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IPE Real Estate Awards – Podiumsdiskussion: Regeln schützen nicht vor der Zukunft

Bei den IPE Real Estate Awards äußerten sich die Diskussionsteilnehmer kritisch zum Thema Regularien und vorsichtig, was zukünftige Risiken betrifft.

„Werden uns all die neuen Regularien wirklich vor zukünftigen Krisen schützen?“, fragte sich Marcus Cieleback, Leiter Research bei Patrizia Immobilien, in einer Diskussionsrunde anlässlich des IPE Real Estate Award-Seminars in München vergangene Woche.

„Die Krisen der Zukunft könnten ganz anders aussehen. Die derzeitigen Regularien orientieren sich an der Vergangenheit und versuchen, Fehler aus dieser Vergangenheit zu vermeiden.“

Cieleback hielt außerdem fest, dass bei der steigenden Zahl an neuen Regeln noch gar nicht absehbar sei, wie die diversesten Vorschriften einander gegenseitig beeinflussen.

„Wir müssen viel flexibler und kreativer sein, wenn es z.B. um die Frage geht, wie politische Risiken die Märkte beeinflussen. Wir müssen mehr über strategische Szenarios nachdenken und vielleicht das Undenkbare denken.“

Wenzel Hoberg, CEO der Triuva, früher IVG Institutional Funds, befürchtet noch mehr Regulierungen nach dem Brexit: „Mit Großbritannien verlässt das einzige Land die EU, dass die Regularien in Schach gehalten hat.“

Er warnte auch vor direkten Auswirkungen auf die Portfolien: „Regularien treiben institutionelle Investoren in höhere Anleihequoten und weg von Immobilien, insbesondere Immobilien mit Fremdfinanzierung.“

Deutlich zu sehen seien die gestiegenen Reporting-Anforderungen auch in der Länderauswahl, erläuterte Hoberg: „Der Fokus in den Portfolios unserer Investoren hat sich von einem, der deutlich außerhalb Deutschlands lag, zu einem der nun wieder deutlich Deutschland in den Vordergrund stellt, verändert. Die Investoren sehen zwar die Diversifikationseffekte, diese werden jedoch u.a. durch den höheren Reporting-Aufwand ausgelöscht.“

Hoberg ergänzte, dass die Investoren vor allem Asien scheuen, auch wegen eines höheren Risikobewusstseins, während zum Beispiel viele im US-Markt investiert bleiben. Osteuropa sei „gerade erst wieder im Kommen nachdem es lange in Ungnade gefallen war“.

Durch mehr Regularien schrumpfe auch die Auswahl an Managern, weil kleinere Firmen aufgrund der steigenden Anforderungen durch die Regulatoren „konsolidieren müssen“.

Auch Cieleback warnt vor Regularien als Mitentscheidern: „Sie können unser Verhalten beeinflussen, weil wir glauben, dass alles reguliert ist und wir damit nicht zur Verantwortung gezogen werden können.“

Speziell im Immobilienbereich sei es nicht hilfreich, dass Risikomanager mehr und mehr wie Anleihen- und Aktien-Anleger denken: „Für Immobilien haben wir nicht die selben Daten und die selbe Transparenz, um die gleichen Kennzahlen zu ermitteln.“

Zum Thema Brexit und Regularien hielt Cieleback fest: „Jeder ist sich über die Langzeitauswirkungen einig, aber niemand tut im Moment etwas, weil die kurzfristigen Auswirkungen nicht sicher sind. Das hält Investoren zurück, die eigentlich langfristig denken.“