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„ELTIF 2.0 – eine neue Liga für Asset Manager und Anleger“

Am Markt ist ein rasant wachsendes Interesse an ELTIFs zu erkennen, die semi-professionellen Investoren sowie qualifizierten Privatanlegern einen leichteren Einstieg in illiquide Anlageklassen wie Private Equity-, Private Credit-, Infrastruktur- sowie Immobilieninvestments ermöglichen sollen. Christian Humlach von Aquila Capital gibt gegenüber Hedgework Auskunft über die Vorteile und das Potenzial von ELTIF 2.0.

Christian Humlach

Hedgework: Herr Humlach, können Sie kurz präzisieren, was ein ELTIF ist und worin sich dieser von einem UCITS-Fonds unterscheidet?
Humlach: Mit der Einführung von European Long Term Investment Funds (ELTIFs) im Jahr 2015 wollte es die Europäische Union auch Privatanlegern ermöglichen, in den Ausbau von Infrastruktur, Erneuerbarer Energien und in nicht börsennotierte Unternehmen zu investieren. Dies beinhaltet sowohl die Bereitstellung von Eigenkapital als auch die Umsetzung von Finanzierungen. Die entscheidenden Unterschiede liegen damit
1.       in den Vermögensgegenständen, die durch die Fonds erwerbbar sind. Während ein UCITS-Fonds grundsätzlich nur traditionelle liquide Anlagen tätigen darf, liegt der Schwerpunkt beim ELTIF in der Investition in illiquide Sachwerte, also im Bereich der sogenannten alternativen Anlagen, die bei UCITS-Fonds nicht erlaubt sind, und
2.       der daraus resultierenden Tatsache, dass ELTIFs aufgrund der mit Sachwerte-Investments verbundenen langfristigen Kapitalbindung in der Regel eingeschränkt in puncto der Liquidität sind.

Hedgework: Haben Sie ein Beispiel dafür?
Humlach: Gern. Ein im Bestand eines ELTIFs befindlicher Solarpark ist beispielsweise nicht täglich wieder verkäuflich. Auch Kredite für die Finanzierung eines Projekts haben normalerweise Laufzeiten von wesentlich mehr als einem Jahr. Dazu passt die kurzfristige, meist tägliche Liquidität von UCITS-Fonds nicht. Insgesamt überwiegen jedoch die vielen Gemeinsamkeiten beider Fondskategorien. Beispielsweise sind beides EU-weit regulierte und für Privatanleger konzipierte Anlagevehikel, die klaren regulatorischen Vorgaben bei der Diversifikation folgen. Zudem können sie rechtlich als depotfähiges Wertpapier ausgestaltet werden.

Hedgework: Das ELTIF-Modell ist ja eher mit Ladehemmung gestartet. Weshalb hat das bisher nicht funktioniert?
Humlach: In Brüssel wurde zunächst überreguliert. Einerseits sollten auch Kleinanleger investieren können, andererseits wurde eine Mindestinvestitionssumme von 10.000 Euro verlangt, was zudem nicht mehr als 10% des liquiden Vermögens eines Anlegers ausmachen durfte. Dies führte dazu, dass Anleger mit einem liquiden Vermögen von weniger als 100.000 Euro keine ELTIFs erwerben konnten. Hinzu kamen noch weitere Hürden beim Vertrieb. So war der Beratungsprozess für Banken sowie Vermittler von Finanzanlagen durch diverse Sonderregelungen vergleichsweise kompliziert und die Produktanbieter wurden vor sehr hohe Anforderungen bei Mindestvolumen und investierbarer Anlagen gestellt.

Hedgework: Sie bezeichnen ELTIF 2.0 als eine neue Liga für Asset Manager und Anleger. Was hat sich gegenüber ELTIF 1.0 geändert?
Humlach: Erstens bezeichne ich es als neue Liga, weil durch ELTIF 2.0 erstmals in Anlageklassen investiert werden kann, die bislang für Privatanleger in der Breite kaum zugänglich waren, sondern die vorwiegend für institutionelle Anleger zur Verfügung standen. Und zweitens beweist die Reform, dass man auf EU-Ebene die Probleme verstanden hat – mit der Folge, dass die Mindestanlagegrenzen aufgehoben wurden, die sich als großer Hemmschuh erwiesen haben. Zudem wurde der Beratungsprozess an die bekannten MiFID-II-Vorgaben angepasst und für die Asset Manager wurden die Anlagemöglichkeiten flexibilisiert. Beispielsweise wurden die Quote für Liquiditätsanlagen erhöht, bessere Co-Investmentmöglichkeiten geschaffen und auch weitere Finanzierungsvehikel bis hin zu reinen Dachfonds beziehungsweise Multi-Asset/Multi-Manager-ELTIFs erlaubt.

