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Studie zur Innovationsbereitschaft in der Immobilienwirtschaft vorgelegt

Die EBS Universität und Real I.S. haben zum zweiten Mal eine qualitative Expertenbefragung für das jährliche „Innovationsbarometer der deutschen Immobilienwirtschaft“ durchgeführt. Zentrale Erkenntnis: Wegweisende Veränderungen brauchen mehr Zeit, um sich durchzusetzen.

Die Immobilienwirtschaft erwartet für die Zukunft erheblichen Anpassungsbedarf, dennoch herrscht aktuell eine abwartende Haltung bei den Unternehmen. Obwohl das Thema Digitalisierung in aller Munde ist, bleibt die Umsetzung wegweisender digitaler Neuerungen verhalten.

Selbst die sogenannten PropTechs („Property Technology“), die per Definition das Technologische in ihrem Geschäftsmodell verankert haben, scheinen nur in kleinen Schritten auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen. So ist das Dauerthema Regulierung auch in diesem Jahr präsent, allerdings hat sich die Haltung der Unternehmen hierzu verändert, wie eine aktuelle qualitative Expertenbefragung der EBS Universität und der Real I.S. zeigt.

Die Branche ist aufmerksam und befasst sich mit zukunftsrelevanten Themen. „Keiner möchte den Wandel verschlafen und die Zukunftsfähigkeit des eigenen Unternehmens gefährden. Daher ist es umso wichtiger, rechtzeitig die reaktive Haltung abzulegen und den Wandel aktiv mitzugestalten“, rät Dipl.-Ing. Susanne Hügel, die am Real Estate Management Institute (REMI) der EBS Universität zum Thema Innovation in der Immobilienwirtschaft forscht.

Gerade im Bereich Beratung sei der Transformationsdruck im Vergleich zum vergangenen Jahr am stärksten gewachsen. Dafür verantwortlich sind in großem Umfang die Anpassungen und Mehrleistungen, die sich aus den Veränderungen des gesetzlichen Umfelds in den anderen Bereichen ergeben und nun von den Kunden eingefordert werden. Dies habe vor allem einen Anstieg der Komplexität, des Wettbewerbs (u. a. durch anspruchsvollere Kunden) und der Investitionskosten für IT zur Folge.

Dennoch kommen technologische Lösungen weiterhin meist nur in der Unterstützung von Kommunikation und Prozessen zum Einsatz, ohne die Geschäftsmodelle wegweisend zu beeinflussen und zu (r)evolutionieren, so das Fazit der Umfrage. Ähnlich sei es um die Digitalisierung im Immobilienmanagement bestellt. Selbst die PropTechs, junge Unternehmen mit technologischem Fokus, scheinen bisher nur eine untergeordnete Rolle zu spielen, da ihre Lösungen in vielen Fällen für Player mit institutionellen Kunden noch nicht als ausreichend vollumfänglich bewertet werden.

Im Bereich Finanzierung wie auch Investment hat der Transformationsdruck demnach sogar nachgelassen. Erstaunlicherweise glauben die Experten, für den Investmentbereich noch mit den bisherigen Instrumenten und Prozessen auszukommen. „Man setzt bei neuen Technologien in erster Linie auf die Digitalisierung und Verbesserung interner Prozesse, damit über Kostensenkungen die Wettbewerbsfähigkeit steigt“, erläuterte dazu Jochen Schenk, Vorstand der Real I.S. AG.

Hinzu komme, dass als Nebeneffekt der Regulierung durch Basel III Marktteilnehmer ausgeschieden sind und damit der Konkurrenzdruck weniger stark ist. So sei auch im Bereich Finanzierung aktuell von einer markttypischen Lage die Rede. Man hat sich an die neue Normalität gewöhnt, die Anstrengungen durch die Regulierung sind einigermaßen verkraftet. Da aber in der Zukunft weitere regulatorische Eingriffe erwartet werden, wird der Veränderungsdruck aktuell nicht so stark wahrgenommen.

Die Studie „Innovationsbarometer der Immobilienwirtschaft 2017“ wurde gemeinsam vom Real Estate Management Institute (REMI) der EBS Universität unter Professor Dr. Peter Russo mit Unterstützung der Real I.S. AG durchgeführt. Bereits zum zweiten Mal wurden Interviews mit Experten aus den Teilgebieten Investment, Finanzierung, Beratung und Immobilienmanagement durchgeführt, sodass erstmals Trendverläufe in den jeweiligen Subsektoren zu erkennen sind. Die zum Zeitpunkt der Vorjahresuntersuchung antizipierten Veränderungen kommen demnach 2017 noch nicht voll zum Tragen. „Die Immobilienwirtschaft scheint sich noch weiter in ihrer Komfortzone zu befinden und für wegweisende Veränderungen mehr Zeit zu brauchen“, resümierte Susanne Hügel.

Für die kommenden Jahre sieht Hügel eine Reihe von Fragen auf die Branche zukommen: Hat die heterogene Struktur der Immobilienwirtschaft eventuell eine innovationsbremsende Wirkung? Könnten von einer stärkeren Kundenzentrierung, wie sie in anderen Industrien verbreitet ist, richtungsweisende Impulse für neue, fortschrittliche Dienstleistungen ausgehen? Und welche Veränderungen könnten förderlich sein, um die guten Ideen der PropTechs zu noch besseren, ganzheitlicheren B2B-Lösungen zu vernetzen? Es bleibt spannend, zu sehen, wohin die Entwicklung geht, wenn die erwarteten Veränderungen tatsächlich Realität werden.