Foundation | Welcome

Menu


„Windkraft wird bald ohne staatliche Förderung wirtschaftlich sein“

Erneuerbarer Energien sind global auf dem Vormarsch. Zunehmend zieht das Thema auch institutionelle Investoren an, insbesondere die Bereiche Sonnen- und Windenergie. Hier versprechen staatlicher Garantien gut kalkulierbare Cash Flows. IPE Institutional Investment Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Richard Zellmann, Geschäftsführer bei First Private Investment Management, über die Aussichten der Assetklasse, insbesondere beim Thema Wind.

Richard Zellmann

IPE Institutional Investment: Herr Zellmann, vor ziemlich genau einem Jahr haben wir über Ihre Aktivitäten im Bereich Solarenergie gesprochen. Wie ist hier der Stand?
Zellmann: Unser Solarfonds ist mittlerweile erfolgreich platziert und geschlossen. Hintergrund ist das bereits im vergangenen Jahr formulierten Versprechen an die involvierten institutionellen Anleger, dass wir nur neue Gelder annehmen werden, solange die Rendite des Fonds nicht leidet. Dies war zu einem gewissen Zeitpunkt – wie sie der Diskussion um die Reduzierung der Förderung entnehmen konnten – nicht mehr gegeben.

IPE Institutional Investment: Nach Solar steht nun das Thema Wind bei Ihnen auf der Agenda. Wo stehen Sie hier in der Planung?
Zellmann: Die Fondshülle ist als SICAV-SIF als zweiter Teilfonds unter dem Dach unseres Luxemburger Umbrella-Vehikels bereits am Start. Hier hilft uns natürlich die für den Solarfonds geleistete Strukturierungsarbeit. Auch sind wir bereits bei ersten Objekten in der Due Dilligence, das heißt die Pipeline ist bereits gefüllt. Auf der Investorenseite haben wir bislang die Anleger unseres Solarfonds angesprochen und bereits erste Commitments bekommen. Den breiten Markt werden wir nun ab September angehen.

IPE Institutional Investment: Sie sprachen bereits die drastischen Änderungen bei der Solarförderung an, erwarten Sie nach der Bundestagswahl auch beim Thema Wind signifikante Änderungen?
Zellmann: Nein, es kann sicher zu kleineren Änderungen kommen, aber insgesamt zählt das Thema Windenergie parteiübergreifend noch zu den „gehätschelten“ Themen. Kurzfristig glaubt daher am Markt kaum jemand an signifikante Einschnitte. Außerdem ist Windkraft bereits „sehr nahe am Markt“, das heißt sie wird auch bald ohne staatliche Förderung wirtschaftlich sein.

IPE Institutional Investment: Zuletzt stand beim Thema Windenergie das Thema „off-shore“ in der Kritik…
Zellmann: Mit durchaus nachvollziehbaren Argumenten. Im Gegensatz zu „on-shore“, wo wir über eine Jahrzehnte gereifte Technologie sprechen, die bereits starke Effizienzsteigerungen aufweisen kann, ist hier vieles noch unerprobtes Neuland. Sie sind vermutlich auch wenig überrascht, wenn ich Ihnen sage, dass institutionelle Adressen im Prinzip überwiegend „on-shore“ Lösungen suchen.

IPE Institutional Investment: Wie tickt die Branche insgesamt, ist der Markt ansatzweise mit dem Solarmarkt vergleichbar?
Zellmann: Im Gegenteil, so ist die Nachfrageseite beispielsweise komplett anders aufgestellt. Große Investoren wie die Allianz oder die MEAG investieren hier direkt in große Parks. Zudem treten insbesondere auch die Stadtwerke auf der Käuferseite auf. Für sie spielt Rendite dabei nur eine untergeordnete Rolle, hier geht es mehr um den Energiemix.

IPE Institutional Investment: Ist für Sie wie beim Thema Solar nur der deutsche Markt von Interesse?
Zellmann: Nein, wir setzen beim Thema Wind ganz gezielt auf ein internationales Portfolio, allerdings mit dem Schwerpunkt Deutschland. Zum einen da die Leistung der Windparks deutlich stärker schwankt als im Bereich Solar und eine entsprechend breitere geographische Diversifikation fordert. Zum anderen liegen die „windstarken“ Märkte auch in wirtschaftlich stabilen Ländern, namentlich in Nordeuropa. Hier fühlen wir uns wohler, als in den solartechnisch interessanten Märkten in Südeuropa. Auf diese zu verzichten, war für den Solarfonds sicher die richtige Entscheidung.

IPE Institutional Investment: Wie sehen Sie den Zeitplan für den Windfonds?
Zellmann: Projekte im Bereich Wind dauern in der Regel mit ein bis zwei Jahren bis zur Fertigstellung etwas länger als im Bereich Solar. Entsprechend sind wir in der Planung vorsichtig. Angesichts der angesprochenen aktuellen Pipeline kann ich mir allerdings bereits erste Ausschüttungen für die Anleger im Jahr 2015 auf Basis der 2014 erreichten Erträge vorstellen.

IPE Institutional Investment: Erträge sind ein gutes Stichwort. Wo sehen Sie die Renditeperspektiven für die Anleger?
Zellmann: Wir gehen von bis zu 8% Rendite auf Projektebene aus. Entsprechend halte ich eine Größenordnung von 6% nach Kosten auf Fondsebene für definitiv darstellbar.

IPE Institutional Investment: Welche Rolle spielt dabei die günstige Fremdfinanzierung?
Zellmann: Die günstigen Finanzierungskosten tragen sicher hier ihren Teil dazu bei. Auf dem derzeitigen Niveau würde die Rendite bei 100% Eigenkapital für Anleger wohl eher bei 4% liegen. Die Energiewende insgesamt profitiert mit Sicherheit von den niedrigen Zinsen. Die Kosten hierfür wären sonst vermutlich um einiges höher.

IPE Institutional Investment: Herr Zellmann, besten Dank für die Einblicke!