Hedgework: Wie ist der aktuelle Stand bezüglich der EU-Regulierung aus Brüssel?
Humlach: Die ELTIF-Reform wurde im Frühjahr 2023 verabschiedet und wird ab dem 10. Januar 2024 anwendbar sein. Die zuständigen EU-Behörden haben in diesem Zusammenhang durchblicken lassen, mit dem Ohr nah am Markt bleiben zu wollen. Das bedeutet, es soll sichergestellt werden, dass tatsächlich alle Mitgliedsländer mitziehen und sie keine neuen Hindernisse aufbauen. Die Behörden möchten hier unmissverständlich Investments auf gesamter EU-Ebene aktiv fördern. Das deutsche Infrastruktur-Sondervermögen dürfte dabei als rein nationales, aber ähnliches Vehikel nicht gerne gesehen werden.

Hedgework: Was macht einen ELTIF 2.0 für Anleger, Berater und Asset Manager attraktiv?
Humlach: Im Vordergrund sollte natürlich der Nutzen für Anleger stehen. Auch private Investoren können nun Möglichkeiten im Bereich alternativer Investments nutzen, zum Beispiel in Form von Private Equity, Private Debt oder auch Infrastruktur. Die hierzu zählenden Assets sind nicht oder zumindest deutlich weniger von den Stimmungsschwankungen an der Börse abhängig. Ihre Wertentwicklung ist häufig nahezu unkorreliert mit der von Aktien- wie auch Rentenanlagen. Des Weiteren können Berater ELTIFs in ihre Anlagevorschläge aufnehmen – analog zu den bekannten UCITS-Fonds – und diese auch im Wertpapierdepot einfach in die Performance-Berichte einfügen.

Hedgework: Wie könnte eine mögliche Investmentstrategie für Direktanlagen in nachhaltiger Infrastruktur aussehen?
Humlach: Infrastruktur-Werte stellen quasi die nächste Generation von Immobilien-Assets dar. Sie sind nicht mobil und besitzen für die Zukunft eine essenzielle Bedeutung, von der Anleger mittels einer eigenen Strategie profitieren können. Sie können somit in Solarparks, Windkraftanlagen oder auch die Finanzierung von Batteriespeichern für die produzierte Erneuerbare Energie oder Energie-Effizienzprojekte investieren. Bisher war dies nur für institutionelle Anleger mit hohen Investmentbeträgen sinnvoll möglich. Charakteristisch für die Fondsbranche lautet das Stichwort hier: Diversifikation! Mit einem Fondsanteil kann in verschiedene Technologien zum Beispiel aus den Bereichen Solar, Wind etc. und in unterschiedliche Entwicklungsstufen investiert werden. Zudem können Anleger auch geografisch in viele verschiedene Standorte in unterschiedlichen Ländern diversifizieren. Dies ist vergleichbar mit einem Offenen Immobilienfonds, wobei essenzielle Infrastruktur noch vielfältigere Renditemöglichkeiten bietet.

Hedgework: Welches Potenzial messen Sie der Assetklasse ELTIF in Deutschland bei?
Humlach: Deutschland beheimatet den größten Fondsmarkt in Europa. Laut Zahlen des Branchenverbands BVI beträgt das Kapitalvolumen bei Publikumsfonds in Deutschland rund 1.200 Mrd. Euro inklusive der kaum rentierlichen offenen Immobilienfonds mit rund 130 Mrd. Euro. Der Anteil an geschlossenen Publikumsfonds mit Sachwertbezug liegt derzeit noch bei unter 1% des Gesamtvolumens, weil bislang die Möglichkeiten nicht vorhanden waren, die sich zukünftig durch den ELTIF eröffnen. Daher haben wir bereits seit einigen Jahren über Verbriefungsfonds mit Portfolios in diesen Anlageklassen versucht, einen Impact zu generieren. Mit der Green Development Note haben die Anleger zum Beispiel 2022 eine Rendite von 8,8% erwirtschaften können. Dieser Ansatz ist aber immer noch mit dem Nachteil eines komplexen Finanzproduktes verbunden und wird die bestehende Lücke daher nicht schließen können.

