten fünf Monate gezeigt haben.

Viele glauben zum Beispiel, Staatsanleihen seien die sicherste Anlageklasse, wie die Deutschlands, da die deutsche Regierung das höchste Kreditrating unter den europäischen Staaten vorweisen kann. Aus Sicherheitsgründen werden viele europäische Anleger daher möglicherweise in deutsche Anleihen investieren, da dies näher an ihrem Heimatland liegt. Allerdings haben Anleger, die sich Anfang 2022 für diese Strategie entschieden haben aufgrund des Zinsanstiegs fast 15% ihres Kapitals verloren.

Dies ist nicht nur ein Problem bei Staatsanleihen, sondern gilt für alle traditionellen Anlageklassen. Auch die Aktienkurse sind seit Anfang des Jahres gesunken. Im Vergleich dazu haben sich börsennotierte Infrastrukturanlagen wesentlich besser entwickelt, da sie mit anderen Märkten nicht korrelieren. So haben beispielsweise die drei größten britischen Renewable Energy Investment Trusts (InVITs) seit dem Höchststand des S&P500-Index ohne Ausnahme positive absolute Renditen erzielt, während der S&P 500 seit Jahresbeginn um 22% gefallen ist. Unser eigener Investment Trust, der ThomasLloyd Energy Impact Trust plc (TLEI), der darauf abzielt, neben beständigen finanziellen Erträgen auch messbare soziale und ökologische Auswirkungen zu erzielen, liegt seit Anfang Januar immer noch im Plus.

Die „Lösung“ der Klimakrise
Die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Asien, das für mehr als die Hälfte der weltweiten Kohlenstoffemissionen verantwortlich ist. Daher können die globalen Netto-Null-Ziele ohne Investitionen in die schnell wachsenden Volkswirtschaften Asiens nicht erreicht werden.

Investoren, die das globale Problem des Klimawandels vor dem Hintergrund des aktuellen Marktumfelds lösen wollen, sollten in nachhaltige Infrastrukturanlagen investieren, die nicht mit dem Rest des Marktes korrelieren. Und das in Asien, das aktuell die attraktivsten Marktbedingungen bietet.

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*) Nick Parsons, Head of Research & ESG, ThomasLloyd Group