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„Der US-Corporates-Markt ist nicht überhitzt und liefert stabile Erträge, die sich bei vergleichbarer Unternehmensqualität auf dem europäischen Markt nicht darstellen lassen.“

IPE D.A.CH Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit TBF-Geschäftsführer Peter Dreide über den US-Corporate-Bond-Fonds des Unternehmens und wie es gelingen kann, mit Corporates eine aktuelle Rendite über der 2%-Marke zu erzielen.

Peter Dreide

IPE D.A.CH: Herr Dreide, US-Corporate Bonds sind seit dem Einstieg der Fed in den Investmentgrade-Markt in den letzten Monaten sehr gut gelaufen. Was bleibt aktuell für den Investor?
Dreide: Es ist im Investmentgrade in der Tat mittlerweile sehr schwierig, überhaupt noch Stücke zu bekommen. Die US-Fed kauft hier im Prinzip von US-Emittenten in US-Währung begebenen Anleihen fast völlig auf. Das freut uns bzw. unsere gehaltenen Bestände natürlich, macht es aber nicht einfacher dort noch vernünftige Renditen zu generieren – 2% sind kaum mehr realisierbar. Wir sehen daher wesentlich größeres Potenzial beim Thema High Yield und haben unseren Fokus darauf ausgerichtet.

IPE D.A.CH: Über welche Renditen sprechen wir hier?
Dreide: Im Bereich BB sehen wir am Markt aktuell Renditen zwischen 2,5% und 4,5%. Wir schauen hier insbesondere auf potenzielle Rating-Upgrades bei Unternehmen mit dieser Rating-Einstufung. Eine Neueinstufung auf BBB und damit in den Investmentgrade-Sektor hat zumeist deutliche Kursgewinne zufolge und insbesondere auch das angesprochenen Kaufprogramm der Fed für Investmentgrade macht es hochattraktiv, hier zu investieren.

IPE D.A.CH: Wo steht die laufende Verzinsung Ihres Portfolios?
Dreide: Wir liegen aktuell bei rund 2,9% laufender Verzinsung, so dass dem Euro-Investor auch nach der Währungsabsicherung aktuell noch rund 2,0% Rendite verbleiben. Vergleich ich das mit einem Euro Corporates Portfolio von gleicher Qualität, so liegen wir hier aktuell rund 150 Basispunkte höher. Mehr als 0,5% Rendite sind in Europa nicht zu erzielen, wenn überhaupt.

IPE D.A.CH: Sie haben bereits mögliche Rating-Upgrades als Baustein für Zusatzerträge angesprochen…
Dreide: Es gibt im Prinzip drei Bausteine: Übernahmeangebote, Anleiherückkäufe der Firmen und die angesprochenen Rating-Upgrades. Übernahmeangebote spielen nur eine untergeordnete Rolle, es ist sehr schwer darauf zu spekulieren. Anleiherückkäufe sind da schon interessanter. Firmen mit steigender Kreditqualität sind meist bestrebt, ihre Anleihen früher zurückzukaufen. Hier lassen sich meist mehrere 100 Basispunkte Extraertrag erzielen. Den Charme von Rating-Upgrade hatten wir ja schon diskutiert.

IPE D.A.CH: Könnten Sie dies noch mit einem Beispiel untermauern?
Dreide: Gerne! Ein sehr schönes Beispiel ist hier Dell. Wir sprechen dabei von einem Unternehmen mit einem soliden operativen Geschäft mit einer hohen Marge und starkem Cash-Flow. Durch die Übernahme von EMC hat man sich kurzfristig hoch verschuldet, aktuell rund 27 Mrd. US-Dollar. Dem steht allerdings ein Free-Cash-Flow von 7 Mrd. US-Dollar pro Jahr entgegen und eine Beteiligung an der EMC-Tochter VMware, die aktuell an der Börse höher bewertet wird als Dell insgesamt. Dell darf sich ab Herbst 2021 von VMware trennen. Durch einen Verkauf könnte sich ein positiver Impact auf das Rating von Dell und somit eine Eventrendite ergeben, entsprechend sind wir positioniert.

IPE D.A.CH: Lassen Sie uns auf die Fondsebene wechseln. Welches Risiko fahren Sie in diesem Markt aktuell?
Dreide: Wir versuchen in diesem volatilen Markt unsere Performance mit möglichst wenig Risiko zu erzielen. Das belegt auch die Volatilität seit der Auflage im Jahr 2015. Hier liegen wir mit 3,40% p.a. deutlich unter dem Marktdurchschnitt. Populäre Corporate Bond ETFs auf Investmentgrade oder High Yield liegen in diesem Zeitraum beispielsweise über 6% p.a.

IPE D.A.CH: ESG-Kriterien spielen ebenfalls eine wichtige Rolle?
Dreide: Absolut ja! Das ist bei uns mittlerweile ein fester Bestandteil für alle Portfolios die wir fahren. Unserer US-Corporate Bonds Fonds liegt beim ESG-Rating bei A. Wir haben hier kein investiertes Unternehmen, das in kontroversen Geschäftsfeldern wie Alkohol, Tabak, Kernenergie und Glücksspiel tätig ist.

IPE D.A.CH: Was sind dann aktuelle Schwergewichte im Portfolio?
Dreide: Auf der Investmentgrade-Seite sind dies beispielsweise Microsoft (AAA) und Constellium (AA). Im High Yield-Bereich hatte ich bereits Dell angesprochen. Ohne jetzt alle Titel aufführen zu wollen, wir fahren ein relativ konzentriertes Portfolio, da uns die Story hinter dem Unternehmen gefallen muss. Wichtig ist auch der Mix der in den Ratingklassen, ein Schwerpunkt bei uns ins sicher der angesprochene BB-Bereich.

IPE D.A.CH: Wie ist aktuell die Aufteilung zwischen Investmentgrade und High Yield?
Dreide: Wir liegen aktuell fast ausgeglichen mit 51% im Investmentgrade mit einer Rendite von 1,2% und die weiteren Portfoliopositionen in High Yield mit 4,9%.

IPE D.A.CH: Sehen Sie durch die nun deutlich geringeren Absicherungskosten für US-Dollar-Investments mittlerweile mehr Investoreninteresse als noch vor einigen Jahren?
Dreide: Das Interesse an der USA ist auf der Bondseite nicht unbedingt nach oben geschossen. Der Markt wird sowohl in den USA also auch in Europa von vielen Investoren als langweilig betrachtet, was es auf der anderen Seite für uns spannend macht. Der Markt ist nicht überhitzt und liefert stabile Erträge, die sich bei vergleichbarer Unternehmensqualität auf dem europäischen Markt nicht darstellen lassen.

IPE D.A.CH: Besten Dank für diese Einblicke.