Hedgework: Was können ELTIFs hier leisten?
Humlach: Da eine Beimischung nicht börsengelisteter Privatmarktanlagen aus Portfoliosicht einen hohen Beitrag für eine bessere risikobereinigte Performance liefert, halte ich es für realistisch, dass ELTIFs innerhalb der kommenden Jahre einen ähnlichen Anteil wie offene Immobilienfonds erreichen können. Denn der ELTIF ist die einzige europaweit regulierte Fondsstruktur für Privatanleger in diesen Anlageklassen. Dies macht ihn auch für Produktanbieter ideal für einen Vertrieb in der Breite, was langfristig Kostenvorteile mit sich bringen dürfte.

Hedgework: Welche Pläne verfolgt Ihr Haus bezüglich ELTIF 2.0?
Humlach: Über die Jahre haben wir sehr viel Erfahrung im Bereich nachhaltiger Infrastruktur gesammelt. Mit rund 700 Mitarbeitern innerhalb der Aquila Group betreuen wir eines der größten Portfolios für Erneuerbare Energie in Europa. Mit DAIWA, einem der bedeutendsten asiatischen Investoren, verfügen wir über einen strategischen Partner und Mitinhaber und besitzen somit eine starke Plattform auch für Investments im dynamisch wachsenden asiatisch-pazifischen Raum. Zudem profitieren wir von einer starken Pipeline mit einer hohen Anzahl an Projekten. Daher ist es konsequent und sinnvoll, unsere Ressourcen und Kompetenzen zukünftig auch für Privatanleger über einen ELTIF-Impact-Fonds zugänglich zu machen. Mit einem sehr ähnlichen Fonds haben wir in den letzten Jahren bereits überaus positive Ergebnisse erzielt, was sich in Form von Top-Rankings ausdrückt. Jedoch war diese Strategie bislang nicht als Wertpapier für Privatanleger zugänglich.

Hedgework: Womit ist konkret zu rechnen?
Humlach: Um die Energiewende zu erreichen, braucht es enorme Investitionen und damit attraktive Investmentmöglichkeiten, die wir mit einem ELTIF nun auch Privatanlegern zugänglich machen können. Wir werden daher bereits im Rahmen der aktuellen ELTIF-Regulierung eine Strategie für Investments ausschließlich in Clean Energy Infrastruktur auflegen, die hinsichtlich Laufzeit und Liquidität ähnlich einem offenen Immobilienfonds sein wird. Es handelt sich dabei um einen Impact-Fonds mit einer konservativen Investmentstrategie, der erst einmal exklusiv im Private Banking und über qualifizierte Beratung bei ausgewählten Banken und Finanzspezialisten erwerbbar sein wird.

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Christian Humlach, Head Wholesale Client Advisory bei Aquila Capital, ist für die Entwicklung des Wholesale-Geschäfts in Deutschland und Österreich mitverantwortlich. Er betreut sowohl Anleger als auch Vertriebspartner wie Banken, Dachfonds, Vermögensverwalter und Finanzberater. Christian Humlach verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Kundenberatung und im Produktmanagement von Kapitalanlagen. Seit dem Jahr 2000 ist er im B2B-Vertrieb von Investmentfonds tätig. Nach mehreren Jahren in der Anlageberatung war er unter anderem in der Geschäftsentwicklung im Asset Management von UBS, Principal Global und Legg Mason aktiv, bevor er 2017 zu Aquila Capital kam.

Aquila Capital ist Teil der Aquila Group, einer Investmentgesellschaft mit Fokus auf Entwicklung und Management essenzieller Sachwertanlagen, um durch Investitionen in Erneuerbare Energien und nachhaltige Infrastrukturprojekte zur globalen Energiewende und Dekarbonisierung der Weltwirtschaft beizutragen und gleichzeitig den Aus- und Aufbau von wichtiger Infrastruktur zu stärken. Die Aquila Group verfolgt den Ansatz, reale Sachwertanlagen frühzeitig zu initiieren und zu entwickeln und verwaltet 14,7 Mrd. Euro für Investoren weltweit.