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Kommentar: Hebelwirkung statt Gießkanne: ELTIF 2.0 bringt privates Kapital in Bewegung

Deutschlands Infrastruktur ächzt. Marode Brücken, schleppender Ausbau erneuerbarer Energien und stockende Digitalisierung prägen das Bild – und das, obwohl die Schuldenpakete der Bundesregierung eigentlich ein starkes Signal senden sollten. Doch so sinnvoll die geplanten 50 Mrd. Euro pro Jahr auch sind: Sie reichen nicht aus. Der jahrzehntelange Investitionsstau lässt sich nicht allein mit öffentlichen Mitteln aufholen. Was jetzt gebraucht wird, ist ein Paradigmenwechsel – weg von der Gießkanne, hin zum Hebel. Privates Kapital muss in großem Stil mobilisiert werden.

Ludger Wibbeke

Und das Potenzial ist da: Rund 2,8 Billionen Euro liegen auf den Konten deutscher Haushalte. Dieses Kapital kann und muss aktiviert werden – effizient, breit gestreut und mit einem praktikablen Zugang zu nachhaltigen Infrastrukturprojekten. Genau hier setzt der überarbeitete ELTIF 2.0 an.

15 Billionen Euro – und kein einfacher Weg
Nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa steht vor einer Jahrhundertaufgabe: Laut EU-Kommission beläuft sich der Investitionsbedarf bis 2040 auf rund 15 Billionen Euro. Es geht dabei nicht nur um vernünftige Autobahnen – sondern um die Grundlage wirtschaftlicher Resilienz, sozialer Teilhabe und einer gelingenden Transformation hin zu einer nachhaltigen, digitalisierten Gesellschaft.

Doch die Hürden für Investoren waren bislang hoch. Der erste Anlauf der EU mit dem European Long-Term Investment Fund blieb hinter den Erwartungen zurück. Gerade einmal 14 Mrd. Euro flossen seit 2015 über das Vehikel – zu restriktiv waren die Anforderungen, zu wenig flexibel die Struktur. Das hat sich mit der Neuauflage geändert.

Mit dem ELTIF 2.0 dreht sich der Wind
Die überarbeitete Regulierung bringt substanzielle Verbesserungen: vereinfachter Zugang für Privatanleger, erweiterte Investitionsspielräume und die Möglichkeit, auch über Dachfonds zu investieren. In Deutschland hat die BaFin die neuen Spielräume zügig umgesetzt und zusätzliche Flexibilität geschaffen. Ob Publikums- oder Spezialfonds, offen oder geschlossen – der ELTIF 2.0 ist in unterschiedlichen Strukturen einsetzbar und kann auf verschiedenste Assetklassen ausgerichtet werden.

Diese Anpassungen machen ihn zu einem echten Wendepunkt. Der ELTIF 2.0 verbindet langfristiges Kapital mit langfristigen Projekten. Er eröffnet privaten wie institutionellen Anlegern neue Chancen auf planbare, stabile Erträge. Und er liefert das, was der Markt derzeit dringend braucht: ein robustes, reguliertes Produkt, das auf nachhaltige Investitionen setzt.

Fazit: Der ELTIF 2.0 ist mehr als ein Fondsvehikel – er ist ein politisches Werkzeug
Wenn es gelingt, den ELTIF 2.0 intelligent zu nutzen und mit einer entschlossenen Regulierungspolitik zu kombinieren, kann er zum Motor eines echten Infrastrukturaufschwungs werden. Die BaFin hat ihre Hausaufgaben gemacht – jetzt ist die Politik gefragt. Denn ohne privates Kapital bleibt das Modernisierungsvorhaben der Bundesregierung nur ein leeres Versprechen.

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*) Ludger Wibbeke, Geschäftsführer der Hansainvest