Foundation | Welcome

Menu


Ressourcenknappheit: Investitionsidee in Zeiten des Klimawandels

Der siebenmilliardste Erdenbewohner hat vor kurzem das Licht der Welt erblickt, und in 40 Jahren dürfte die Menschheit auf über neun Milliarden anwachsen. Während die Nachfrage nach Konsumgütern und Nahrungsmitteln wächst, sind Ressourcen wie Erze, Boden und Erdöl beschränkt. Die Frage, wie Angebot und Nachfrage wieder stärker in Einklang zu bringen sind, beschäftigt internationale Gremien und spezialisierte Firmen. Für den Anleger heißt dies, dass zum Beispiel der Landwirtschaftssektor über Jahrzehnte ein Thema bleiben wird.

Sreejith Banerji

Die jüngsten Wetterkapriolen sind vielleicht die augenfälligsten Begleiterscheinungen globaler Veränderungen, die von Menschen herbeigeführt wurden. Die gefühlten Auswirkungen halten sich im Moment zwar noch in Grenzen: Nach einem extrem trockenen und warmen Herbst dürften sich zumindest in Mitteleuropa Hoffnungen auf eine weiße Weihnacht zerschlagen haben. Doch langfristig droht der Klimawandel, der in diesen Tagen wieder bei einer internationalen Konferenz im südafrikanischen Durban thematisiert wird, zu einem echten Problem zu werden.

Nachfrage- und Klimaprobleme werden sich besonders im Agrarsektor akzentuieren. Die Welt als Ganzes wird zwar feuchter, aber in einigen für den Ackerbau geeigneten Regionen fällt kein Regen mehr. Die Erderwärmung beschleunigt offensichtlich auch den Wasserkreislauf der Erde und verursacht Überschwemmungen und Trockenheit.

Markt- und Wetterentwicklungen bestimmen auch die Lebensmittelpreise: Langfristig treibt die starke Nachfrage in den Schwellenländern, die ein höheres Einkommen und veränderte Ernährungsgewohnheiten widerspiegelt, das Niveau in die Höhe. Mit dem zunehmendem Wohlstand einer Bevölkerung steigt auch deren Konsum von Fleisch und Milchprodukten. Um ein Kilogramm Fleisch zu produzieren, bedarf es mehrerer Kilogramm Getreide und 16.000 Liter Wasser. Auch der Anstieg der Preise für Erdöl, einem wichtigen Faktor in der Lebensmittelproduktion, spielt eine wichtige Rolle. Generell sorgen die Launen der Natur – die diesjährigen Überschwemmungen in den Getreideanbaugebieten der USA oder die Dürre in Russland im Jahr 2010 – für zum Teil große Schwankungen bei den Preisen.

Ausdehnung der Ackerflächen fraglich
Um mehr als neun Milliarden Menschen ernähren zu können, muss die gesamte Nahrungsmittelproduktion um 70% erhöht werden. Der Großteil der Zunahme soll durch eine Steigerung der Erträge und Ernteintensität erzielt werden, der Rest durch eine Ausdehnung der Ackerflächen. Letzteres ist aber schneller gesagt als getan, denn viele Böden eignen sich kaum als Ackerland. Außerdem sind die Süßwasserquellen vielerorts erschöpft. Bleibt also nur die Verbesserung der Ernteerträge und -intensität durch vermehrten und effizienteren Einsatz von Düngemitteln und Saattechnologie. Allerdings benötigen moderne, schädlingsresistente Samensorten ein stabiles Klima.

Selbst ohne Berücksichtigung der Auswirkungen des Klimawandels müsste die landwirtschaftliche Produktivität dazu jährlich bereits um ein Prozent gesteigert werden. Nach Einbeziehung von Klimaeffekten ist laut der Weltbank aber eine Steigerung um 1,8% erforderlich.

Ein großes Problem ist, dass jährlich ein Drittel der für den menschlichen Konsum hergestellten Lebensmittel verloren geht oder weggeworfen wird. Während sich die Nahrungsmittelverschwendung in den reichen Ländern überwiegend auf Handel und Konsumenten zurückzuführen lässt, ist hierfür in den ärmeren Regionen die schlechte Infrastruktur verantwortlich.

Kauf von Boden wird zum Thema
Als Reaktion auf die global steigende Nachfrage nach Lebensmitteln erwerben reiche Nationen landwirtschaftliche Flächen in Entwicklungsländern. Die Golfstaaten, China, Südkorea und Indien suchen seit längerem nach Möglichkeiten, landwirtschaftliche Erzeugnisse im Ausland zu produzieren. Das Reich der Mitte kauft oder pachtet doppelt so viele Anbauflächen wie andere Staaten.

Der Ansturm auf Ackerflächen ist Vorbote einer grundsätzlich neuen Entwicklung: Kaufwillige Nationen gehen häufig Kooperation mit privaten Agrargesellschaften ein. Letztere übernehmen nach Abschluss eines Vertrages zwischen den Regierungen die Verwaltung der Flächen. Neben dieser Gruppe, der in erster Linie die Nahrungssicherheit ihrer Bewohner am Herzen liegt, sind auch von wirtschaftlichen Interessen angelockte Akteure auf den Zug aufgesprungen. Investmenthäuser, Private-Equity-Gesellschaften, Hedgefonds und Rohstoffhändler wittern große Gewinne, die sich mit fruchtbaren Ackerböden generieren lassen.

Auch Wasser wird immer stärker zum Thema im Zusammenhang mit Ernährungsfragen. Davon zeugen die Diskussionen beim Weltwirtschaftsforum in Davos zwischen Abgesandten der Nahrungsmittelindustrie und Regierungsvertretern.

Auf Unternehmen mit speziellem Know-how setzen
Wie lassen sich Anlagechancen im Zusammenhang mit solchen globalen Veränderungen wahrnehmen? Eine Lösung könnte sein, ein Portfolio aus spezialisierten Unternehmen mit zukunftsträchtigen Geschäftsmodellen unter besonderer Berücksichtigung von Nachhaltigkeit zu zimmern. Themenfonds wie beispielsweise der "Vontobel Fund – Global Trend Future Resources" fokussieren auf sich erschöpfende und erneuerbare Ressourcen. Einerseits konzentriert man sich auf Firmen, die Lösungen für die drängenden Probleme unserer Zeit entwickeln. Das können Unternehmen sein, denen es gelingt über nachhaltige Innovationen und technologischen Fortschritt Ersatzstoffe zu entwickeln, Ressourcen besser zu managen oder über einen effizienteren Abbau die Verknappung zu verlangsamen. Andererseits setzt das Fondsmanagement auf Qualitätsunternehmen mit großem Ertrags- und Kurspotential setzen, die zugleich hohe Standards in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) erfüllen. Dies entspricht einem anhaltenden Trend: Gemäß dem Forum Nachhaltige Geldanlagen, einem Fachverband für nachhaltige Geldanlagen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, betrug das entsprechende Volumen in diesen Ländern im Jahr 2010 51,9 Mrd. Euro. Dies entspricht einem Plus von 37% gegenüber dem Vorjahr.


---
*) Sreejith Banerji ist Portfoliomanager des Vontobel Fund – Global Trend Future Resources.