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BondUpdate: High Yield – Endlich volljährig?

High Yield-Indizes in Europa und den USA überlebten eine regelrechte Ausverkaufswoche am Rentenmarkt, die durch die Aussichten auf höhere Zinsen auf beiden Seiten des Atlantiks ausgelöst wurde. Diese Widerstandskraft zeigt zum einen die zunehmende Reife und Qualität dieser Anlageklasse und zum anderen ihren immer stärker werdenden Gleichlauf mit den Aktienmärkten. Dennoch, die Woche wurde vom allgemeinen Ausverkauf bei Staatsanleihen dominiert. Dieser folgte der Veröffentlichung von erstmals seit 5 Monaten stark ausfallenden US-Inflationszahlen und ließ die Markterwartung für einen Zinsanstieg im Dezember ansteigen. In Großbritannien forderten einige eher gemäßigte Mitglieder der Bank of England ebenfalls einen Zinsschritt in den nächsten Monaten. Der US-Dollar stieg daraufhin stark und die US-Inflationserwartungen erreichten ein Viermonatshoch. Auch das Britische Pfund stieg auf den höchsten Stand seit Juni des letzten Jahres, also seit der Entscheidung, die EU zu verlassen. Auch deutsche Staatsanleihen verteuerten sich, angetrieben von einem starken ZEW-Erwartungsindex, welcher mit 17 deutlich über dem erwarteten Wert von 12 reinkam. Als neuestes Zeichen für das positive Momentum in Europa lassen sich zudem die regionalen Auto-Absätze bewerten, deren Wachstum im August bei 5,5% lag.

Klaus Dahmann

High Yield – wohl einer der aktienähnlichsten Anleihesektoren – widersetzte sich dem Trend und konnte vor dem Hintergrund eines höheren erwarteten Wachstums und niedriger Ausfallraten über die letzten fünf Handelstage Gewinne verbuchen. Europäische High Yield-Anleihen überflügelten dabei ihre US-Pendants - unter anderem wegen der weiterhin vorhandenen Unterstützung durch das Anleihen-Kaufprogramm der EZB. Anleihen aus den Schwellenländern litten dagegen unter dem erstarkten US-Dollar, obwohl ausgesuchte Lokalwährungen basierend auf starken Fundamentaldaten durchaus zulegen konnten: Der Russische Rubel beispielsweise gewann gegenüber der US-Währung, nachdem die Notenbank den Referenzzinssatz wie erwartet auf 8,50% senkte und damit Wachstumshoffnungen weckte. Der Ölpreis stieg über die 50-Dollarmarke und damit auf den höchsten Stand seit Mai. Dieser Anstieg kommt insbesondere den energielastigen US High Yield-Indizes entgegen.

Im Aufschwung begriffen
High Yield – mit dem Alter immer besser: High Yield-Indizes konnten über die letzten fünf Handelstage ihre Gewinne weiter ausbauen. So liegt die Wertentwicklung seit Jahresbeginn bei 6,6% in den USA und bei 5,4% in Europa. Neben den positiven globalen Wachstumsaussichten helfen dieser Anlageklasse auch die sich verbessernden langfristigen Fundamentaldaten. So machen beispielsweise die am besten bewerteten Anleihen im High Yield-Segment (Ba-Rating) mittlerweile knapp 43% des weltweit führenden US High Yield-Indexes aus – ein Anstieg um fünf Prozentpunkte über die letzten fünf Jahre. Gleichzeitig hat sich der Anteil der am niedrigsten bewerteten Anleihen (C-Rating) verringert, sodass sich die Qualität insgesamt verbessert hat (siehe Grafik). Die derzeit sehr niedrigen Ausfallraten wirken sich ebenfalls sehr positiv auf die Anlageklasse aus. Ihr Wert fiel laut JP Morgan im August auf eine annualisierte Rate von 1,1% - dem niedrigsten Stand seit März 2014. Kein Wunder also, dass High Yield-Anleihen ein zunehmend aktienähnliches Verhalten an den Tag legen: Die Korrelation zum S&P 500 Index stieg auf 0,43, von 0,35 im Mai.

