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Kommentar: Inflation - was Investoren beachten müssen

Notenbanken und Politiker halten einen leichten, stetigen Anstieg der Verbraucherpreise für ideal. Eine geringfügige Teuerung fördert das Wirtschaftswachstum – denn sie veranlasst die Verbraucher, Güter und Dienstleistungen schon heute zu kaufen, weil sie morgen teurer sein werden. Ist die Inflation aber zu hoch, leidet die Kaufkraft. Eine Deflation, also ein nachhaltiger Preisrückgang, bewirkt das Gegenteil: Die Käufer halten sich zurück, warten sie doch darauf, dass morgen alles billiger ist. Das dämpft die Konjunktur.

Jonathan Hubbard

Schuldner wissen ein wenig Inflation durchaus zu schätzen. Wenn die Preise steigen und die Einkommen hoffentlich nachziehen, sinkt der Anteil der Zinsausgaben an den Haushaltsausgaben. So ist es zumindest bei festverzinslichen Krediten wie Hypothekendarlehen. Auch große Fremdkapitalemittenten wie Regierungen und Unternehmen haben gegen einen gewissen Preisanstieg nichts einzuwenden.

Zwei Arten der Inflation
Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Inflation. In den USA gab es während der Erholung von der Coronakrise von beidem etwas. Da ist zunächst die Nachfragesoginflation, auch bekannt als Demand-Pull Inflation. Dazu kommt es, wenn die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen das Angebot übersteigt. Letztes Jahr gab es immer wieder Beispiele dafür, als die Wirtschaft nach dem Lockdown wieder zu arbeiten begann. Anders ist es bei der Kostendruckinflation, der Cost-Push Inflation. Dann lassen, oft infolge eines Angebotsschocks, höhere Löhne und Rohstoffpreise auch die Verbraucherpreise steigen.

Konsequenzen für Anleger
Inflation ist der natürliche Feind von Anleiheninvestoren, weil sie die Kaufkraft von Festzinscoupons im Laufe der Zeit verringert.

Aber auch für Aktieninvestoren kann Inflation eine Herausforderung sein, vor allem kurzfristig – obwohl Aktieninvestments oft gut vor den Folgen einer moderaten Inflation geschützt haben. Doch wenn die Faktorkosten steigen, können die Gewinnmargen kurzfristig unter Druck geraten. Das gilt vor allem bei Unternehmen in sehr wettbewerbsintensiven Branchen und mit einer entsprechend geringen Preismacht. Seit 1945 sind die Aktienmärkte bei einer hohen Inflation mehrmals eingebrochen. Vor allem in den 1970ern, als die Teuerung zwei Mal zweistellig war, waren sie besonders schwach.

Hinzu kommen die indirekten Folgen der Inflation. Wenn die Notenbanken mit Zinserhöhungen reagieren, kann dies den Kursen ebenfalls schaden. Die zukünftigen Cashflows eines Unternehmens müssen dann mit einem höheren Diskontfaktor abgezinst werden, sodass ihr Kapitalwert fällt. Wachstumsaktien sind deshalb besonders zinssensitiv. Investoren sollten das angesichts der derzeitigen Kombination aus niedrigen Zinsen und hohen Bewertungen stets im Blick haben.

Klassischer Inflationsschutz
Zu Anlagen, die traditionell vor Inflation schützen, zählen Sachwerte wie Immobilien und Rohstoffe, Substanzwerte, die meist niedriger bewertet sind und deswegen weniger zinssensitiv sind als Wachstumsaktien, inflationsindexierte Staatsanleihen (TIPS) sowie variabel verzinsliche Papiere.

Ungünstig war eine steigende Inflation hingegen meist für lang laufende Anleihen, anleihenähnliche Aktien wie Versorgertitel, Infrastrukturanlagen ohne Inflationsindexierung und Wachstumsaktien.

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*) Jonathan Hubbard, Managing Director, Investment Solutions Group, MFS Investment Management