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BondUpdate: US-Verbraucher – die Schuldendebatte

Dass die Verschuldung der US-Haushalte per Ende März im Vergleich zum Vorquartal um 0,9% auf 13,7 Billionen US-Dollar stieg, stellt eine gewisse Abweichung vom allgemeinen Trend dar, der sich seit dem Trauma der globalen Finanzkrise 2008-2009 herausgebildet hat.

Stephan Bannier

Bereits seit den 1960er Jahren war die Verschuldung der Haushalte um etwa 10% pro Jahr gestiegen und trieb so eine der am längsten laufenden globalen wirtschaftlichen Erfolgsgeschichten der Welt voran. Die Krise 2008-2009 veranlasste die Amerikaner jedoch, ihre Verschuldung drastisch zu reduzieren. Im Jahresvergleich verringerte sich diese um bis zu -8,2% - ein Rekordwert für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg – bevor sie zwei bis vier Jahre später in den positiven Bereich zurückkehrten.

Seit 2008 verharrt die Wachstumsrate des Schuldenstands jedoch meist unter der Marke von 5%. Ende 2018 lag sie gerade einmal bei relativ gedämpften 2,9%. Sollte sich dieser Trend aus dem letzten Jahrzehnt fortsetzen, könnte sich dies auf die Weltwirtschaft auswirken.

Ein wesentlicher Effekt dieser reduzierten Kreditaufnahme könnte das Rekordtief bei den Zinsen sein, sowohl in den USA als auch anderswo. Der Versuch der Kreditgeber, den Kreditzyklus bei – oder besser trotz – niedrigeren Zinsen wieder aufzunehmen, in Verbindung mit der gesehenen Reduzierung bei der Kreditaufnahme, trieb die Anleihekurse nach oben und im Umkehrschluss die Renditen nach unten. Ein zweiter Effekt: der Abwärtsdruck auf die Wachstumsraten bei den Zulieferstaaten der US, darunter China. Während Chinas schnelle Expansion durch Kredite auf Rekordniveau gehoben wurde, hat diese Schuldenlast in einigen Bereichen der Wirtschaft zu Problemen geführt.

Verschuldung der Haushalte in den USA, jährliches Wachstum (%)



Chart mit freundlicher Genehmigung von Brandywine Global. Quelle: Bloomberg, Stand: 31. Dezember 2018. Die vergangene Wertentwicklung stellt keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Diese Informationen dienen nur der Veranschaulichung und spiegeln nicht die Wertentwicklung einer tatsächlichen Investition wider.

Francis Scotland von Brandywine Global beschreibt die neuerdings vorsichtigen US-Verbraucher als die Vorboten des Endes eines globalen Kredit-Superzyklus, was wiederum einen neuen „Kreditnehmer ersten Ranges“ erfordern würde, um das Wachstum weltweit zu tragen.

Ganz unabhängig davon könnte die Erholung in den Bilanzen der US-Haushalte aus individueller Sicht als netto positiv angesehen werden. Immerhin ermöglicht dies neues Potenzial für erneute Ausgaben, wenn die Bedingungen es zulassen.

Im Aufschwung: 10-jährige chinesische Staatsanleihen
Der Anstieg der Kurse bei den chinesischen Staatsanleihen - und der damit verbundene Rückgang der Renditen von 3,44% am 19. April auf bis zu 3,26% am 14. Mai - kann aus gutem Grund als gute Nachricht angesehen werden. Die aktuelle Episode im Handelsstreit hat auf den meisten wichtigen Handelsplätzen der Welt zu Volatilität geführt.

Andererseits haben sich die Märkte schnell an den zunehmenden Nachrichtenfluss der letzten Tage angepasst. Einige sagen sogar, dass dies ein Zeichen für längerfristige Nachrichtenmüdigkeit sei. Jede erneute Eskalation von Ereignissen, sei es geopolitisch oder ökonomisch, trifft auf zunehmend desensibilisierte Ohren.

Im Falle der chinesischen Anleihen ist es jedoch möglich, die fallenden Renditen als Flucht in Qualität bei Anlegern in Lokalwährungsanleihen zu interpretieren. Sie suchen Zuflucht vor einer nachlassenden Kreditqualität der Unternehmen in der stärkeren Bonität der Zentralregierung.

Im Abseits: Chinesischer Yuan
Der Kurs der chinesischen Währung wird von der Chinesischen Nationalbank täglich entsprechend der Marktkräfte, die auf einen Währungskorb einwirken, bestimmt. Jedoch wird ihr Wert oft am US-Dollar gemessen. Die aktuellen Handelsspannungen zwischen den USA und China haben sich auf die Währung ausgewirkt, welche vom ihrem jüngsten Hoch bei 6,686 zum US-Dollar am 17. April auf nunmehr bis zu 6,885 gefallen ist. Das entspricht einer Veränderung von rund 3%. Der in Hongkong gehandelte „Offshore“-Yuan ist im gleichen Zeitraum auf bis zu 6,9906 zum Dollar gefallen.

Sowohl China als auch die USA haben die Verwendung der Währung als Handelswaffe abgelehnt. Dennoch scheint es so, als würden sich die Teilnehmer am Devisenmarkt ein Beispiel am turbulenten Treiben im Zollstreit nehmen.

Quelle für alle Daten: Bloomberg, Stand: 14. Mai 2019, sofern nicht anders angegeben.

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*) Stephan Bannier, CFA, ist Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.