High Yield: Top-geratete Firmen mit mehr Indexgewicht
(Die Balken geben die Bedeutung einzelner Rating-Klassen (in %) für den Index wider)


Quelle: Bloomberg Barclays, 21. September 2017. Ba, B, Caa und CaD sind Kreditratings im Nicht-Investment-Grade Bereich, gestuft nach Qualität, wobei Ba die höchste Qualitätsstufe im Nicht-Investment-Grade Bereich darstellt. Begriffserklärungen finden Sie im Disclaimer.

Portugal – zurück im Club: Nachdem unterschiedliche Programme des Internationalen Währungsfonds sowie der Europäischen Union Portugal mehrere Jahre dazu zwangen, den Gürtel enger zu schnallen, tragen die Bemühungen endlich Früchte: Die Rating-Agentur Standard & Poor’s hat am Freitag Portugals Länderrating wieder auf das begehrte Investment-Grade Niveau angehoben. Dies hat unmittelbar zu einer Verringerung der Renditen portugiesischer Staatsanleihen geführt. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen fiel nach der Heraufstufung auf 2,3%, von 2,8% nur drei Tage zuvor. Investoren fokussieren sich nun auf die europäischen Länder, die Standard & Poor’s weiterhin im Nicht-Investment-Grade Bereich sieht: Griechenland, Zypern, Türkei und Russland.

In Bewegung
Britische Staatsanleihen – neue Geschwindigkeitsbeschränkungen: Britische Staatsanleihen fielen über die vergangenen fünf Handelstage um nahezu 1% unter dem Druck der bald erwarteten Zinssteigerungen. Zu Beginn der Woche hatte der Gouverneur der englischen Zentralbank, Mark Carney, vor Publikum in Washington DC erklärt, dass der britische Entschluss, die Europäische Union zu verlassen, das ökonomische Potential des Landes schwächt – quasi eine Herabsetzung der Höchstgeschwindigkeit für das Wirtschaftswachstum. Da dies das Land anfälliger für eine Überhitzung macht, werden zügige Zinsanhebungen somit nötig. Auch von anderen Mitglieder der Bank of England vernahm man ähnliche Äußerungen. Dementsprechend stieg das Pfund um 2,5% gegenüber dem US-Dollar. Die Rendite von Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit sprang von 0,96% zu Beginn des Monats auf nunmehr 1,33%.

Warnsignale der Zentralbank stärken Pfund und steigern Anleiherenditen


Quelle: Bloomberg, 20. September 2017. USD: US-Dollar; yr: Jahr; RHS: rechte Skala. Vergangenheitsrenditen stellen keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Begriffserklärungen finden Sie im Disclaimer.

Yen – Export von Gütern, Import von Währungsschwäche: Über die letzten fünf Handelstage stürzte die japanische Währung um 3,3% gegenüber dem Dollar ab und zeigt damit die schwächste Performance der weltweit führenden Währungen. Die Bewegung war teils durch dieselbe Risikofreude beflügelt, die die führenden globalen Aktien-Indizes anhob und gleichzeitig die Nachfrage nach traditionell sicheren Anlagen wie dem Yen reduzierte. Auch die japanischen Fundamentaldaten bestätigten die optimistischere Stimmung im weltweiten Handel: Die Exporte des Landes stiegen im August um 18% gegenüber dem Vorjahresmonat – ein deutliches Zeichen für die gewachsene Nachfrage nach japanischen Erzeugnissen. Zudem spiegelte auch der Aktienmarkt die Besserung der Unternehmensaussichten mit einem Anstieg von 2,7% über die letzten fünf Handelstage.

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*) Klaus Dahmann ist Niederlassungsleiter und Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.

Quelle für alle Daten: Bloomberg und Barclays Capital; Stand: 20.September 2017, sofern nicht anders angegeben.